Die einen so, die anderen so: Wenn‘s ums Essen geht, tickt nicht jeder gleich. Aber Lachmöwen haben jetzt in Dresden ein ungewöhnliches Mahl zu sich genommen.
Dresden.
Die Geschmäcker sind verschieden: So mancher mag Ananasstücke auf Pizza, andere essen Blutwurst und dann gibt es diejenigen, die sich Kunstrasen schmecken lassen. Und zwar nicht irgendeinen, sondern das künstliche Grün des sächsischen Zweitligisten Dynamo Dresden.
Beobachtet hat dies Anfang der Woche ein Reporter der Bild-Zeitung im Trainingszentrum des Vereins am Messering. Demnach sammelten sich dort plötzlich Dutzende Lachmöwen und pickten das Plastik-Granulat aus dem Kunstrasen.
NABU Sachsen: Möwen fressen fast alles
Aber warum fressen die Vögel die Plaste? „Möwen sind sehr erfinderisch bei der Suche nach Nahrung. Sie fressen fast alles, was möglich ist“, so René Sievert vom NABU Sachsen gegenüber der Zeitung. „Offenbar verwechseln sie den Kunststoff mit Futter, es schmeckt ihnen und füllt ja zeitweise den Magen.“
Ein gewöhnliches Verhalten für die Tiere – sie brüten an der nahegelegenen Elbe – sei es aber nicht, diese seien sonst etwa in Parks und Gärten auf Nahrungssuche. Auf dem Speiseplan der Lachmöwen stehen normalerweise u.a. Regenwürmer, Insekten, Getreidekörner oder kleine Fische.
Da stellt sich die Frage: Ist das Kunstrasen-Granulat nicht gefährlich für die Vögel? „Erwachsene Möwen werden nicht unmittelbar daran sterben, aber das Mikroplastik ist natürlich auf Dauer nicht gesund und nicht gut für ihren Nachwuchs“, erklärt Sievert.
Ab 2031 ist es vorbei mit dem Plaste-Granulat
Seitens des Vereins seien derzeit keine Maßnahmen gegen die fliegenden Fans exotischen Essens geplant, das Granulat werde einmal jährlich sowieso nachgefüllt.
In ein paar Jahren ist es mit dem Plastik-Schmaus eh vorbei: Aufgrund einer EU-Verordnung im Kampf gegen Mikroplastik ist Kunststoffgranulat ab 2031 verboten. Alternative Füllmaterialien gibt es jedoch, etwa Granulat aus Kork oder Olivenkernen.
Ob die Dresdner Möwen dann einfach auf die neue Füllung umsatteln und fortan Kork knabbern, das bleibt abzuwarten… (phy)