Neben vielen Verbänden protestiert auch die Katholisch-Theologische Fakultät gegen die baldige Verleihung. Was die Theologen dazu treibt.

 

Die Katholisch-Theologische Fakultät (KTF) der Universität Münster hat sich von der für Ende Juli geplanten Verleihung des Josef-Pieper-Preises an USBischof Robert Barron distanziert. Man nehme die Wahl der Josef-Pieper-Stiftung mit Befremden zur Kenntnis, heißt es in einer von Dekan Oliver Dyma unterzeichneten Stellungnahme, die am Montag auf der Internetseite der Fakultät veröffentlicht wurde. Die KTF führt als Belege ihrer Ablehnung eine Reihe von theologischen Argumenten an. Man verstehe katholische Theologie auf der Grundlage des Zweiten Vatikanischen Konzils, das den christlichen Glauben geschichtlich ausgelegt habe. Die katholische Glaubenstradition sei „vielfältig und spannungsvoll“.

Barron nehme Glauben für „ausgrenzende Identitätspolitik“ in Anspruch

Nach Überzeugung der KTF müsse sich die katholische Theologie daran messen lassen, „wie sie die Geschichte und die von dramatischen Gewaltkonflikten zerrissene politische Gegenwart begleitet“. Der Gott Jesu Christi stehe an der Seite der Leidenden und trete für die Befreiung der Armen ein. Das Bekenntnis zu diesem Gott verpflichte auf eine Weltdeutung und eine Haltung, die die „Würde jedes Menschen als Geschöpf Gottes achten – ungeachtet Herkunft, Geschlecht und sozialem Status“.

Barrons Deutung des Katholizismus, die die Josef-Pieper-Stiftung „offensichtlich“ stärken wolle, sende andere Signale. Der Bischof nehme den Glauben unter dem Vorzeichen, eine „zeitenthobene religiöse Wahrheit“ zu verteidigen, für eine „ausgrenzende Identitätspolitik“ in Anspruch. Diese verschärfe ideologische Spaltungen und schließe Menschen aus, „die nicht ins Bild passen, z.B. queere Menschen und Migrant:innen“, so die KTF. Barrons Denken reihe sich damit in eine „weltweit erstarkende Strömung“ ein, die Religion und Theologie benutze, um die Welt „in Freund und Feind“ einzuteilen. Der US-Bischof kooperiere mit religiös-politischen Netzwerken, die autokratische Kräfte in allen Teilen der Erde ideologisch unterstützen würden.

Fakultät beruft sich auf den Papst

Dagegen habe Papst Leo XIV. in der Predigt zu seiner Amtseinführung Mitte Mai einer „solidarischen und reformorientierten Katholizität“ den Weg gewiesen, heißt es vonseiten der KTF. Als Kollegium stehe man dafür ein, diesen „Weg einer in diesem Sinne geschichtsbewussten, dialogischen und inklusiven Theologie“ mit den Studenten der Fakultät zu gehen. Der Stellungnahme sind weitere Einzelerklärungen von Münsteraner Lehrenden beigefügt. Darunter sind neben Dekan Dyma der Pastoraltheologe Christian Bauer, die Moraltheologin Monika Bobbert, die Ökumenikerin Regina Elsner, die Sozialethikerin Marianne Heimbach-Steins und der Fundamentaltheologe Bernhard Nitsche.