Vom historischen Gebäude in der Brüderstraße 7, bekannt auch als “Marktwirtschaft” (ehemaliges Lokal an der Stelle) haben sich am Freitag Gebäudeteile gelöst. Die Kleine Steinstraße ist nun auch für Fußgänger gesperrt.

Das Oberverwaltungsgericht Magdeburg kassierte im Jahr 2015 einen Beschluss des Verwaltungsgerichts aus dem Jahr 2013, das den Abriss genehmigt hatte. Seit dem Jahr 2011 steht es auf der roten Liste der bedrohten Baudenkmale. In der Vergangenheit wollte ein Investor hier ein Seniorenheim errichten.

Erbaut wurde das Fachwerkhaus im niedersächsischen Stil in der 2. Hälfte des 16. Jahrhunderts, die älteren vorhandenen Kelleranlagen wurden dabei einbezogen. unter Einbeziehung älterer Kelleranlagen erbaut. Nicht zu verkennen ist die Ähnlichkeit zum Haus Kleine Ulrichstraße 33 (Gasthaus Alt-Halle). Wegen Kriegsschäden fehlen Teile von Dach- und 2. Obergeschoss. Die einstige Pracht lässt sich nur noch erahnen.

Erster erwähnter Besitzer in der Mitte des 16.Jahrhundert ist das angesehene Mitglied des halleschen Stadtbürgertums Andreas Grundtmann, der seit spätestens 1554 Bürger geworden ist. Ab 1615 erwirbt Melchior Hoffmann das Grundstück für den relativ hohen Preis von 1500 Guldener. Er ist Jurist u.a. am kaiserlichen Kammergericht in Speyer sowie seit 1620 Schultheiß in Halle. Ab 1623 diente das Haus eventuell als Administrationsstube im Dienste des Administrators (und Stadtherrn) Christian Wilhelm von Brandenburg. Im 19. Jahrhundert kam es in den Besitz verschiedener Brauereien und wurde als Gasthaus genutzt.

Die steinerne Tafel mit einer Größe von ca. 60 mal 60 Zentimetern stellt das Wappen des Markgrafen Christian Wilhelm von Brandenburg (1587-1665) dar, der zu Beginn des 17. Jh. als Administrator des Erzstiftes Magdeburg in Halle regierte.

Im Jahr 1953 geriet die Gaststätte “Zum Markgrafen” mitten in bedeutende politische Ereignisse hinein – in den Volksaufstand des 17. Juni. Falls der Wirt Walther Meye schon um die Mittagszeit in der Kneipe anwesend war, konnte er beobachten, wie sich Demonstranten in der Kleinen Steinstraße vor seiner Gaststätte versammelten, um die Freilassung politischer Häftlinge aus der Haftanstalt II zu erwirken.