Ein mulmiges Gefühl hätten sie heute nicht, sagt Simone Minnerup, die mit ihrem Mann und den beiden Kindern zur Kirmes gekommen ist. „Heute ist ja kein Feuerwerk“, sagt sie. Vom Sicherheitskonzept der Kirmes an sich seien sie überzeugt, daher habe ihrem Besuch nichts im Weg gestanden. Die Berichte vom Feuerwerk beschäftigen sie aber trotzdem. „Wir mögen das Feuerwerk. Aber es ist hier alles sehr voll und nah beieinander, beim Japantag gibt es einfach mehr Platz fürs Feuerwerk“, sagt Sven Minnerup.

Auch für Katharina Luttermann sind die Ereignisse vom Freitag kein Grund, nicht mit ihrer Familie zur Kirmes zu kommen. Ohne Feuerwerk gebe es für sie keine Bedenken. „Ich finde aber, es braucht kein Feuerwerk. Die Kirmes ist auch ohne ein tolles Fest“.

Diskussion nach Unglück: Soll das Feuerwerk abgeschafft werden?

Spätestens seit Freitagnacht ist wieder eine Diskussion über das Für und Wider des Feuerwerks entbrannt. Auch die Schützen wollen prüfen, ob es künftig noch eines gibt. Kirmesbesucher Gerhard Kahl hat da bereits eine Meinung zu: „Lasst es das letzte Feuerwerk gewesen sein“, appelliert er an die Schützen. Der Düsseldorfer habe am Morgen im Fernsehen Bilder der Explosion gesehen. „Mir ist der Schreck in die Glieder gefahren, ich hatte direkt Tränen in den Augen“, sagt der Düsseldorfer. Er habe zunächst befürchtet, dass es sich sogar um einen Anschlag handeln könne. „Das ist schlimm für alle Betroffenen. Aber wie es aussieht, war es ja noch Glück im Unglück“, sagt seine Frau Christiane Kahl.

Die beiden hätten lange überlegt, ob sie am Samstag auf die Kirmes gehen sollen. Dass die Veranstalter sich entschieden hatten, die Kirmes wie geplant am Samstag zu öffnen, haben sie als positives Signal gewertet. „Es ist gut, dass es jetzt noch einen Gottesdienst für die Betroffenen gibt. Wir wollen zeigen, dass wir sie unterstützen“, sagt Christiane Kahl.

Ökumenischer Gottesdienst für die Betroffenen

Der St. Sebastianus Schützenverein hatte am Samstag kurzfristig zu einer ökumenischen Feier eingeladen, um für die Betroffenen und ihren Angehörigen zu beten. Während im Hintergrund die „Wilde Maus“ fährt, rufen Stadtdechant Frank Heidkamp und Superintendent Heinrich Fucks zum Innehalten auf. „Das Leben wird jetzt für die Betroffenen und die, die den Unfall gestern erlebt haben, ein anderes sein“, sagt Heidkamp. So ein Ereignis mache deutlich, wie schnell sich das Leben ändern könne. Die schätzungsweise einhundert Gäste gedenken im Gebet den Verletzten und hoffen auf schnelle Genesung. Die gesamte Kirmes stehe nun in einem anderen Licht, sagt Heidkamp. „Am Ende dieser Kirmes darf es nicht heißen: ‚Toll, wir haben die vier Millionen geknackt‘. Sondern es war ein Fest, bei dem wir innegehalten haben“, sagt er.

Zusammenkommen, Innehalten und gemeinsam zu Beten sei auch Oberbürgermeister Stephan Keller ein Anliegen gewesen, sagt er nach der ökumenischen Feier. Der Freitag sei ein „schwarzer Tag in der Geschichte der größten Kirmes am Rhein“, es herrsche „tiefe Bestürzung“. Sein Mitgefühl gelte den Betroffenen, ihren Angehörigen und denen, die die Explosion am Freitag miterlebt haben. Sein Dank den Einsatzkräften und Ersthelfern.

Drohnenshow könnte Feuerwerk auf der Rheinkirmes ersetzen

Die Frage, wie es mit dem Kirmesfeuerwerk weitergeht, sei noch völlig offen, betont auch Keller. Das entscheide letztlich der Veranstalter, die Stadt sei aber im engen Austausch, sagt ein Stadtsprecher. Keller erinnert indes aber auch an das neue Angebot, das die Kirmes seit diesem Jahr hat: die Drohnenshows. Diese hätten sich als „moderne Alternative“ präsentiert, sagt Keller.

Ob eine Drohnenshow das klassische Feuerwerk ersetzen sollte, darüber sind sich auch die Kirmesbesucher nicht einig. Unter ihnen gibt es viele, die das Feuerwerk befürworten. „Das einzustellen, wäre Quatsch. Es kann immer was passieren“, findet zum Beispiel eine Neusserin, die ihren Namen nicht nennen möchte. Sie habe das Feuerwerk von einer der Brücken gesehen und gar nicht direkt mitbekommen, was passierte. Auch eine der Schaustellerinnen, die mit ihrem Schießstand seit vielen Jahren die Rheinkirmes beschickt, will am Feuerwerk festhalten. „Ich habe schon viele Feuerwerke gesehen, das hier ist das schönste. Und man hört ja nicht auf Autozufahren, nur weil es Unfälle auf der Straße gibt“, sagt sie. Die Geschehnisse von Freitag seien sehr traurig, aber kein Grund zur Absage.

Keine 24 Stunden nach der Explosion ist im Kirmestrubel scheinbar der Alltag eingekehrt, über den Nachmittag verteilt strömen Tausende auf das Gelände. „Heute ist alles wie immer“, sagt die Schaustellerin und hängt Stofftier-Gewinne an die Decke.