Die Einwohner von Karlsruhe sind die unglücklichsten in Baden-Württemberg. Das geht aus dem „SKL Glücksatlas“ hervor. Zwar konnte sich die baden-württembergische Großstadt im Vergleich zum Vorjahr um einen Rang verbessern – von Platz 39 auf 38 von insgesamt 40 –, dennoch ist sie weit vom bundesweiten Durchschnitt entfernt. Ein Ergebnis, das überrascht: Denn bei den objektiv messbaren Lebensbedingungen liegt Karlsruhe auf dem ersten Platz aller untersuchten Städte.

Spitzenwerte bei Lebensqualität – doch subjektive Zufriedenheit bleibt gering

Karlsruhe schneidet in Bereichen wie Einkommen, Arbeitslosenquote und Infrastruktur überdurchschnittlich gut ab. In der Rangliste zur Lebensqualität führt die Stadt sogar das Feld an. Doch diese positiven Rahmenbedingungen spiegeln sich nicht in der Einschätzung der Bevölkerung wider. Im Durchschnitt vergeben die befragten Karlsruherinnen und Karlsruher nur 6,61 von 10 Punkten für ihre Lebenszufriedenheit. Damit liegt die Stadt fast 0,8 Punkte unter Spitzenreiter Kassel (7,44) und deutlich unter dem Bundesdurchschnitt.

Studie zum Städteranking: Hintergrund

Der „SKL Glücksatlas“ erscheint seit 2022 in Kooperation mit der Süddeutschen Klassenlotterie als Sonderauswertung zur Lebenszufriedenheit in deutschen Großstädten. Für das Städteranking 2025 wurden insgesamt 23.468 Menschen zwischen 16 und 78 Jahren vom Institut für Demoskopie Allensbach befragt. Die Erhebung erfolgte in persönlichen Interviews zwischen Januar 2022 und April 2025.

Untersucht wurden die 40 größten Städte Deutschlands (jeweils über 200.000 Einwohner). Die Kernfrage lautete: „Wenn Sie einmal alles in allem nehmen, wie zufrieden sind Sie insgesamt zurzeit mit Ihrem Leben?“, wobei die Bewertung auf einer Skala von 0 („überhaupt nicht zufrieden“) bis 10 („völlig zufrieden“) erfolgte. Pro Stadt wurden zwischen 504 und 1.640 Menschen befragt.

Besonders auffällig ist die Diskrepanz zwischen objektiver Lebensqualität und subjektivem Wohlbefinden – ein zentrales Thema des diesjährigen Städterankings. Während andere Städte mit schwierigeren strukturellen Rahmenbedingungen hohe Zufriedenheitswerte erreichen – etwa Krefeld (Platz 2 bei der Zufriedenheit, aber nur Rang 37 bei der Lebensqualität) – gehört Karlsruhe zu den sogenannten „Underperformern“.

Hohe Mieten, wenig Familien, mäßiges Freizeitangebot

Die Ursachen für die geringe Zufriedenheit in Karlsruhe sind vielfältig. Neben hohen Lebenshaltungskosten und einem angespannten Wohnungsmarkt (neunthöchste Mietpreise im Städtevergleich) fällt die geringe Präsenz von Familien und Kindern ins Gewicht. Auch das Freizeitangebot wird von vielen als wenig attraktiv eingeschätzt. Diese Faktoren drücken offenbar auf das subjektive Empfinden – trotz leichter Verbesserung gegenüber dem Vorjahr um 0,18 Punkte.

Ein Blick auf andere Städte in Baden-Württemberg zeigt, dass Karlsruhe auch im Landesvergleich zurückfällt: Freiburg im Breisgau (7,01), Mannheim (7,09) und Stuttgart (7,02) erzielen allesamt deutlich höhere Werte. Bundesweit liegt der Anteil der unzufriedenen Einwohner bei 9,5 Prozent – in Karlsruhe sind es hingegen 14,2 Prozent. Fast jeder zweite dort Befragte (49,5 Prozent) beschreibt seine Zufriedenheit als „mäßig“.

Große Städte oft am unteren Ende des Rankings

Ein Muster, das sich im Ranking generell zeigt: Viele Großstädte mit über 400.000 Einwohnern – etwa München (6,84), Dresden (6,81) oder Berlin (6,62) – landen in der unteren Hälfte der Tabelle. Auch Frankfurt am Main (6,65) und Nürnberg (6,62) gehören dazu. Unter den letzten drei Städten im Ranking finden sich neben Karlsruhe noch Wiesbaden (6,45) und Schlusslicht Rostock mit nur 6,08 Punkten. Letztere Stadt bildet mit über 1,3 Punkten Abstand zum Spitzenreiter das Schlusslicht im Vergleich.