Berlin – Wie die Bienen summen sie zum Alex. Hunderte Jugendliche in Street-Style-Klamotten, bunt. Sie lachen, manche trippeln Tanzschritte vor sich hin. Andere sind versunken in die Musik ihrer Kopfhörer. Doch wenn dann plötzlich die Musik über den Platz hallt, ergreift die Masse das heiße K-Pop-Fieber und Berlin geht viral!

K-was? K-Pop! Das „K“ steht für Korea. Ein Musikgenre, das verschiedene Stile vereint: Hip-Hop, Pop, Electro und R&B. Die Boygroups und Girlbands stammen nicht nur aus Südkorea, sondern aus dem gesamten südostasiatischem Raum.

Und was hat das mit Berlin zu tun?

Diese Tanz-Events – in der Szene „Random Dances“ genannt – sind ein Sprungbrett für K-Pop-Fans, selbst einmal mit ihren Idolen als Backgroundtänzer auf der Bühne zu stehen. Das Prinzip ist dabei denkbar einfach: Wer die Choreographien aus den Videos geübt hat, tanzt mit. Wer nicht, schaut zu oder filmt. Viele Videos landen auf TikTok – und gehen viral.

Hunderte K-Popper im Tanzfieber am Alex. Wer die Schritte kennt, traut sich. Alle anderen gucken zu oder filmen das Event live für den Rest der Welt

Hunderte K-Popper im Tanzfieber am Alex. Wer die Schritte kennt, traut sich. Alle anderen gucken zu oder filmen das Event live für den Rest der Welt

Foto: David Heerde

Auf dem Alex in Berlin-Mitte zeigt jeder, was er kann. Auch Clara Siegel (19) aus Berlin. Ihr Style: dynamisch, fast akrobatisch, auf den Punkt mit der Musik. Die K-Pop-Bands heißen Ateez, Enhypen, Aespa & Co. – haben Millionen Follower auf der ganzen Welt.

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Und auch Claras Berliner Tanzvideos haben Millionen Aufrufe. Ihr erfolgreichstes sagenhafte 66 Millionen. Der Berliner Fernsehturm, immer im Hintergrund. Trotzdem ist Clara bescheiden: „Ich hatte nie die Intention, viele Leute zu erreichen“, sagt die Berlinerin. „Ich habe gesehen, dass andere Tanzvideos posten – und dachte mir: Warum nicht?“ Heute folgen ihr über 560.000 Menschen auf TikTok.

28 Grad, knallige Sonne – der Platz wird zur Bühne. „Früher waren wir die uncoolen Kids, die ostasiatischen Pop hörten, jetzt ist das hier eine riesige Bewegung“, sagt Zuschauerin Sonja (31), die zufällig am Alex vorbeikommt. Viele tragen Outfits im südkoreanischen Streetstyle. Berlin zeigt sich an diesem Nachmittag von seiner buntesten Seite.

Wenn sie auf dem Alex tanzt, gucken Millionen zuClara Siegel (19) aus Berlin tanzt seit vier Jahren K-Pop am Alex

Clara Siegel (19) aus Berlin tanzt seit vier Jahren K-Pop am Alex

Foto: David Heerde

Clara tanzt, seit sie 15 ist am Fernsehturm. „Es ist laut, manchmal auch nicht ganz ungefährlich. Aber wenn man viele Leute dabeihat, fühlt man sich sicher“, sagt sie. Ihr Ziel: Eines Tages vom Tanzen leben zu können – vielleicht als Background-Tänzerin auf großen Bühnen.

Nach zwei Stunden ist der Random Dance wieder vorbei. Organisiert werden diese Events von zwei K-Pop-Initiativen, die seit Jahren aktiv sind. Fast immer auf dem Alex, der sich als Standort etabliert hat.

Auch für Clara ist heute Schluss mit Videodreh. Dank ihrer Tanzvideos ist sie inzwischen international vernetzt, hat mit Gruppen aus Korea und Japan gearbeitet. Nächste Station ihrer Karriere: Ein Auftritt mit ihrer Tanzgruppe bei der Castingshow „America’s Got Talent“.

Text: Michèle Borcherding