Oliver Rowland ist Formel-E-Weltmeister 2025! Beim Sonntagsrennen der Formel E in Berlin reichte dem Nissan-Piloten ein vierter Platz, um den Titel bereits zwei Saisonrennen vor dem Ende einzutüten. 59 Punkte Vorsprung hat Rowland auf seinen ersten Verfolger Pascal Wehrlein, der den Titel nicht verteidigen konnte. „Ich kann es nicht glauben, ich habe es schon eine Weile versucht“, zeigte sich der Brite am Funk emotional.

Für Wehrlein verkam das Rennen zu einem Desaster. Nachdem der Porsche-Werksfahrer von der Pole gestartet war und in der ersten Rennhälfte an der Spitze mitkämpfte, wurde er schließlich durchgereicht und beendete das Rennen auf P16. Auch für Dan Ticktum im Kiro-Porsche und Antonio Felix da Costa im zweiten Werks-Porsche, die von den Positionen zwei und drei gestartet waren, ging es nur rückwärts. Felix da Costa rettete auf P9 noch zwei Zähler, Ticktum belegte nur den 15. Platz. Porsche hat beim Saisonfinale in London aber noch alle Chancen, die Team- und Hersteller-Weltmeisterschaft zu gewinnen. In beiden Wertungen liegt der deutsche Autobauer vorne.

Exklusiv: Kein Porsche-Wechsel von Dan Ticktum in Formel E 2026Exklusiv: Kein Porsche-Wechsel von Dan Ticktum in Formel E 2026Rowland und Nissan feiern ersten WM-Titel, Nick Cassidy siegt

Somit feiert Rowland den ersten Titelgewinn für sein Nissan-Team, das 2018 die Startlizenz in der Formel E von Schwestermarke Renault übernommen hatte. In Renault-Form hatte das Team zuletzt 2017 den Team-Titel gefeiert. Auch für Rowland selbst ist es der erste Titel nach 92 Starts in der Elektroweltmeisterschaft. Für die Marke Nissan ist es der erste WM-Titel seit 2011 als der japanische Autohersteller die FIA GT1 Weltmeisterschaft für sich entschied.

Das Rennen gewann schlussendlich auch am Sonntag ein Jaguar-Werksfahrer. Nick Cassidy siegte mit 1,533 Sekunden Vorsprung auf Jake Dennis im Kundenporsche von Andretti, nachdem er in der 36. von schlussendlich 41 Rennrunden die Führung final übernommen hatte. Das Podium komplettierte Jean-Eric Vergne im DS Penske.

Hinter Rowland folgte Vortagessieger Mitch Evans auf Rang fünf. Taylor Barnard (McLaren-Nissan) und Felipe Drugovich folgten auf dem sechsten und siebten Platz. Drugovich gab an diesem Wochenende im Mahindra-Werksboliden sein Formel-E-Debüt als Ersatz für den bei der WEC in Sao Paulo startenden Stammfahrer Nyck de Vries. Nico Müller im zweiten Andretti-Porsche, Felix da Costa und Sergio Sette Camara (Nissan), der an diesem Wochenende ebenfalls als Ersatzpilot für Stammfahrer Norman Nato im Einsatz ist, schlossen die Punkteränge ursprünglich ab. Müller wurde jedoch für eine Kollision mit Sam Bird im Nachhinein eine 10-Sekunden-Strafe aufgebrummt, die den Schweizer aus den Punkten warf. Jake Hughes (Maserati-DS) rückte in die Top-10 auf.

Podium mit Jake Dennis (Andretti), Sieger Nick Cassidy (Jaguar) und Jean-Eric Vergne (Penske)Podium mit Jake Dennis, Sieger Nick Cassidy und Jean-Eric Vergne, Foto: IMAGO / PsnewZEnergiesparschlacht kehrt in Berlin zurück

Anders als im Samstagsrennen kehrte am Sonntag wie erwartet die sogenannte Energiesparschlacht zurück, bei der sich die Fahrer teilweise kampflos zurückfallen lassen, um so im Windschatten des vorausfahrenden Autos Energie zu sparen. In Berlin tritt dieses Phänomen besonders stark auf, das Rennen gilt laut mehreren Teamverantwortlichen als das Event im Kalender, bei dem am meisten mit der Energie gehaushaltet werden muss.

