Es ist ein Tag, auf den Horst Seehofer über 16 Jahre gewartet hat, und man merkt es ihm an. Aufmerksam, fast konzentriert blickt der 76-Jährige das Atrium hinauf, die Gänge entlang, in den großen Hörsaal vor sich. All das um ihn herum ist Ergebnis dreier Worte, die er 2009 im Goldenen Buch der Stadt Augsburg hinterließ: „Die Uni-Klinik kommt!!!“. Was damals ein Paukenschlag war, sind heute: ein Lehrgebäude, ein Medizin-Campus, eine wachsende Fakultät, eine Universitätsmedizin im Aufschwung mit Strahlkraft weit über die Region hinaus. Für seine Entscheidung hat der damalige Ministerpräsident nun, gut 16 Jahre danach, eine besondere Würdigung der Uni Augsburg erfahren.
Uni Augsburg verleiht Ex-Ministerpräsident Horst Seehofer Ehrendoktorwürde
Seit Montagabend kann Seehofer, der selbst nie an einer Hochschule studiert hat, seinem Namen ein „Dr. h. c.“ voranstellen. Im neuen Lehrgebäude der Augsburger Medizin-Fakultät bekam er die akademische Ehrendoktorwürde verliehen – er ist damit der Erste, dem diese Auszeichnung von der 2016 gegründeten Fakultät zuteilwird. Dass es keine schwäbisch gefärbte Brille braucht, um seine Verdienste um den Standort Augsburg anzuerkennen, machte Wolfgang A. Herrmann deutlich, rund 24 Jahre Präsident der Technischen Universität München (TUM). Seehofer habe damals „mit dem Hirn angeschoben“, sagte er in seiner Laudatio. Seehofer sei Initiator, Treiber und Multiplikator gewesen. Dadurch habe er Chancen für Ausbildung, medizinischen Fortschritt und Gesundheitsversorgung eröffnet, von denen eine Region mit mehr als zwei Millionen Menschen langfristig profitiere. Seehofers Entscheidung damals zeige, was Politik „nahe am Menschen“ bedeute.
Zahlreiche Akteure aus Politik, Medizin und Gesellschaft, die den Weg zur Uni-Medizin einst begleitet hatten oder heute fortführen, machten Seehofer zur Verleihung die Aufwartung. Bayerns Wissenschaftsminister Markus Blume, wie Seehofer CSU, bezeichnete ihn als „Mann der Wissenschaft“, ja „Mann des Unmöglichen“ und „Architekten einer echten Erfolgsgeschichte“. Wenngleich der Eintrag ins Goldene Buch 2009 wohl „die drei teuersten Worte in der Geschichte des Freistaats“ gewesen seien, wie er augenzwinkernd ergänzte. Doch schon heute entfaltet Seehofers Entscheidung konkrete Wirkung, worauf Martina Kadmon, Dekanin der Fakultät, verwies. Der erste Augsburger Medizinstudienjahrgang sei der notenbeste in ganz Deutschland gewesen.
Seehofer bereitete den Weg zur Uni-Medizin und -Fakultät in Augsburg
Einen Ehrendoktor-Titel hat Horst Seehofer bereits – von einer Uni in der ukrainischen Hauptstadt Kiew. Er ließ aber erkennen, dass die Augsburger Auszeichnung für ihn doch eine andere Bedeutung hat – auch wegen der vielen politischen Widerstände, die es rund um die Entscheidung zu überwinden galt. Die Rahmenbedingungen damals, geprägt von Wirtschaftskrise und Landesbank-Pleite, seien nicht einfach gewesen, sagte er in seiner Dankesrede. Es sei ihm aber darum gegangen, gleichwertige Lebensverhältnisse in ganz Bayern zu fördern, durch eine Uni-Medizin also auch in Schwaben. „Das war keine Show – das kam von Herzen.“ Das Gelingen des „Gemeinschaftswerks“ sei auch zahlreichen Mitstreitern zu verdanken. Man habe Bleibendes geschaffen.
Zum Abschluss etwas Seltenes: ein Hörsaal, der sich zum Applaus erhebt. Und ein sichtlich gerührter, stolzer Dr. h. c. Horst Seehofer.
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Max Kramer
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Augsburg
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