Russland verstärkt nach Beobachtungen des Militärischen Abschirmdienstes (MAD) seine Ausspähversuche und Störmaßnahmen in Deutschland. „Wir reden über einen starken Anstieg der Fälle im Bereich der Spionage und hybrider Maßnahmen. Das Vorgehen ist massiver und auch aggressiver“, sagte Martina Rosenberg, Präsidentin des Militärischen Abschirmdienstes (MAD). Dabei gingen die russischen Geheimdienste vor, „wie wir es im Kalten Krieg kannten“. Überdies werde der Instrumentenkasten erweitert.

Nach dpa-Informationen hat sich die Zahl der Verdachtsfälle binnen Jahresfrist praktisch verdoppelt. Weiterhin reisen demnach russische Agenten über Drittstaaten nach Deutschland ein. Sie sprächen teils auch direkt russischstämmige Deutsche, Spätaussiedler oder Menschen mit Beziehungen nach Russland an, sagte Rosenberg.

Schiffe der Marine sind beliebtes Sabotageziel

Gefährdet seien auch deutsche Soldaten oder Doppelstaatler, die in Russland Urlaub machten oder in verbündete Staaten Russlands einreisten. Dort könnten sie unter Druck gesetzt oder zur Zusammenarbeit gezwungen werden. „Es ist kein Geheimnis – Deutschland ist als logistische Drehscheibe für die Nato-Truppenbewegungen und als aktiver Nato-Partner fest im Blickfeld ausländischer Nachrichtendienste“, sagte Rosenberg. 

Mehrfach waren nach Angaben des MAD in den vergangenen Monaten bereits Schiffe der Marine Ziel mutmaßlicher Sabotageaktionen: Mal waren es durchtrennte Kabelbäume, mal Metallspäne in einem Antrieb, dann Öleintrag im Trinkwassersystem. Oft ist auch gezielte Desinformation im Spiel – als Teil verschiedener und auch deswegen als hybrid bezeichneter Taktiken zur Destabilisierung. 

Hacker griffen den Bundestag an

Russische Geheimdienste sind in oder gegen Deutschland aber bereits seit Jahren vermehrt aktiv. Das russische Hackerkollektiv APT28 etwa soll für einen Cyberangriff auf den Bundestag im Sommer 2023 verantwortlich gewesen sein. Die russische Regierung gab zu, dass ihr Geheimagent Wadim Krassikow einen Georgier tschetschenischer Abstammung im Berliner Tiergarten erschossen hatte. Der als „Tiergartenmörder“ bekannte Agent wurde verurteilt, kam aber im vergangenen August bei einem Gefangenenaustausch frei.

Der MAD ist mit dem Schutz der Streitkräfte, der Abwehr von Extremisten sowie Sicherheitsüberprüfungen von Soldaten und Zivilbeschäftigten beauftragt. Er ist der kleinste der deutschen Nachrichtendienste, untersteht dem Verteidigungsministerium und hat seinen Sitz in Köln. Die Abwehr von Spionage und Sabotage ist wie in Zeiten der Ost-West-Konfrontation wieder zentrale Aufgabe. 

Russische Spione und Sabotage

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