Unter den 19 Verletzten sind auch KinderFeuerwerksexplosion auf Rheinkirmes – Augenzeuge schildert dramatische Szenen
RTL trifft Ammar Ghouzi am Tag nach dem Unglück in Düsseldorf
RTL19. Juli 2025 um 20:52 Uhr
von Nadine Becker und Lea Haberbosch
Wenn aus Papa plötzlich ein Held wird.
Ein „schönes Familienerlebnis” soll der Besuch auf der Düsseldorfer Rheinkirmes für Ammar Ghouzi, seine Frau und die zwei Söhne werden. Als Höhepunkt wollen sie gemeinsam das Feuerwerk ansehen. Doch dann passiert das tragische Unglück: Mindestens ein Feuerwerkskörper explodiert in Bodennähe. Der Familienvater schaltet in den Arbeitsmodus und kümmert sich als Arzt in dem „Chaos” um die Verletzten – und dabei hilft sogar sein erst 13-jähriger Sohn, wie er RTL erzählt.
Ammar Ghouzi hilft als Notarzt Verletzten auf Rheinkirmes
Dass Ammar Ghouzi an diesem Abend mit seiner Familie die Kirmes besucht, dürfte viele Menschen vor Schlimmerem bewahren. Denn der Düsseldorfer, der als Kind aus Syrien nach Deutschland kam, ist Facharzt für Kardiologie, arbeitet auch als Notfall- und Intensivmediziner. Zunächst schauen die Vier auf einer Brücke fasziniert das Feuerwerk. „Nach wenigen Minuten haben wir gemerkt, dass etwas nicht stimmt”, erinnert sich Ghouzi bei RTL an eine „Rauchwolke”. Menschen hätten hysterisch geschrien, seien in Panik ausgebrochen. Familien wären in dem Gedränge auseinander gerissen worden, Eltern hätten ihre Kinder gesucht, „weil in dieser Menge die Kinder verloren gegangen sind”.
Feuerwehr und Rettungskräfte sind nach dem Unglück mit 80 Einsatzkräften vor Ort
DPA
Während seine Frau sich um den jüngeren Sohn, der ebenfalls ein paar „Splitter” abbekommt, gekümmert habe, sei er gemeinsam mit dem älteren den Verletzten zu Hilfe geeilt: „Er hat mir das Licht gehalten, während ich die Verbände angelegt habe.” Die Situation sei eine Herausforderung gewesen, denn bei dem „Massenanfall von Verletzten” sei schwierig gewesen, einzuschätzen, wer seine Hilfe am dringendsten benötigt. Einige Kirmesbesucher hätten ihn dann auf einen Vater und ein Kind aufmerksam gemacht, die am Rand gesessen hätten.
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Kind durch Feuerwerkskörper in Düsseldorf verletzt
Das Kind sei bewusstlos gewesen. „Es hatte eine Rakete direkt ins Gesicht getroffen, unterhalb des Auges”, so der Mediziner. Zusätzlich bemerkt er eine zweite Wunde in der Nähe der Halsschlagader. Die Kleidung des Kindes, Arme und Beine seien voller Blut gewesen. „Wir haben ihn auf der Straße erstversorgt, die Wunden komprimiert, also abgedrückt, damit kein weiteres Blut austritt”, schildert Ammar Ghouzi die dramatische Situation.
Als schließlich die alarmierten Rettungskräfte eintreffen, wird das Kind im Krankenwagen weiter behandelt und in eine Klinik gebracht. Nach Angaben der Feuerwehr werden insgesamt vier der 19 Unfallopfer mit schweren Verletzungen in Krankenhäuser gebracht, darunter auch ein vierjähriges Kind mit Verbrennungen. Zwei weitere Kinder im Alter von zwei und vier Jahren werden leicht verletzt.
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Die Polizei geht von einem „tragischen Unfall” aus, bei dem Feuerwerkskörper in die Menge fliegen. Polizeiführer Jannik Möller sagt, es gebe bisher „keine Hinweise”, dass Sicherheitsabstände nicht eingehalten worden seien oder es sich gar um eine vorsätzliche Tat gehandelt habe. Ob eine umgekippte Startrampe Ursache ist, werde geprüft. Die Kriminalpolizei habe die Ermittlungen zur Ursache aufgenommen, sagte ein Polizeisprecher am Samstagvormittag.
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Abschlussshow endet im Desaster
Feuerwerk explodiert in Menschenmenge – 19 Verletzte auf Düsseldorfer Rheinkirmes
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Kinder müssen das Erlebte verarbeiten
Die dramatische Situation am Freitagabend beschäftigt den erfahrenen Notfallmediziner auch folgenden Tag, genauso wie seine Familie: „Tatsächlich war es sehr schwierig heute Morgen. Die Kinder waren anders als sonst, das hat man schon gemerkt”, erzählt Ammar Ghouzi.
Sie hätten über das Erlebte gesprochen, aber die beiden Söhne bräuchten noch Zeit, um die Bilder, die sie gesehen hätten, zu verarbeiten. Gemeinsam würden sie das aber hinkriegen. „Viel wichtiger sind mir tatsächlich die Verletzten, dass die das seelisch und mental gut überstehen”, so der Arzt, der auch das Wohl der Opfer im Kopf hat. (mit afp)