Stand: 17.07.2025 21:27 Uhr
Es steht alles bereit, trotzdem geht nichts: Ein Großauftrag der Marine wird für die Werft German Naval Yards in Kiel zunehmend zum Problem. Die Ursache liegt in den Niederlanden.
Es ist kein leichter Gang. Über schmale Metallstufen steigt Rino Brugge Meter für Meter hinab in die Wanne aus rostigem Stahl. Es ist das Herz seiner Werft, das mehr als 400 Meter lange Trockendock. Eigentlich sollen hier schon seit 2023 Teile für hochmoderne deutsche Kriegsschiffe gebaut werden. Aber momentan sind hier bloß Container abgestellt, in einer anderen Ecke liegen Metallteile herum. Gegenüber sprießt das Gras. „Es tut weh, dass die Werft leer steht“, sagt Brugge. Er ist Geschäftsführer von German Naval Yards in Kiel. Seine Werft mit dem riesigen blauen Portalkran gerät zunehmend in Schwierigkeiten.
Milliardenprojekt wird zum Bumerang
Die Deutsche Marine hat sechs neue Fregatten vom Typ F126 bestellt, der größte Auftrag in der Geschichte der Marine. Ab 2028 sollten sie ausgeliefert werden. Gewonnen hat die Ausschreibung die niederländische Damen-Werft. Die Kieler German Naval Yards ist Subunternehmer und soll die vorderen Teile der Schiffe bauen und mit den hinteren zusammenfügen, die auf der Peene-Werft in Wolgast entstehen. Doch die Kieler Schiffbauer können nicht loslegen. Denn nach eigenen Angaben warten sie seit eineinhalb Jahren vergeblich auf die Pläne der niederländischen Werft. Das Bundesverteidigungsministerium bestätigt Verzögerungen bei den Niederländern und nennt als Grund IT-Probleme. Außerdem steckt die Werft offenbar in finanziellen Schwierigkeiten. Auf Nachfrage von NDR Schleswig-Holstein möchte sich das Unternehmen nicht äußern und verweist auf die laufenden Verträge.
Kieler Werft hält Kapazitäten frei – völlig umsonst
Rino Brugge, Geschäftsführer von German Naval Yards in Kiel, fordert von der Bundesregierung Tempo.
Für German Naval Yards in Kiel wird das Problem mit jedem Tag größer. Denn die Werft war durch den Großauftrag eigentlich bis 2032 komplett ausgelastet. Jetzt steht Werft-Chef Brugge in seinem leeren Dock und muss zusehen, wie er auf die schnelle irgendwie Aufträge an Land gezogen bekommt. „Die tragen das ganze nicht, aber beschränken wenigstens den Schaden“, sagt er. Trotz aller Bemühungen musste er für einige der rund 400 Angestellten Kurzarbeit anordnen.
Auch die Bundeswehr bekommt Schwierigkeiten
Weil die neuen Fregatten erst Jahre später fertig werden, bekommt auch die Bundeswehr ein Problem. „Wir können nicht mit der Ausbildung der neuen Besatzungen beginnen“, sagt Marco Thiele vom Bundeswehrverband. Außerdem müssten nun die älteren Fregatten länger fahren. „Ein Kriegsschiff fängt so nach zehn, 15 Jahren an, in der Instandhaltung exponentiell teurer zu werden. Das kostet ein wahnsinniges Geld, um jetzt ältere Schiffe länger in Dienst zu halten.“
Werft-Chef fordert von der Bundesregierung Tempo
Das Bundesverteidigungsministerium hält bisher an der niederländischen Damen-Werft fest. Der Kieler Werft-Chef Rino Brugge fordert von der Regierung, dafür zu sorgen, dass das Projekt beschleunigt wird. Eine mögliche Lösung könnte dabei in Kiel liegen. German Naval Yards hatte sich damals nämlich auch auf den Großauftrag beworben, aber nur den Zuschlag als Subunternehmer bekommen. Die Fregatten-Pläne von damals liegen noch in der Schublade.
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