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Russlands Banken befürchten Probleme durch faule Kredite. Der Kreml prüft Möglichkeiten einer Rettungsaktion. Die Zentralbank dementiert Schwierigkeiten.

Moskau – Schon vor Monaten kamen Warnungen über den Zustand von Russland Bankensektor auf. Toxische Schulden sind eine Sorge; die westlichen Sanktionen, die den Zahlungsverkehr zwischen Russland und seinen Handelspartnern erschweren, eine weitere. Das Problem spitzt sich zu. Jetzt scheint die Sorge in der Führungsriege wichtiger russischer Banken angekommen zu sein.

Rettung für Russlands Banken – darum bereiten faule Kredite größere Sorgen

Intern sollen Diskussionen stattfinden, wie sich ein sogenannter „Bailout“, also eine finanzielle Rettungsaktion des Kremls, ausgestalten ließe, sobald die schlechten Kredite in den Büchern eine zu große Belastung für die Geldhäuser würden. Das jedenfalls berichtete das Nachrichtenportal Bloomberg unter Berufung auf Offizielle und vorliegende Dokumente, die es jedoch nicht näher spezifizierte.

Elvira Nabiullina in St. Petersburg.Elvira Nabiullina in St. Petersburg (Symbolfoto). © IMAGO / Russian Look

Für mindestens drei Geldhäuser, die als „systemisch wichtig“ eingestuft sind, seien diese Sorgen aber groß genug, dass die Führungsebene auf Lösungssuche geht. Ihren Einschätzungen zufolge soll die Kreditqualität in ihren Büchern wesentlich schlechter ausfallen als die offiziellen Daten das zeigen würden.

Sie sollen die Möglichkeit in Betracht ziehen, dass sie innerhalb der nächsten zwölf Monate eine Rekapitalisierung bräuchten. Darum hätten sie diskutiert, inwiefern sich eine solche Rettungsaktion bei der Zentralbank anbringen lasse.

Entwarnung von Russlands Zentralbank – Bedenken über faule Kredite „grundlos“

Die Notwendigkeit einer Rettungsaktion hänge nun davon ab, wie sich die Zahl und die Qualität der schlechten Kredite über das folgende Jahr entwickeln werde. Schon jetzt sei jedoch festzustellen, dass diese Diskussionen innerhalb der Bankensparte dringlicher werden. Bei der Zentralbank will man noch nichts davon hören: Elvira Nabiullina, Chefin der Zentralbank, sagte dazu, das Bankensystem in Russland verfüge über ausreichend Reserven. „Als die Instanz, die die Banken beaufsichtigt, sage ich mit voller Verantwortung, dass diese Bedenken grundlos sind“, sagte sie auf einem Forum in St. Petersburg Anfang Juli.

Offiziell beträgt der Anteil von Krediten mit schlechter Qualität an unternehmerische Kreditnehmer vier Prozent (Stand 1. April). Bei den Banken baut man allerdings schon vor. „Es ist schon klar, dass es nicht leicht wird“, sagte Herman Gref, CEO der russischen Staatsbank Sberbank, bei einem jährlichen Treffen der Teilhaber.

Kredit-Strategie vom Kreml – schafft Putin Voraussetzungen für „systemische Kreditkrise“?

Wie aber könnte es zu einem Wachstum bei den schlechten Krediten kommen? Der Sberbank-Chef sprach hier davon, dass sich die Qualität der Kreditportfolios verschlechtert, weil immer mehr Unternehmen ihre Schulden restrukturieren müssen. Das heißt: Sie versuchen, die Bedingung der bestehenden Schulden zu ändern, um ihre finanzielle Situation zu verbessern. Das kann etwa durch eine Verlängerung der Rückzahlungsfrist passieren.

Hier eignet sich ein Blick auf eine Strategie des Kremls zur Finanzierung des Ukraine-Kriegs, wegen der Craig Kennedy, langjähriger Investment-Banker bei Morgan Stanley und Forscher am Harvard‘s Davis Center, schon vor Monaten Warnungen ausgesprochen hatte. Diese Strategie funktionierte wie folgt: Neben den Zahlungen aus dem offiziellen Haushalt hatte der Kreml angeblich dafür gesorgt, dass Banken günstige Kredite an Unternehmen aus der Rüstungsindustrie vergaben.

„Dieses Konzept führt dazu, dass der offizielle Staatshaushalt auf einem soliden Niveau bleibt“, hatte das Finanzmagazin Capital.de Kennedy zitiert. „Damit entsteht der falsche Eindruck, dass Russlands Kapazitäten zur Kriegsfinanzierung auf Dauer belastbar sind.“ Diese Kredite seien zu Konditionen vergeben worden, die der Markt eigentlich nicht hergab. All das habe die notwendigen Voraussetzungen für eine „systemische Kreditkrise“ geschaffen. Kennedy sprach von einem destabilisierenden „Grundstock an toxischen Schulden, der sich am Markt für Unternehmenskredite ausbreitet“.

Hohe Zinsen belasten Russlands Wirtschaft – Zentralbank lässt sie bei 20 Prozent

Das wiederum führt uns zur russischen Zentralbank. Diese hat die russischen Leitzinsen, in dem Versuch, die Inflation zu bekämpfen, auf einen Rekordwert gehoben. Schon gleich nach der russischen Invasion der Ukraine stieg der Leitzins auf 20 Prozent, sank dann über das Jahr 2022 auf 7,5 Prozent, die sich aber nur bis Sommer 2023 hielten. Danach ging es schrittweise bergauf, bis zu einem Rekordwert von 21 Prozent. Erst im Juni 2025 senkte Nabiullina die Leitzinsen wieder auf 20 Prozent. Verschiedene Kreml-Akteure, darunter auch Präsident Wladimir Putin, forderten bereits wiederholt eine schnellere und weitere Herabsenkung.

Trotz allem – auch das berichteten Bloombergs anonyme Quellen – gebe es aktuelle noch keine Zeichen einer echten Krise. Eine solche könne überhaupt mit einer ausreichenden Finanzspritze verhindert werden. Allerdings seien viele Informationen unter Geheimhaltung. Es sei darum nicht möglich, ein voll umfassendes Bild zu erhalten.