Florian Wellbrock hat sich nach seinem Olympia-Debakel eindrucksvoll zurückgemeldet und bei der Schwimm-WM in Singapur Gold im Freiwasser gewonnen.
Der 27-Jährige aus Magdeburg schlug nach sechs Runden über die Distanz von zehn Kilometern im Meer vor der Insel Sentosa in 1:59:55,5 Stunden vor Italiens Gregorio Paltrinieri und dem Australier Kyle Lee an. Damit sicherte er sich sein insgesamt siebtes WM-Gold.
Das Rennen war zuvor wegen schlechter Wasserqualität verschoben worden. Weitere Messungen hätten dann laut Angaben des Weltverbandes World Aquatics eine „deutliche Verbesserung“ der Bedingungen ausgewiesen. „Das war schon sehr, sehr ärgerlich. Wir haben wenig Verständnis dafür, dass World Aquatics die Trainer und die Komitees eigentlich mitten in der Nacht über solche Umstände informiert“, wurde Wellbrock vom Deutschen Schwimm-Verband zitiert. „Das müssen wir als Sportler dann irgendwo gelassen nehmen. Aber wirklich nachvollziehen kann ich solche Entscheidungen nicht.“ Wellbrocks Magdeburger Trainingspartner Oliver Klemet verpasste den anvisierten Podestplatz als Vierter nur um eine Zehntelsekunde.
„Hat sich angefühlt wie in einer Waschmaschine bei 40 Grad“
Vor knapp einem Jahr hatte Wellbrock bei den Olympischen Spielen von Paris riesige Enttäuschungen verkraften müssen. Er war im Becken völlig überraschend über 800 und 1.500 Meter Freistil bereits im Vorlauf ausgeschieden und hatte auch im Freiwasserrennen in der Seine die erhoffte Medaille verfehlt. Rund um die Rennen in der Seine hatte es ebenfalls große Probleme mit der Wasserqualität gegeben.
Lars Becker, Sportschau, 16.07.2025 10:05 Uhr
Nun kam die tropische Hitze hinzu. Bei offiziell 30,4 Grad Celsius Wassertemperatur und noch höheren Werten an Land schwamm Wellbrock von Beginn an in der Spitzengruppe, die meiste Zeit sogar ganz vorne. Eine riskante Taktik, schließlich ist das Rennen als Führender tendenziell anstrengender als im Sog der Konkurrenz.
„Natürlich zehrt das. Es zehrt aber genauso, wenn man hinten im Pulk Auseinandersetzungen hat“, erklärte Wellbrock und meinte zu den herausfordernden Bedingungen mit Wellen und dem warmen Wasser: „Es hat sich so ein bisschen angefühlt wie in einer Waschmaschine bei 40 Grad.“
Deutschlands Florian Wellbrock in Führung bei der Schwimm-WM in Singapur
Boy und Spiwoks bei den Frauen ohne Chance
Bei den Frauen stieg Lea Boy aus Würzburg mit großem Rückstand in der letzten der sechs Runden aus. Die Essenerin Jeanette Spiwoks erreichte als 15. das Ziel – 4:45 Minuten hinter der Spitze. Gold schnappte sich die australische Olympiazweite Moesha Johnson, die in Magdeburg trainiert, vor Ginevra Taddeucci aus Italien und Lisa Pou aus Monaco. Das deutsche Duo hielt zunächst mit dem Tempo der Spitze mit, fiel in der zweiten Hälfte des Rennens aber immer weiter zurück.
Olympiasiegerin Sharon van Rouwendaal aus den Niederlanden legte eine Pause ein. Das Rennen der Frauen war wegen schlechter Wasserqualität sogar zweimal verschoben worden – zunächst von Dienstag auf Mittwochmorgen, dann auf den Nachmittag. „Das ist echt nervig. Was uns Aktiven hier zugemutet wird, ist einfach nicht okay“, klagte Boy.
Nach den Rennen über die zehn Kilometer sind für Freitag die fünf Kilometer geplant, am Samstag stehen der neue Knock-out-Sprint und am Sonntag die Staffel an.
Probleme mit dreckigem Wasser auch bei Olympia
Grenzwerte bei der Wasserqualität sollen die Gesundheit der Athletinnen und Athleten sicherstellen. „Wenn die Wasserqualität nicht stimmt, kann es keine Rennen geben“, wurde Christian Hansmann, Vorstand Leistungssport, vom Verbandsmagazin des Deutschen Schwimm-Verbands bereits nach der ersten Verschiebung zitiert. „Beim Freiwasserschwimmen hängt ein Start immer auch von den äußeren Umständen ab. Von den Olympischen Spielen in Paris im vergangenen Jahr sind wir solche Verschiebungen gewohnt und wissen damit umzugehen.“
Bei den Sommerspielen hatte es immer wieder Diskussionen um die Sauberkeit des Wassers in der Seine gegeben. Schwimm- und Triathlontrainings waren abgesagt worden. Bei den Triathleten wirkte sich die Wasserqualität zudem auch auf den Wettkampfplan aus.