Der älteste je beobachtete Komet
Spannend auch: Dieser interstellare Komet könnte sehr alt sein – möglicherweise entstand er schon vor sieben Milliarden Jahren. „Wir schätzen die Wahrscheinlichkeit auf zwei Drittel, dass dieser Komet älter ist als unser Sonnensystem“, sagt Lintott. Der eisige Brocken könnte schon kurz nach seiner Entstehung aus seinem Heimatsystem ausgeschleudert worden sein und driftet seither durch die interstellaren Weiten unserer Galaxie.
„Unsere statistischen Methoden legen nahe, dass 3I/ATLAS der älteste Komet sein könnte, den wir jemals gesehen haben“, sagt Hopkins. Er hat im Rahmen seiner Doktorarbeit ein Analysemodell entwickelt, mit dem sich Alter und Merkmale interstellarer Objekte auf Basis ihrer Orbits und möglichen Ursprungsorte eingrenzen lassen. Das Modell wurde erst eine Woche vor der Entdeckung von 3I/ATLAS fertig.
„Es ist eine fantastische Gelegenheit, unser Modell an etwas so Brandneuem und gleichzeitig uralten auszuprobieren“, sagt Hopkins. Das sogenannte Ōtautahi-Oxford-Modell ist das erste Werkzeug, mit dem sich interstellare Objekte auf diese Weise erkunden lassen.
Zeitraffer-Aufnahme des interstellaren Objekts 3I/ATLAS, aufgenommen vom Very Large Telescope in Chile.© European Southern Observatory (ESO)
Im Visier der Teleskope
Zurzeit ist 3L/ATLAS noch rund 670 Millionen Kilometer von der Sonne entfernt, er hat die Bahn des Jupiter passiert und bewegt sich auf die Marsbahn zu. Mit zunehmender Annäherung heizt die Sonnenstrahlung seine Oberfläche auf und löst das Ausgasen von Wassereis und anderen flüchtigen Substanzen aus. Astronomen gehen deshalb davon aus, dass der interstellare Komet mit der Zeit einen immer deutlicheren Schweif und eine kometentypische Koma um seinen Kern entwickeln wird.
Position und Bahn des interstellaren Objekts 3I/ATLAS. © NASA/JPL-Caltech
„3I/ATLAS zeigt bereits erste Anzeichen von Aktivität, es ist wirklich eine spannende Zeit“, sagt Michele Bannister von der University of Canterbury in Neuseeland. „Einige der größten Teleskope der Welt sind auf dieses neue interstellare Objekt gerichtet.“ Deren Daten könnten schon in naher Zukunft verraten, worum es sich bei diesem extrasolaren Bescher wirklich handelt und woraus er besteht.
Ende 2025 und Anfang 2026 könnte der interstellare Himmelskörper auch für Amateurteleskope sichtbar werden. Denn 3L/ATLAS wird im Oktober 2025 seinen sonnennächsten Punkt ungefähr auf Höhe der Marsbahn erreichen, bevor er dann wieder Kurs aus unserem Sonnensystem hinaus nimmt. (National Astronomy Meeting 2025, Beitrag 751)
Quelle: Royal Astronomical Society
14. Juli 2025
– Nadja Podbregar