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„Warum haben Sie die Maschine abgeschaltet?“ Die Cockpit-Stimmenaufzeichnung der verunglückten Air-India-Boeing 787 bringt den Kapitän in Bedrängnis.
Neu Dehli – Es waren nur wenige Sekunden, die über Leben und Tod von 260 Menschen entschieden. Am 12. Juni 2025 stürzte Air India Flug 171, eine Boeing 787-8 Dreamliner, kurz nach dem Start vom Flughafen Ahmedabad in ein Wohngebiet. Jetzt verdichten sich die Hinweise, dass der Absturz kein Unfall war.
Erster Bericht zur Ursache von Air-India-Absturz: „Warum haben Sie die Maschine abgeschaltet?“
Denn vor wenigen Tagen enthüllte ein vorläufiger Untersuchungsbericht des Aircraft Accident Investigation Bureau (AAIB) ein verstörendes Detail: Die Treibstoffschalter beider Triebwerke 1 und 2 waren von „Run“ auf „Cutoff“ umgelegt worden, als das Flugzeug gerade die maximale aufgezeichnete Fluggeschwindigkeit erreichte. Die Versorgung wurde daraufhin unterbrochen.
Im Cockpit löste das Verwirrung aus. Ein Mitglied ist dem Bericht zufolge auf dem geborgenen Stimmenrekorder zu hören, wie es sagt: „Warum haben Sie die Maschine abgeschaltet?“ Der andere Pilot antwortete, er habe das nicht getan. Ob diese Antwort vom Flugkapitän oder vom Ersten Offizier kam, blieb tagelang unklar.
Pilot nach Air-India-Absturz unter Verdacht
Die Liste der Boeing-Probleme ist lang. Doch in diesem Fall gehen Experten wie Ermittler nach den neuen Erkenntnissen von Vorsatz aus – entweder durch einen der beiden Piloten oder durch eine dritte Person, die auf dem sogenannten Jumpseat gesessen haben könnte. Nun wirft ein Bericht des Wall Street Journals ein neues Licht auf die Ereignisse. Demnach soll es sich beim Fragesteller um den Co-Piloten handeln. Der Mann, der sagt, er habe die Schalter nicht umgelegt, ist wiederum der Pilot. Das lenkt nun also das Hauptaugenmerk auf Kapitän Sumeet Sabharwal.
Captain Sumeet Sabharwal (56) und Co-Pilot Clive Kunder (32) galten beide als erfahren und flugtauglich. Sumeet Sabharwal war nach Angaben der indischen Generaldirektion für Zivilluftfahrt der Kapitän des verunglückten Air-India-Flugs AI 171 und war auch als Ausbilder und Prüfer tätig. Sabharwal brachte es auf 15.638 Flugstunden, davon 8.596 auf der Boeing 787. Seine letzte medizinische Untersuchung hatte er im September 2024 bestanden, berichtet der Indian Express.
Sumeet Sabharwal war der Kapitän des verunglückten Air-India-Flugs AI 171. Er galt als erfahrener Pilot. © Punit PARANJPE / AFP
Dem WSJ-Bericht zufolge war Sabharwal ein sanftmütiger Mann, der sich der Pflege seines kranken Vaters widmete, so Freunde und Nachbarn. Ein alter Weggefährte bezeichnete ihn als sehr höflich, fluchte nie, trank nie Alkohol und sprach so leise, dass Kohal ihn manchmal bitten musste, lauter zu sprechen. „Er war von Anfang an ein sehr zurückhaltender Typ“, sagte er.
Der erste Offizier, Clive Kundar, war der Co-Pilot. Kunder ging mit 19 nach Florida, um eine Flugschule zu besuchen und erhielt eine US-amerikanische Verkehrspilotenlizenz. Ab 2014 verbrachte er drei Jahre in Indien und Bahrain mit zusätzlicher Ausbildung und Prüfungen, bevor Air India ihn 2017 einstellte. Er hatte 3.403 Flugstunden – darunter rund 1100 mit dem Dreamliner – und stand kurz vor seiner Hochzeit, wie Indian Express berichtet. Seine Schwester sagte, er schickte ihr regelmäßig Witze und Instagram-Memes und rief sie an, um mit ihr darüber zu lachen .„Sein Lachen ist so ansteckend“, sagte sie.
Letzter „Mayday“-Ruf des Piloten
Um 13:38 Uhr Ortszeit hob die mit vielen Tonnen Kerosin betankte Maschine ab. Das Flugzeug gewann aber kaum 200 Meter Höhe und stieg nicht weiter auf. Einer der Piloten setzte einen Notruf ab. Der zuständige Fluglotse reagierte laut Spiegel auch sofort mit Nachfragen, doch niemand antwortete.
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Wie internationale Medien, vornehmlich aus Großbritannien berichten, funkte Kapitän Sumeet Sabharwal nur elf Sekunden nach dem Start der Maschine: „Mayday…no thrust, losing power, unable to lift.“ Auf Deutsch: „Mayday … kein Schub, Verlust der Leistung, können nicht abheben.“ Von der Flugsicherung (ATC) gab es auf den „Mayday“-Notruf keine Rückmeldung, teilte die Generaldirektion für Zivilluftfahrt (DGCA) mit.
Wenig später krachte der Flug in ein Wohnheim. Bei dem Absturz starben 260 Menschen, darunter 241 Flugzeuginsassen und 19 Menschen am Boden. Ein einziger Passagier überlebte auf Platz 11A wie durch ein Wunder nahezu unverletzt und konnte das Flugzeugwrack nach dem Aufprall eigenständig verlassen. (mke)