Ein Mikrofon steht im Scheinwerferlicht einer roten Lampe

AUDIO: Reime, Rhetorik und Rampenlicht: „Kampf der Künste“ feiert 20 Jahre (4 Min)

Stand: 14.07.2025 14:05 Uhr

2005 begann es mit einem kleinen Slam im Zeise Kino. Heute ist „Kampf der Künste“ eine feste Größe der Hamburger Kulturszene und ein Urgestein in der Szene der Spoken Word Shows. Beim Jubiläum im Schauspielhaus traf Bühnenpoesie auf Beats, Drinks – und ganz viel Nostalgie.

von Antonia Reiff

Der Slam-Poet Julius Fischer aus Leipzig sitzt am Flügel und widmet zum Auftakt dem „Kampf der Künste“ ein eigenes Lied. Auf der Bühne steht eine kleine Bar. Dahinter mixt Hinnerk Köhn in Weste und mit Fliege Drinks für die Künstlerinnen und Künstler des Abends. Am rechten Bühnenrand, wie immer, seit 20 Jahren DJ Martin Moritz, der zwischendurch Platten auflegt. David Friedrich moderiert den Abend. Sie alle kennen sich, sind ein eingespieltes Team und blicken gemeinsam zurück.

Vor 20 Jahren lernte ich noch die ersten wackeligen Reime spinnen,
versuchte mich an Pointen und dachte ernsthaft, es ginge ums Gewinnen.
Vor meinem ersten Poetry Slam im Zeise-Kino in Hamburg-Ottensen
war meine größte Angst, dass die Leute mich direkt ausbuhen, weil ich aus München bin.

Ausschnitt aus der Jubiläumsshow „20 Jahre Kampf der Küste“

Zum Jubiläum im Schauspielhaus kommen die Allstars der Poetry Slam Szene: verschiedene Künstler*innen, die seit vielen Jahren beim Kampf der Künste auf der Bühne stehen und sich dem Urteil des Publikums stellen. An diesem Jubiläumsabend soll einfach gefeiert werden, es gibt keinen Wettbewerb und keine Bewertung.

Poetry und Comedy Slams: Für jeden was dabei

Anna Bartling hat mit fünfzehn Jahren beim Kampf der Künste Slam im Haus 73 angefangen. Heute kann sie davon leben und hat einen Text über das älter werden dabei: „Wenn ich Bock auf Botox habe, dann knall ich mir das Zeug so dermaßen in die Fresse rein. Ich bin Pro-Aging, ich runzle meine Stirn aus Widerstand, ich möchte, dass man mir mein Leben ansieht.“

Im Publikum sind viele, die seit Jahren zu den Poetry und Comedy Slams von Kampf der Künste kommen. „Was ich ganz cool finde ist, dass für alle Generationen was dabei ist, weil die Texte ganz unterschiedlich sind und jeder sich mehr oder weniger auf eine gewisse Art und Weise angesprochen fühlt und sich damit identifizieren kann“, erzählt eine Zuschauerin.

Der Anfang war noch eher Rock ’n‘ Roll

Angefangen hat der „Kampf der Künste“ 2005 ganz klein im Zeise Kino in Ottensen. Jan-Oliver Lange hat damals an der Kinokasse gearbeitet. Als die Spätvorstellungen abgeschafft werden sollten, hatte er eine Idee: „Ein alter Schulfreund von mir, Michel Abdollahi, hat damals schon Poetry Slam gemacht – als Slammer.” Lange fragt ihn, ob sie nicht einen Poetry Slam gründen wollen. Die Idee: Abdollahi moderiert und Lange organisiert. „Dann haben wir eine Veranstaltung gemacht“, erinnert sich Lange. „Es waren 18 Leute da. Die Veranstaltung war gut, aber es war sehr leer. Mit den nächsten Monaten hat sich das dann langsam gefüllt und weiterentwickelt.“

In der Anfangszeit hatte der Slam noch viel mehr Rock ’n‘ Roll Charakter: Es gab wenig Budget und die Slammer haben bei Jan-Oliver Lange in der Wohnung auf dem Boden geschlafen. Über die Jahre ist „Kampf der Künste“ vom Nischenformat in der Kleinkunst zum Sprungbrett für Kabarettisten und Comedians wie Till Reiners, Hazel Brugger oder Felix Lobrecht geworden. „Es ist absolut atemberaubend und natürlich auch ein sehr emotionaler Abend. Ich hätte damals, als wir damit angefangen haben, niemals gedacht, dass es 20 Jahre später immer noch da und so groß sein würde. Wobei, nach zwei Jahren waren wir hier zum ersten Mal schon im Schauspielhaus ausverkauft“. Schon da dachte Lange, dass die Veranstaltung sich etwas länger halten könnte.

Offene Poetry Slams für und in Hamburg

Und so gibt es seit 20 Jahren regelmäßig offene Slams in Hamburg im Haus 73, im Zeise Kino, im Ernst Deutsch Theater und jedes Jahr einen Poetry Slam Day in der Elbphilharmonie. Das nächste Stand Up-Programm findet am 25. Juli im Mojo Club stett und ein Best of Poetry Slam ist am 14. August beim Stadtpark Open Air zu erleben.

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