Stand: 22.07.2025 09:15 Uhr
Das Deichbrand Festival bei Cuxhaven ist am Sonntag mit einem Konzert des US-Rappers Macklemore zu Ende gegangen. Nun steht der Weltstar erneut in der Kritik – wegen Genozid-Vorwürfen gegenüber Israel.
Rund 60.000 Festivalbesucherinnen und -besucher waren aus ganz Deutschland zum Deichbrand-Festival bei Cuxhaven gefahren – für vier Tage Programm mit rund 120 Acts, darunter der Headliner Macklemore. Bereits im Vorfeld hatte Niedersachsens Antisemitismus-Beauftragter Gerhard Wegner die Veranstalter dazu aufgefordert, Macklemore auszuladen. Das sei nicht möglich gewesen, offenbar wegen bindender Vertragsverpflichtungen gegenüber dem Weltstar. Bedenken an dem Auftritt hatten zuvor unter anderem der Zentralrat der Juden sowie der Bundes-Antisemitismus-Beauftragte geäußert.
Politische Rede nach lebensfrohem Show-Beginn
Background-Tänzerinnen in Baggy-Klamotten, ein DJ, dazu Bläser – eine lebensfrohe Blockbuster-Show. Im ersten Drittel des Konzerts zückte Macklemore einen DIN-A4-Zettel, auf den er eine Rede geschrieben hatte. Er behauptete, deutsche Sponsoren und Behörden hätten versucht, ihn mundtot zu machen. Zudem bezichtigte er Israel des Genozids in Gaza und bezeichnete das Land als Kolonialstaat. Das Publikum jubelte, einige Fans hielten Palästina-Flaggen und Palitücher in die Luft, auf einem Pappschild stand „Free Palestine“. Anschließend rappte er den Song „Hind’s Hall“.
Niedersachsens Beauftragter gegen Antisemitismus hält den Auftritt für propalästinensischen Protest. Das bleibe am Festival haften.
Song „Hind’s Hall“ bereits zuvor von Zentralrat der Juden kritisiert
Das Publikum feierte den Auftritt von US-Rapper Macklemore zum Abschluss des Deichbrand Festivals.
Die Nummer stand bereits vor dem Konzert in der Kritik – nicht nur in der Politik, sondern auch beim Zentralrat der Juden und dem Antisemitismus-Beauftragten der Bundesregierung. Der Grund: In dem Lied werfe Macklemore Israel einen Völkermord vor, blende dabei den Terror der Hamas aus. In dem Musikvideo dazu werde überdies eine Parallele gezogen zwischen einem historischen Bild eines Jungen aus dem Warschauer Ghetto und dem eines palästinensischen Jungen im Westjordanland. Bilder aus dem Video liefen während des Songs auf dem Bildschirm hinter der Bühne.
Antisemitismus-Beauftragter Wegner mit Team vor Ort
Der niedersächsische Antisemitismus-Beauftragte Wegner beobachtete das Konzert gemeinsam mit einem fünfköpfigen Expertenteam. Im Interview mit NDR Kultur kritisierte Wegner, das Existenzrecht Israels sei in der Rede nicht betont worden. Macklemore rede so, als ob man den Staat Israel einfach auslöschen könne. Macklemore habe die Kritik an Israel in seine eigenen Songs über Liebe und Lebensfreude eingebettet, zudem hätten vermutlich viele die englische Rede nicht verstanden. Macklemore drohe allerdings keine Strafe – seine Botschaft sei von der Meinungsfreiheit gedeckt. Dennoch wolle die Antisemitismus-Behörde nun öffentlich Kritik an Macklemore üben.
Am Ende des Konzerts rief Macklemore gemeinsam mit seinen Fans „Free Palestine“ – dazu lief ein Hip-Hop-Beat. In einer NDR Umfrage unter den Fans zeigten viele Festivalbesuchende Verständnis für Macklemore und seine Meinungsäußerungen gegen Israel. Ein geplantes Interview mit den Deichbrand-Veranstaltern hatten die Organisatoren bereits während des Konzerts abgesagt.
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