Medienrunde mit dem Hertha-Präsidenten

Wer wird neuer Geschäftsführer, Fabian Drescher?

Hertha-Präsident Fabian Drescher (l.) im Rahmen einer Medienrunde (Philipp Höppner/rbb)Bild: Philipp Höppner/rbb

Hertha-Präsident Fabian Drescher und Finanzgeschäftsführer Ralf Huschen stellten sich am Montag im Trainingslager den Fragen der Reporter. Neuer Geschäftsführer, die DFL-Lizenz und die Causa Bobic: die wichtigsten Fragen und Antworten.


Wie läuft die Suche nach einem neuen Geschäftsführer? Wird es, wie in den Medien zuletzt zu lesen war, Peter Görlich?

Fabian Drescher: Ich werde weiterhin keinen Namen kommentieren. Also nicht jetzt. Nicht heute. Und wenn es was zu vermelden gibt, dann werdet ihr das rechtzeitig erfahren.


Was soll der neue Geschäftsführer alles mitbringen?

Drescher: Er soll schon ein erhebliches Maß an Sportkompetenz mitbringen, aber vor allem auch im strukturellen Bereich. Damit wir die Möglichkeit haben, eine Struktur zu entwickeln, die auch nachhaltig und vorausschauend ist, sodass Hertha BSC mal auf Strecke planen kann und nicht nur auf Sicht. Das ist unser Wunsch, dass wir wirklich Strukturen schaffen, die dann auch eine Zeit lang überdauern und die nicht von Personen abhängig sind.


Wie soll der neue Geschäftsführer mit Ralf Huschen zusammenarbeiten?

Drescher: Ralf ist für uns jetzt kein Interimsgeschäftsführer, wie ich es jetzt irgendwo mal gelesen habe, sondern Ralf ist unser Geschäftsführer. Er wird auch weiterhin Geschäftsführer bleiben. Wir suchen nur einen weiteren, der Ralf dann unterstützt.


Wann soll die Entscheidung fallen? Noch vor dem Start der neuen Saison?

Drescher: Wir haben gesagt, der oder die Geschäftsführerin muss zu Hertha BSC passen, genauso wie Hertha BSC zu ihm oder zu ihr passen müsste. Und von daher lassen wir uns nicht treiben. Wir sind in unserem Zeitkorridor. Wir haben auch gesagt, wir gehen die ganze Saison-Planung unabhängig von der Geschäftsführer-Suche an und die läuft ja auch unabhängig davon.


Es wird auch nach einer neuen Akademie-Leitung gesucht. Wird mit dieser Entscheidung auf den neuen Geschäftsführer gewartet?

Ralf Huschen: Wir gehen jetzt auf die Top-5-Kandidaten zu und wir werden uns auch da nicht treiben lassen. Ich kann natürlich auch nicht abschätzen, wann ein neuer Geschäftsführer kommen wird und wir können diese Stellen nicht ewig vakant halten. Das heißt also, wir wollen schon im Prozess auch diese Person finden und das können wir auch unabhängig vom neuen Geschäftsführer machen.


Wie steht es um die DFL-Lizenz? Auf der Mitgliederversammlung hieß es, es gibt einen Plan.

Huschen: Plan A ist die Anleihe zurückzuführen, dafür sind jetzt noch vier Monate Zeit. Wir haben einen Refinanzierungsplan dafür. Wenn nichts dazwischen kommt, zum Beispiel Weltwirtschaftskrise, Zollstreit, werden wir die Anleihe zurückführen. Wenn doch etwas dazwischen kommt, dann hätten wir natürlich die Option der Verlängerung der Anleihe.


Die Kapitalanteile von Hertha BSC, die im Besitz von Investor „777 Partners“ waren, wurden vor kurzem zwangsversteigert. Sie sind nun im Besitz der Firma „A-CAP“. Gibt es Kontakt?

Drescher: Wir stehen im Austausch mit A-CAP. Es gibt wieder Kontaktaufnahmen zueinander. Der Austausch hat sich wieder ein bisschen intensiviert. Aber was jetzt den weiteren Verkauf der Anteile oder einer weiteren Veräußerung seitens von A-CAP angeht, da ist der Stand unverändert.


Gibt es Neuigkeiten zum Thema Hertha-Stadion?

Drescher: Da müssen wir in Absprache mit der Regierung, mit dem Senat, immer ein bisschen aufpassen. Was wir jetzt sagen können: Wir sind weiterhin im Austausch. Die Expertenkommission wird tagen – nach unserem jetzigen Stand im Oktober. Von daher gibt es jetzt keinen neuen Informationen nach außen.


Ralf Huschen, wie würden Sie den aktuellen finanziellen Zustand von Hertha BSC beschreiben?

Huschen: Auf dem Weg der Gesundung. Also ich glaube, das ganz große Tal hat der Verein 2023 durchschritten. Wir haben natürlich nach wie vor immer noch das Thema, dass wir in der Saison 2024/25 hohe Abschreibungen auf die Vergangenheit bilden mussten. Das sind einfach Spielerwerte, die nicht mehr da waren. Dadurch haben wir natürlich ein hohes negatives Eigenkapital.

Wir haben aber in der Saison 2024/25 zum ersten Mal wieder ein operatives, positives Ergebnis, ein positives „EBITDA“ (Gewinn vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen, Anm.d.Red) gemacht. Und haben nach wie vor vor, in dieser Saison ein positives Nettoeinkommen zu machen. Und das hängt natürlich dann auch mit dem wirtschaftlichen und sportlichen Rahmen zusammen. Beides muss in Einklang gebracht werden. Sportlicher Erfolg und wirtschaftlicher Erfolg schließen sich nicht aus. Wir sind auf dem Weg der Besserung.

Kann sich Hertha BSC ein weiteres Jahr in der zweiten Liga leisten?

Huschen: Im Wege der Refinanzierung haben wir den Banken einen Fünf-Jahres-Plan vorgelegt. Der Worst-Case spielt in der zweiten Liga. Wenn wir uns an diesen Plan halten, auch mit dem Geld, was wir dann ausgeben für den sportlichen Bereich, dann werden wir immer positiv bleiben. Und dann werden wir unsere Schulden auch zurückführen. Das heißt: Auch im Zweitliga-Case kann die Hertha stabil abbilden.


Wie steht es um den Rechtsstreit mit Fredi Bobic?

Drescher: Da kommt jetzt der Jurist in mir durch, der auch sagt: Da kann und will ich im Zweifel gar nichts zu sagen. Aber wenn sich irgendwann eine Lösung ergeben sollte, die für beide Parteien tragbar ist, bin ich der Letzte, der sich davor verschließen würde.


Herr Drescher, Sie sind jetzt eineinhalb Jahre im Amt. Können Sie sich vorstellen, langfristig Herthas Präsident zu sein?

Drescher: Na selbstverständlich kann ich mir das auch weiter vorstellen. Ich stelle es mir auch weiter vor, denn wir haben hier eine Aufgabe vor uns. Wir haben zwar jetzt viele Dinge in Bewegung gesetzt, aber vieles ist noch nicht erledigt. Und ich bin niemand, der sich vor einer Aufgabe drückt oder der sagt „Ich zieh jetzt zurück“ oder sonst was. Ich habe mich eingefuchst, ich bin in meinem Rhythmus drin und sehe der Zukunft sehr freudig entgegen.

Sendung: rbb24 Inforadio, 14.07.2025, 19:15 Uhr