Youtuber macht Experiment: Internetstar dreht  in Kornwestheim – Clip hat schon 500 000 Aufrufe Noel Dederichs hat in Kornwestheim mit einem Fake-Linienbus Station gemacht. Foto:  

Der Youtube-Star Noel Dederichs hat einen Bus gemietet, mit dem er auf der Suche nach Fahrgästen reguläre Haltestellen in Kornwestheim (Kreis Ludwigsburg) abgeklappert hat.

Wenn man das Internet nach Videos mit ungewöhnlichen Aktionen durchstöbert, stößt man zwangsläufig irgendwann auf die Beiträge von Noel Dederichs. Der Student ist so etwas wie der deutsche Mr. Beast. Er lotet Grenzen aus, testet zum Beispiel, ob sich Passanten gegen Geld ein x-beliebiges Tattoo stechen lassen. Einmal hat er auch eine eigene Haltestelle gebaut mit dem Ziel, dort einen echten Bus zum Stoppen zu bewegen, berichtet der 19-Jährige. „Das fanden viele witzig und meinten, wir sollten daraus mehr machen“, sagt er. So sei die Idee für einen Clip entstanden, der in Kornwestheim spielt.

Dederichs mietete sich einen komfortablen Bus, mit dem im vergangenen Jahr sogar die Schweizer Fußball-Nationalmannschaft kutschiert worden war, und startete ein Experiment: Würden Pendler einsteigen, die an einer regulären Haltestelle warten? Mit dieser Ausgangsfrage im Gepäck machten sich der Youtuber und seine Crew am 26. Juni auf den Weg in den Landkreis Ludwigsburg. Der Internetstar hatte im Vorfeld zig Städte angeschrieben und nach wenigen Tagen von den „Ehrenmännern“ aus Kornwestheim das Go bekommen, verschiedene offizielle Haltestellen anzusteuern. „Weil wenn ich das Ganze ohne die Erlaubnis einer Stadt mache, wirkt das ja wie eine Entführung“, sagt der Youtuber in dem Video. Und er wolle nichts Illegales veranstalten.

Mission ist schwieriger als gedacht

Den angeblichen Linienbus luden die Jungs mit Eis für die potenziellen Gäste voll und steuerten damit eine Handvoll Haltestellen an, unter anderem den Bahnhof, wo die Truppe die meiste Zeit verbrachte. „Da war einfach am meisten los“, erklärt Dederichs. Freiwillig eingestiegen ist aber zunächst niemand. Der 19-Jährige musste vielmehr offensiv auf Pendler zugehen, wobei ihm auch dabei die meisten mit einem Kopfschütteln begegneten. „Es war viel schwieriger, Leute in den Bus zu bekommen, als ich gedacht hätte“, räumt er ein.

Doch dann die Erlösung: Eine Gruppe Jugendlicher wollte nach der Schule nach Hause und freute sich über die luxuriöse Mitfahrgelegenheit. Die jungen Herrschaften kannten den Star. Man klatschte sich ab wie alte Kumpels, im Bus blinkten bunte Lichter und die Teenager wurden in Partyatmosphäre zu ihren Wohnorten kutschiert. „Was macht ihr hier?“, fragte eines der Mädchen. „Wir haben direkt gedacht, wir müssen unbedingt mal nach Kornwestheim“, antwortete ein Mitglied der Crew mit einem Augenzwinkern.

Nach etwas mehr als acht Minuten ist der Clip zu Ende. Fast 500 000-mal wurde das Video von dem Fake-Linienbus mit einem echten Busfahrer am Steuer bis dato bereits aufgerufen. „Insgesamt haben wir so um die 20 bis 30 Leute mitgenommen – aber nur ein paar davon wollten auch wirklich gefilmt werden“, berichtet Dederichs. Auch wenn Kornwestheim in dem Video von einer Passagierin als „Kaff“ bezeichnet wird, dürfte der Beitrag den Bekanntheitsgrad der Stadt insbesondere bei jungen Leuten gehörig steigen lassen haben.

Das wäre ganz im Sinne der Kommune. Die hohe Einschaltquote werte man als deutliches Zeichen dafür, dass die Aktion viele Menschen, vor allem aus der jüngeren Generation, erreicht und unterhalten habe, erklärt Pressesprecherin Sandra Schuon. Das Video trage dazu bei, Kornwestheim in den Fokus zu rücken und Aufmerksamkeit zu schaffen. „Für uns sind solche Projekte gleichzeitig eine Möglichkeit, insbesondere auch jungen Menschen zu zeigen: Wir sind als Stadtverwaltung nicht eingestaubt, sondern wir sind offen für Neues und Modernes“, betont sie.

Stadt: Es musste alles sicher ablaufen

Man habe die Idee charmant gefunden, die hohe Reichweite des Youtubers gesehen, sei neugierig auf die Umsetzung gewesen und habe keinen Grund erkannt, das Experiment nicht zuzulassen – unter der Voraussetzung, dass alles sicher ablaufe. Für die Passagiere sei an der Aufmachung zudem klar erkenntlich gewesen, dass es sich nicht wirklich um einen Linienbus gehandelt habe.