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Aus der modernisierten Leitstelle von Eswe-Verkehr in Wiesbaden werden 43 Buslinien gesteuert.

An diesem Montagvormittag ist es ruhig in der Verkehrsleitzentrale von Eswe-Verkehr. Kein Wasserrohrbruch zwingt zur Umleitung, kein Unfall stört den Fahrplan. Ein seltener Zustand. „Normalbetrieb gibt es in Wiesbaden nahezu nie“, sagt Marion Hebding, Geschäftsführerin des kommunalen Unternehmens. Wer die chronisch angespannte Verkehrssituation der Stadt kennt, weiß: Der Alltag in der Leitstelle ist oft alles andere als ruhig.

Die Leitzentrale sei das „Herzstück von Eswe-Verkehr“, sagt Hebding. Umso wichtiger, dass sie technisch auf dem neuesten Stand ist. Doch das war sie lange nicht mehr. Deshalb wurde sie bei laufendem Betrieb modernisiert – technisch und räumlich.

Die drei Mitarbeiter, die am Montag Dienst haben, sitzen vor großen Monitoren. Im Hintergrund laufen auf einer Videowand auf acht 55-Zoll-Bildschirmen Livebilder von 41 Kameras, die an den wichtigsten Haltestellen installiert sind. „So können wir beispielsweise einen zusätzlichen Bus einsetzen, wenn wir sehen, dass an einer Haltestelle das Fahrgastaufkommen besonders hoch ist“, erläutert Klaus-Peter Wollny, der Leiter der Verkehrssteuerung. Um auf solche Situationen reagieren oder Ausfälle kompensieren zu können, werden Personal und Busse bereitgehalten.

Neue Rechner ausgelagert

Die alte Leitstelle war 15 Jahre alt, als im September 2024 der Umbau begann. Die insgesamt 32 Mitarbeiter:innen, die ohnehin schon in beengten Räumen ihren Dienst verrichteten, mussten für einige Monate in noch kleinere Räume ziehen. Bis Mai wurde umgebaut, die Leitstelle von 50 auf 80 Quadratmeter vergrößert, neueste Technik installiert. Dafür wurden allein 3300 Meter Netzwerkkabel verlegt. Die leistungsstärkeren neuen Rechner wurden ausgelagert, in dem neu entstandenen Raum können die Disponentinnen und Disponenten inzwischen ohne störende Geräuschkulisse arbeiten. Die Technik sei modern, die Möblierung ergonomisch auf dem aktuellen Stand, lobt Wollny. 600 000 Euro hat der Umbau gekostet.

24 Stunden an 365 Tagen im Jahr wird von der Leitstelle aus der Verkehr von 43 Buslinien geregelt, gesteuert und überwacht. An Wochentagen außerhalb der Ferien, wenn der Schulbusverkehr rollt, sind in Spitzenzeiten 233 der insgesamt 260 Busse im Einsatz, an den Wochenenden sind es immerhin rund 160 gleichzeitig.

Die Disponent:innen koordinieren die Abläufe und reagieren auf ungeplante Ereignisse wie Unfälle. Via Funk stehen sie mit dem Fahrpersonal in Kontakt und können mithilfe der Bordtechnik, die in allen Bussen verbaut ist, kommunizieren. GPS-gesteuert, ist der Standort jedes Fahrzeugs auf einer Karte erkennbar.

Arbeit mit drei Tastaturen und Mäusen

Die Leitstelle ist Teil der Verkehrsüberwachung. Zu ihr gehören auch die Verkehrsaufsicht und der Einsatz der Fahrzeuge. Wenn ein Bus den Betriebshof verlässt, beginnt die Arbeit der Leitstelle.

Bevor der Umbau begann, hätten die Schreibtische der Mitarbeiter:innen nicht so aufgeräumt ausgesehen wie heute, sagt Klaus-Peter Wollny. Zeitweise mussten sie mit drei Tastaturen und Mäusen arbeiten. Dass die Leitstelle nun technisch aufgerüstet wurde, davon sollten die Fahrgäste im Idealfall gar nichts merken. Eine Leitstelle arbeite immer dann gut, wenn niemandem im Bus auffalle, dass sie im Hintergrund agiere. Sprich, dass der Busverkehr möglichst reibungslos funktioniert.

Die Pünktlichkeitsquote schwankt. Ob die Busse pünktlich fahren oder nicht, hänge jedoch kaum vom Unternehmen, sondern von äußeren Umständen wie dem Verkehrsaufkommen ab, erläutert Geschäftsführerin Hebding. Ihr ist deshalb eine weitere Kennzahl wichtiger: die Ausfallquote. Die liege bei 0,4 Prozent. Das bedeutet, nur sehr selten habe das Unternehmen weder Bus noch Personal stellen können.

Ein Mitarbeiter der Leitstelle von Eswe Verkehr sitzt an einem Schreibtisch vor mehreren Monitoren. Im Hintergrund laufen Live-Bilder von Haltestellen auf einer Videowand. Die neue Leitstelle ist mit modernster Technik ausgestattet – im Hintergrund die Videowand. © Michael SchickMarion Hebding, Geschäftsführerin von Eswe Verkehr, gestikuliert.Marion Hebding ist die Geschäftsführerin von Eswe-Verkehr in Wiesbaden. © Michael Schick