Die Führung wechselte dementsprechend besonders in der ersten Rennhälfte wild hin und her. Das Feld insgesamt lag extrem dicht beieinander, nach 14 Runden trennten die 22 Piloten nicht einmal neun Sekunden auseinander. Bemerkenswerterweise kam es dabei jedoch anders als in der Vergangenheit nur zu wenigen Kontakten. Hierzu beigetragen könnten neue Racing-Richtlinien, welche die FIA vor dem Wochenende auf Drängen der Fahrer eingeführt hatte, um das Phänomen des Moving Under Braking zu bekämpfen.

Abt bleibt nach Kraftakt punktlos, Maximilian Günther fällt aus

Lola Yamaha Abt rund um das deutsche Team Abt Sportsline blieb auch am Sonntag beim Heimrennen punktlos. Lucas Di Grassi beendete das Rennen auf dem 13. Platz, sein Teamkollege Zane Maloney schied kurz vor dem Rennende aus. Auch Lokalmatador Maximilian Günther stellte seinen DS Penske sechs Runden vor Schluss ab. Der dritte Deutsche im Feld, David Beckmann, konnte im zweiten Berlin ePrix nur P17 erreichen.

Das Auto von Lucas Di Grassi in der Startaufstellung in BerlinBeim Abt von Lucas Di Grassi fehlten Teile der Lackierung, Foto: Motorsport-Magazin.com

Abt hatte nach Di Grassis schweren Unfall im 3. Training das Chassis komplett austauschen müssen, wie Teamchef Thomas Biermaier gegenüber Motorsport-Magazin.com bestätigte. Ein enormer Kraftakt, den das Team letztlich aber erfolgreich bewältigte. Es ist das erste Mal überhaupt in der Geschichte der Gen3-Ära der Formel E, dass ein Chassis innerhalb eines Tages und nicht über Nacht erfolgreich neu aufgebaut wurde. Herhalten mussten dafür allerdings Teile der Sonderlackierung, mit der Abt anlässlich des Starts des neuen Superman-Films an diesem Wochenende unterwegs ist.

Rennen dreimal unterbrochen

Für eine Safety-Car-Phase sorgte in der 19. Runde Envision-Pilot Sebastien Buemi als er seinen Boliden mit einem augenscheinlich technischen Problem zwischen den Kurven 2 und 3 abstellte. Nach 21 Runden konnte das Rennen im Anschluss bereits wieder fortgesetzt werden.

Bereits in Runde 23 folgte jedoch die nächste Safety-Car-Phase, nachdem Nico Müller im Andretti-Porsche und Barnard-Teamkollege Sam Bird im Kampf um die zehnte Position kollidiert waren. Bird musste seinen Boliden abstellen. Die Stewards untersuchen den Vorfall. Nach 25 Runden wurde der Berlin ePrix erneut freigegeben.

Noch einmal wurde das Renngeschehen in der vorletzten Runde kurzzeitig mit einer Full-Course-Yellow-Phase unterbrochen als Robin Frijns ebenfalls seinen Envision-Boliden abstellen musste.

Anders als im Samstagsrennen kam der neuartige Pit Boost wie immer an einem Sonntag nicht zum Einsatz. Bei der Nachlade-Technologie werden die Akkus in rund 30 Sekunden um etwa zehn Prozent nachgeladen. Ob der Pit Boost auch 2026 zum Einsatz kommen wird, ist noch unklar, denkbar ist auch ein weiterer Einsatz aber bei abgeändertem sportlichem Format. Eine Entscheidung wird nach Saisonende fallen.

Formel E 2025: So geht es weiter

Nach dem Berlin-Wochenende neigt sich die Formel-E-Saison 2025 langsam aber sicher dem Ende zu. In London steht vom 25. bis 27. Juli noch ein letzter Double Header mit zwei Rennen an, dann steht in allen drei Wertungen fest, wer Weltmeister wird. Zuvor steht am morgigen Montag aber noch der mittlerweile fast traditionelle Rookie-Test in Berlin an, bei dem 22 Piloten ohne ePrix-Erfahrung die Möglichkeit erhalten, Kilometer in einem Formel-E-Boliden zu sammeln.

Formel E: Rennkalender 2025Formel E 2025: WM-Stand nach 14/16 Rennen

Pos.FahrerTeamPunkte 1 Oliver Rowland Nissan 184 2 Pascal Wehrlein Porsche 125 3 Taylor Barnard McLaren-Nissan 112 4 Nick Cassidy Jaguar 102 5 Antonio Felix da Costa Porsche 101