Am Dienstagabend besuchte ich eine Veranstaltung im Gebäude der Freien Universität (FU) Berlin mit dem Titel »Wie globalisieren wir die Intifada?«. Organisiert wurde sie von einer palästinasolidarischen Hochschulgruppe, mit Unterstützung des Allgemeinen Studierendenausschusses (AStA) der FU.

Ich kam wie jeder andere, ging ruhig in den Veranstaltungsraum, setzte mich in eine Ecke und hörte zu. Die Veranstaltung hatte bereits begonnen. Direkt zu Beginn wurde von einer der Veranstalterinnen betont, dass das Fotografieren und Filmen verboten sei. Doch nur wenige Minuten später sah ich, wie mehrere Teilnehmer genau das taten. Sie fotografierten, filmten und veröffentlichten ihre Aufnahmen später auf Plattformen wie X.

Ich verhielt mich ruhig. Doch nach etwa 40 Minuten trat eine Person vom Organisationsteam an mich heran und forderte mich auf, den Raum zu verlassen – ohne jede Angabe von Gründen. Vor den versammelten Teilnehmern wurde mir klar signalisiert: Du bist hier nicht erwünscht.

Ich fragte, was das Problem sei, betonte, dass ich doch nur zum Zuhören gekommen sei. Es hieß, man wolle draußen mit mir sprechen. Ich entgegnete höflich, dass ich lieber bleiben und der Diskussion folgen möchte. Daraufhin wurde mir ein Hausverbot erteilt.

Einladung zur Veranstaltung am 15. Juli

Ich bin deutsch-israelischer Journalist. Dass mir der Zugang zu einer öffentlichen, wenngleich politisch aufgeladenen Veranstaltung auf dem Campus einer deutschen Universität verweigert wird, und das nicht etwa wegen meines Verhaltens, sondern schlicht aufgrund meiner Identität, ist ein Skandal.

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Ich war nicht der einzige, dem es so erging. Auch Yalcin Askin vom Jüdischen Forum wurde später aus dem Raum verwiesen. Dem Journalisten Iman Sefati wurde der Zugang zur Veranstaltung gleich am Eingang verwehrt. Er sei, so wurde ihm gesagt, schlicht »unerwünscht«.

Wollten die Organisatoren etwas verbergen?

Ich selbst hörte, wie während der Veranstaltung mehrfach der Holocaust relativiert und antisemitische Vergleiche gezogen wurden. So etwa vom palästinensischen Aktivisten und Mitglied der Gewerkschaft Verdi, Mo Alattar. Er fragte: »Was ist der Unterschied zwischen den Juden vor 80 Jahren und den Palästinensern jetzt? Beide haben Gewalt erlebt und erleben immer wieder Gewalt. Tötung und Ermordung werden gerechtfertigt und toleriert.«

Solche Aussagen sind keine legitime Kritik, sie sind blanker Geschichtsrevisionismus. Mit der Gleichsetzung von Zionisten und Nazis, die dort zu hören war, wurde klar eine rote Linie überschritten.

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Dass ausgerechnet jüdischen und israelischen Journalisten der Zutritt verwehrt wurde, während radikale Aktivisten filmen, hetzen und relativieren durften, wirft Fragen auf. Wollten die Organisatoren etwas verbergen?

Die Universität selbst beruft sich auf ihre angeblich beschränkten Eingriffsmöglichkeiten: Laut einem FU-Sprecher werden die Räumlichkeiten vom AStA selbstverwaltet. Auf eine Anfrage der Zeitung »Bild« heißt es: »Eingriffe der Universitätsleitung in die Nutzung dieser Räume sind nur in eng begrenzten Ausnahmefällen rechtlich möglich – etwa wenn konkrete und belastbare Hinweise auf Rechtsverstöße oder eine akute Gefährdung der öffentlichen Sicherheit und Ordnung vorliegen.«

Doch nicht nur ich frage mich: Wenn Holocaust-Verharmlosung, antisemitische Rhetorik und der Ausschluss von Zuhörern auf Grundlage ihrer Herkunft und vermuteten politischen Einstellung nicht ausreichen, um einzugreifen, was denn dann?

Warum handelt die FU-Leitung nicht?