Interview mit Björn Jopek

„Dass die Saison so einen Verlauf nimmt, war nicht zu erwarten“

Archivbild: Björn Jopek Eintracht Mahlsdorf. (Quelle: imago images/Koch)Bild: imago images/Koch

Seine Fußballer-Laufbahn wollte Björn Jopek ruhig austrudeln lassen – erlebte mit Eintracht Mahlsdorf dann allerdings eine furiose Ausnahme-Saison. Nun kehrt er als U15-Trainer an den Ort zurück, wo er selbst ausgebildet wurde: zu Union Berlin.

Björn Jopek kam im Jahr 2000 als Siebenjähriger zu Union Berlin und durchlief dort alle Jugendabteilungen. Die Köpenicker waren seine erste Profi-Station (2012-15). Es folgten: Arminia Bielefeld, Chemnitzer FC, Würzburger Kickers, Hallescher FC, Kickers Offenbach, Viktoria Berlin und zuletzt Eintracht Mahlsdorf. Jetzt trainiert Jopek die U15 der Unioner.


rbb|24: Herr Jopek, bei Union Berlin trainieren Sie jetzt die U15. Wie kam es dazu?

Björn Jopek: In der vorletzten Saison, während meiner Zeit bei den Kickers Offenbach, habe ich schon gemerkt, dass mein Körper nicht mehr ganz so läuft, wie ich das möchte. Generell war Offenbach ein schwieriges Pflaster, mit dem Trainer kam ich auch nicht klar. Mögliche Wechsel zur Winterpause haben sich dann ebenfalls zerschlagen. Irgendwann habe ich den Kontakt zu André Hofschneider [Cheftrainer im Nachwuchsleistungszentrum von Union Berlin, Anm. d. Red.] und Lutz Munack [NLZ-Geschäftsführer] gesucht, weil mich das Trainergeschäft immer schon interessiert hat.

In der vergangenen Saison war ich dann schon bei mehreren Einheiten der U15 dabei, wenn es zeitlich gepasst hat – ich habe ja noch bei Eintracht Mahlsdorf gespielt. Und nach einem halben Jahr war von beiden Seiten aus klar, dass man sich gut vorstellen kann, das zu erweitern. Ich finde, einen Trainer-Beruf muss man von der Pike auf lernen, da ist die U15 eine super Plattform, die Union mir bietet.


Sie trainieren nun 15-Jährige bei einem Verein, für den Sie selbst schon als Teenager gespielt haben. Sie kennen also beide Perspektiven. Was ist besonders wichtig beim Jugendtrainer-Job?

Authentizität klingt zwar hochtrabend. Aber ich kann nur das weitergeben, was ich gelernt habe und was ich weiß. Das versuche ich ehrlich und auf eine menschliche Weise zu tun. Ich will eine Gruppe bilden, die Spaß daran hat, besser zu werden und sich weiterzuentwickeln und einen Raum schaffen, wo die Jungs gerne hinkommen.


Was wollen Sie dem Nachwuchs vermitteln, das Ihnen als Jugendlicher vielleicht niemand gesagt hat?

Ich möchte die Jungs viel früher darauf vorbereiten, was kommt. Bei allem Spaß und bei aller Freude kann das, was kommt, hart und nicht nur ein Zuckerschlecken sein. Das Spiel hat sich einfach verändert, auch athletisch. Darauf müssen wir die Jungs vorbereiten. Das alles war aber damals, als ich 15 war, noch in den Kinderschuhen.


Als Sie in Ihrer Profi-Zeit noch selbst das Trikot von Union Berlin trugen, handelte es sich um einen mittelmäßigen Zweitliga-Klub. Nehmen Sie die Verwandlung wahr?

Komplett. Allein schon was das neue Trainingszentrum für den Nachwuchs und die Strahlkraft des Vereins angeht. Gleichzeitig sind noch viele Leute von früher da. Als ich damals gegangen bin, war Union ein ambitionierter Zweitligist, der vielleicht geschielt hat in Richtung Bundesliga. Und jetzt gehört der Klub schon fast zu den etablierten Erstligisten.


Zu ihrem vormaligen Verein Eintracht Mahlsdorf: Ein umstrittenes Gegentor hat Ihre Mannschaft am letzten Spieltag den Aufstieg gekostet. In der Nachspielzeit flog ein Schussversuch des Gegners BFC Preussen erst an die Unterkante der Latte, von da vermeintlich hinter die Torlinie. Wie haben Sie es gesehen?

Während des Spiels hätte ich gesagt: auf gar keinen Fall Tor. Deswegen war ich perplex nach der Entscheidung des Schiedsrichters. Auch nachdem ich alle Videos gesehen habe, die echt sind, bleibe ich dabei: kein Tor.


Wie ging es Ihnen und der Mannschaft nach der Niederlage?

Für mich persönlich war es ein Riesen-Schlag. Für einige meiner Mitspieler wäre es vielleicht das größte Erlebnis ihrer Fußballer-Laufbahn gewesen, mit Eintracht Mahlsdorf in die Regionalliga aufzusteigen. Bei einem Tor gibt es nur schwarz oder weiß: entweder der Ball ist drin oder nicht. Und der war halt nicht drin. Für den Verein wird es voraussichtlich so schnell eine so große Möglichkeit nicht wieder geben. Es hat in der Saison einfach sehr viel zusammengepasst bei uns als Gruppe.

Diese Spielzeit war eigentlich als aktiver Ausklang meiner Spieler-Laufbahn gedacht.

Björn Jopek


Im Landespokal war Ihre Mannschaft ebenfalls nah dran an einer Sensation, scheiterte erst im Finale an Schwergewicht BFC Dynamo.

Diese Spielzeit war eigentlich als aktiver Ausklang meiner Spieler-Laufbahn gedacht. Dass die Saison so einen Verlauf nimmt, war nicht zu erwarten. Ich hatte mich eigentlich bewusst dagegen entschieden, weiter Regionalliga zu spielen, weil es entweder mit der Familie oder finanziell nicht vereinbar war. Und dass es dann sportlich noch mal so hoch hinaus ging, war schön – wenn auch anstrengend. Einfach verrückt.


Jetzt müssen Sie schmunzeln…

Es war Feierabend-Fußball. Man wusste nicht, ob die Beamten in unserer Mannschaft am Spieltag frei bekommen. Das ist für mich als Ex-Profi ganz interessant gewesen: nie zu wissen, wer denn eigentlich beim Training dabei sein wird, weil es einfach anderweitige berufliche Verpflichtungen gibt. Auch das war eine spezielle Erfahrung.

Vielen Dank für das Gespräch!

Das Interview führte Shea Westhoff, rbb-Sportredaktion.