Der russische Botschafter beim Heiligen Stuhl hat die Verwirklichung des Vorschlags von Leo XIV. für ukrainisch-russische Friedensverhandlungen im Vatikan als „sehr schwer vorstellbar“ bezeichnet. In einem Interview mit der katholischen Tageszeitung „Avvenire“ (Sonntagsausgabe online) sagte Iwan Soltanowski, der Vorschlag des Papstes werde wertgeschätzt; es sei aber wegen der politischen Rahmenbedingungen und logistischer Faktoren „sehr schwer vorstellbar, dass er realisiert werden könnte“. Als praktische Gründe nannte er die Sanktionen der EU gegen Russland, die auch die Reisefreiheit beschränkten. Er halte daher weitere Treffen in der Türkei für praktikabler, weil es in diesem Nato-Land keine Sanktionen gegen Russland gebe.

Mit Nachdruck würdigte Soltanowski die humanitären Bemühungen des Heiligen Stuhls in dem andauernden Krieg. Dies gelte für den Gefangenenaustausch und auch für die Rückführung von Kindern zu ihren Familien. Allerdings seien die zu diesem Thema verbreiteten Zahlen „von der Propaganda übertrieben“. Es handle sich in Wahrheit um „höchstens 300 oder 400 Minderjährige, die von ihren Eltern gesucht werden“. 100 Kinder seien bereits zu ihren ukrainischen Eltern zurückgekehrt, 22 zu ihren Eltern in Russland, erklärte der Diplomat. Dabei hätten insbesondere der päpstliche Sonderbeauftragte Kardinal Matteo Zuppi und die Botschafter des Papstes in Moskau und Kiew eine wichtige Rolle gespielt.

Papstbesuch in Russland „derzeit“ nicht auf der Tagesordnung

Die Friedensaufrufe von Papst Leo XIV. würdigte der Diplomat ausführlich. Die Appelle hätten einen „Wert nicht nur für die Katholiken, sondern für die ganze Welt“. Auch das russische Volk und seine Führer suchten den Frieden. „Unsere Visionen und unsere Bestrebungen stimmen mit denen des Papstes überein“, so Soltanowski. Um den gerechten und dauerhaften Frieden zu erreichen, den der Papst fordere, müssten jedoch erst die Ursachen des Konflikts beseitigt werden. Dazu gehöre die „Bedrohung unserer Sicherheit durch jene, die die Ukraine in Richtung Nato drängen.“ Die Ukraine müsse ein neutrales Land sein. Als weitere Bedingungen nannte er den Schutz der russischen Sprache in Teilen der Ukraine und die Gleichberechtigung für die russisch-orthodoxe Kirche in dem Land.

Auf die Frage nach einem möglichen Papstbesuch in Russland antwortete der Botschafter: „Derzeit steht das nicht auf der Tagesordnung. Aber die religiöse Dimension ist sehr wichtig.“ (KNA)