Die Situation im Einzelnen:
Thüringen: Kein Radschnellweg in Sicht
Thüringen ist das einzige Land, in dem überhaupt kein Radschnellweg geplant wird. Der Verkehrsforscher Martin Weidauer von der Fachhochschule Erfurt erstellte 2021 im Auftrag der Landtagsfraktion der Grünen lediglich eine Pilotstudie, in der er fünf Strecken zur weiteren Untersuchung empfahl (siehe Karte). Daraus folgte jedoch nichts.
Das Thüringer Verkehrsministerium teilte später mit, dass keine Strecken identifiziert werden konnten, die die Förderkriterien des Bundes erfüllen. Zu diesen Kriterien zählen unter anderem ein Potenzial von 2.000 Radlerinnen und Radlern pro Tag sowie eine Mindestlänge der Strecke von zehn Kilometern.
Sachsen-Anhalt: Probleme mit Förderbedingungen des Bundes
Auch in Sachsen-Anhalt stellen die Förderkriterien eine Hürde dar. Das Verkehrsministerium in Magdeburg teilt dazu mit: „In den stark ländlich geprägten Bundesländern, dazu gehört auch Sachsen-Anhalt, werden diese Kriterien aufgrund der Siedlungs- und Arbeitsplatzdichte nicht erfüllt.“ Innerhalb Magdeburgs und Halles würden zwar die Pendlerzahlen erreicht, jedoch stünden hier „in weiten Teilen die notwendigen Ausbaubreiten nicht zur Verfügung“.
Dies stellt auch den geplanten Radschnellweg Halle-Leipzig infrage. Das Projekt startete einst mit viel Schwung, bekam sogar eine eigene Website – doch ein Schnellweg im Sinne der Förderrichtlinien des Bundes wird dort künftig nicht entstehen. Dazu teilt das Ministerium mit: „Dennoch soll zwischen den beiden Städten eine komfortable und bedarfsgerechte Radwegeverbindung entstehen.“ Anvisiert sei entlang der Bundesstraße 6 ein „straßenbegleitender Radweg“. Die Länder Sachsen und Sachsen-Anhalt stünden hierzu im Austausch.
Die zweite diskutierte Strecke in Sachsen-Anhalt von Merseburg zum Geiseltalsee wird zwar ebenfalls kein Radschnellweg nach Definition des Bundesprogramms. Jedoch baut die Stadt Merseburg mit Mitteln aus anderen Förderprogrammen sukzessive an einer „naturräumlich attraktiven“ sowie „weitestgehend kreuzungsfreien“ Verbindung von der Innenstadt bis zum südwestlich gelegenen See.
Sachsen: Drei von elf Rad-Strecken in der Entwurfsplanung
Umfangreicher sind Sachsens Pläne. Der Freistaat ermittelte bereits 2018 elf sogenannte Korridore für Radschnellwege mit einer Gesamtlänge von über 130 Kilometern. Fast sieben Jahre später ist jedoch kein einziger Abschnitt gebaut.
Mögliche Baubeginne können derzeit noch nicht belastbar benannt werden.
Sächsisches Staatsministerium für Infrastruktur und Landesentwicklung
Immerhin bei einer Route (Radeberg – Dresden) läuft derzeit die konkrete Entwurfsplanung, die letzte Stufe vor dem Planfeststellungsverfahren, mit dem Baurecht hergestellt werden kann. Bei den Strecken von Schkeuditz nach Leipzig sowie von Limbach-Oberfrohna nach Chemnitz wird die „Ausschreibung der Leistungen für die Entwurfsplanung vorbereitet“, wie das Sächsisches Staatsministerium für Infrastruktur und Landesentwicklung auf Anfrage mitteilt. „Mögliche Baubeginne können derzeit noch nicht belastbar benannt werden.“
Bei sechs weiteren Strecken laufen noch Vorstudien, bei einem Schnellweg wird noch ein Planungsbüro für die Vorstudie gesucht und bei einem weiteren gibt es noch keine Planungsvereinbarung. Hier eine Übersicht: