In Erlangen hat ein über 35 Jahre alter Betrieb Insolvenz angemeldet. Schuld sind Umsatzrückgänge. Wie geht es für die Firma und ihre rund 150 Mitarbeiter jetzt weiter?
Frankenweit sehen sich derzeit zahlreiche Unternehmen mit finanziellen Schwierigkeiten konfrontiert. Der angeschlagene Dienstleister Dataform aus Roßtal (Landkreis Fürth) wurde unlängst verkauft. Die rund 230 Beschäftigten wurden dem neuen Eigentümer zufolge übernommen. Unklar ist hingegen, wie es mit der Defacto GmbH mit Sitz in Erlangen weitergeht. Das Technologie- und Beratungsunternehmen, das sich auf die digitale Transformation im Kunden-, Daten- und Prozess-Management spezialisiert hat, befindet sich in wirtschaftlicher Schieflage.
Das 1989 gegründete Unternehmen hat einen Insolvenzantrag gestellt. Der Geschäftsbetrieb laufe aktuell in vollem Umfang weiter, erklärt die Kanzlei Schultze & Braun, die ihrerseits nun versucht, den kriselnden Akteur nachhaltig neu aufzustellen. „Die Aufträge und Projekte werden wie geplant bearbeitet und umgesetzt“, heißt es in einer aktuellen Medieninformation. Laut Kanzleiangaben beschäftigt Defacto gegenwärtig rund 150 Arbeitnehmer. Ziel sei jetzt der Erhalt möglichst vieler Arbeitsplätze.
Erlanger Defacto GmbH meldet Insolvenz an – „unvorhersehbare und kurzfristige Umsatzrückgänge“
„Wir starten umgehend mit der Ansprache potenzieller Investoren“, wird Rechtsanwalt Volker Böhm von Schultze & Braun zitiert, der vom Amtsgericht Fürth zum vorläufigen Insolvenzverwalter bestellt wurde. „Erste Gespräche hatte Defacto bereits vor dem Insolvenzantrag geführt, daran knüpfen wir umgehend an“, so Böhm. Grund für die ökonomische Talfahrt seien „unvorhersehbare und kurzfristige Umsatzrückgänge“ durch die Verschiebung und Absage von eingeplanten Kundenaufträgen gewesen. Die dadurch entstandene Liquiditätslücke habe das Unternehmen aus eigener Kraft nicht mehr schließen können.
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Das Geschäftsmodell der Erlanger Firma: Wie die Insolvenzkanzlei schildert, unterstützt Defacto Unternehmen branchenübergreifend dabei, Kundenbeziehungen nachhaltig zu gestalten und optimieren, indem es Technologien wie beispielsweise Künstliche Intelligenz einsetzt. Zu den Kunden des über 35 Jahre alten mittelfränkischen Betriebs zählen Akteure aus den Bereichen Einzelhandel, Automotive, Pharma, Finanzen und weiteren Branchen.
Welche Auswirkungen hat die Insolvenz für die Belegschaft? „Die Löhne und Gehälter der rund 150 Mitarbeitenden von Defacto sind bis Ende September über das sogenannte Insolvenzgeld gesichert“, heißt es in der am 11. Juli veröffentlichten Kanzleimitteilung. Das gestartete Verfahren soll genutzt werden, um die begonnene Neuausrichtung fortzusetzen und abzuschließen. „Ich bin zuversichtlich, dass dies gelingen kann, da Defacto grundsätzlich ein zukunftsfähiges Geschäftsmodell hat“, erklärt der vorläufige Insolvenzverwalter.
Investor für über 35 Jahre altes Unternehmen gesucht – rund 150 Mitarbeiter müssen bangen
Die Beschäftigten des Technologie- und Beratungsunternehmen seien bereits über die aktuelle Situation und die nächsten Schritte informiert worden. Tochtergesellschaften der Defacto GmbH sind laut Kanzlei vom vorläufigen Insolvenzverfahren ausgenommen.
Keine Zukunft hat indessen die Firma Formenbau Köhler mit Sitz in Veitsbronn im Kreis Fürth. Nach der erfolgten Geschäftsaufgabe werden momentan Maschinen und andere Gegenstände aus dem Fundus des Unternehmens im Zuge einer Onlineauktion versteigert. Auch ein 500-Kilo-Kran mit Kettenzug findet sich unter den Losen.