1. Startseite
  2. Wirtschaft

DruckenTeilen

Russlands Handel mit China gerät ins Stocken: Immer mehr VTB-Konten werden ohne Begründung eingefroren – für Importeure ein kostspieliges Problem.

Moskau – Seit mehr als drei Jahren führt der russische Präsident Wladimir Putin einen Angriffskrieg gegen die Ukraine. In dieser Zeit wurde Russland zum meistsanktionierten Land der Welt. Immer wieder gelang es Moskau jedoch, die Wirtschaftsbeschränkungen zu umgehen. Eine wichtige Schnittstelle im Zahlungsverkehr von Putins Schattenwirtschaft scheint nun aber wegzubrechen: der direkte Bankzugang über die VTB Bank nach China.

Moskau baut auf Chinas Zahlungssystem – doch große Banken stoppen Transaktionen mit Russland

Nach dem russischen Angriff auf die Ukraine wurden russische und belarussische Banken vom SWIFT-Zahlungssystem ausgeschlossen. Ein großer Schlag für Russland, doch schnell fand man andere Wege. Über die chinesische Alternative zu SWIFT, das Cross-Border Interbank Payment System (CIPS) etwa. Im vergangenen Jahr dann ein weiterer Dämpfer: Die Bank of China und andere chinesische Banken stoppten Transaktionen nach Russland, um US-Sanktionen zu vermeiden.


Der russische Präsident Wladimir Putin bei einem Treffen mit dem Vorsitzenden der Staatsbank VTB, Adnrey Kostin (Archivbild, 2023). Der russische Präsident Wladimir Putin bei einem Treffen mit dem Vorsitzenden der Staatsbank VTB Bank, Andrey Kostin (Archivbild, 2023). © IMAGO/Alexander Kazakov
/ SNA

Es existierten aber weiterhin Schlupflöcher. In Grenzgebieten helfen chinesische Regionalbanken russischen Firmen beispielsweise, Ausländerkonten – sogenannte Non-Residents Accounts – zu eröffnen, um trotz US-Sanktionen unbemerkt weiter Geld überweisen zu können. Auch die russische Staatsbank VTB Bank bliebt für den russischen Handel ein wichtiges finanzielles Drehkreuz: Es ist die einzige russische Bank mit einer Niederlassung in China – und eine der wenigen verbliebenen Optionen für Geldtransfers von Russland nach China.

Yuan statt Dollar: VTB meldete zuletzt Versechsfachung der China-Geschäfte

Die VTB Bank hatte im April dieses Jahres ein sechsmal höheres Transaktionsvolumen in Yuan im Vergleich zum Vorjahresmonat gemeldet. Seit Beginn des Sommers 2025 sehen sich russische Importeure aber zunehmend mit Kontosperrungen bei der VTB mit Sitz in Shanghai konfrontiert, wie das russische Medium V-Post am Mittwoch (16. Juli) berichtete. Demnach hätten Mitarbeiter von fünf Unternehmen angegeben, dass ihre Konten von Mitte Mai bis Juli gesperrt waren. Ein Betroffener nannte die Sperrungen „unverständlich“.

Für die Importeure geht das ins Geld, denn bei alternativen Zahlungsdienstleistern fallen oft hohe Gebühren an, von Provisionen von 4,5 bis 4,9 Prozent des Überweisungsbetrags ist die Rede. Das Problem: Die VTB reagiert laut V-Post-Bericht nicht auf Anfragen ihrer Kunden. „Unsere Anwälte und Finanziers sind ratlos, wo das Problem liegen könnte: Wir haben Vermögenswerte, ein eigenes Büro und zahlen reguläre Gehälter – aber gegenüber der Bank können wir uns einfach nicht ‚reinwaschen‘“, so ein betroffener Unternehmer.

Einen möglichen Erklärungsansatz lieferte die Nachrichtenagentur Reuters im vergangenen Jahr: Die VTB Shanghai sei ein „Flaschenhals“, hieß es damals. Die Nachfrage sei so groß, dass das Unternehmen in der Bearbeitung der Aufträge schlicht nicht nachkäme. Für die Intention der Bank, die Geschäfte weiterzuführen, würde zumindest sprechen, dass VTB erst Anfang Juni 2025 die Gebühren für Überweisungen an VTB Shanghai für kleine und mittelständische Unternehmen von 2,45 Prozent auf 1,99 Prozent senkte, wie das russische Medium Iswestija berichtete.

Unter Sanktionsdruck: Warum inoffizielle Kanäle manchmal keine Alternative sind

Einige Firmen versuchen wegen der Zahlungsprobleme mit VTB nun auf Zahlungsagenten – also Drittvermittler – umzusteigen, die grenzüberschreitende Überweisungen abwickeln. Dabei handelt es sich teils um nicht-sanktionierte Drittländer wie Kasachstan oder die Türkei. Schon 2024 ging rund die Hälfte der russischen Zahlungen an China über solche Zwischenhändler, berichtete die Nachrichtenagentur Reuters. Dies bringe jedoch seine eigenen Komplikationen mit sich, erklärte ein Importeur gegenüber V-post.

Zahlungsagenten können die Teilnahme an Ausschreibungen oder staatlichen Aufträgen erschweren, weil Unternehmen oft Probleme haben, die nötigen Finanzunterlagen bereitzustellen. Eine andere Firma kommentierte, der Aufwand sei manchmal höher als die Ersparnis bei den Gebühren. Trotz all der Hindernisse im Zahlungsverkehr erreichte das Handelsvolumen zwischen China und Russland im vergangenen Jahr einen neuen Rekordwert: Rund 245 Milliarden US-Dollar, eine Steigerung um 1,9 Prozent im Vergleich zum Vorjahresrekord.