Sie haben viele Schwierigkeiten und Bedenkenträger hinter sich gelassen auf ihrem Weg zum Erfolg. Die jungen Führungstalente, die der Tagesspiegel kürzlich in der Serie „40 bis 40“ vorstellte. Belohnt wurden sie am Montagabend mit einer unterhaltsamen Abschlussfeier beim Verein Berliner Kaufleute und Industrieller (VBKI) im Ludwig Erhard Haus in Charlottenburg.
Wirtschaftssenatorin Franziska Giffey (SPD) lobte die 40 Unternehmer und Manager als „Möglichmacher“, die sich gegen das Lager der Bedenkenträger entschieden hätten. „Sie sind der Gegenbeweis, dass alles immer schwieriger wird in dieser Stadt.“ Giffey attestierte den Protagonisten der Serie „Leidenschaft, Kreativität und ein Herz für die Sache.“
Wirtschaftssenatorin Franziska Giffey lobte die 40 Manager und Start-up-Gründer.
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Wer Erfolg haben will, braucht aber auch Stehvermögen und gute Nerven. Berlins Donut-Königin Jessica Jeworutzki erzählte im Gespräch mit Kevin P. Hoffmann, dem Chef des Ressorts Berliner Wirtschaft beim Tagesspiegel, wie das Hamburger Bauamt ihre nagelneue Bäckerei für vegane Donuts fast wieder geschlossen hätte.
Die Donut-Produzentin Jessica Jeworutzki im Gespräch mit Kevin P. Hoffmann vom Tagesspiegel.
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Das hätte in Berlin natürlich nicht passieren können, meinte Hoffmann ironisch. Im kommenden Jahr soll eine Filiale von Jeworutzkis Kette Brammibal’s Donuts am Flughafen BER eröffnen – wenn das Bauamt in Schönefeld mitspielt.
Der Juniorchef von MH&P Keilrahmenwerk, Emil Montag, äußerte Kritik an der „Lohnpreisspirale“ in Deutschland.
Emil Montag leitet zusammen mit seinem Vater das Berliner MH&P-Keilrahmenwerk.
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Ein großer Mitbewerber sei bereits nach Polen gegangen und habe 300 Arbeitsplätze mitgenommen. Montag will auf jeden Fall in Berlin bleiben und weiter auf „made in Germany“ setzen.
Für den Gründer des Online-Beratungsdienstes „Krisenchat“, Kai Lanz, geht es vor allem um die Frage, wie sein Unternehmen Geld verdienen kann. Bisher finanziert sich Krisenchat vor allem aus Spenden. Die Beratung in psychischen Krisen ist kostenlos, der Bedarf sei „unglaublich hoch“, sagte Lanz. 70 Prozent der Anfragen müssten sie abweisen.
Kai Lanz vom sozialen Unternehmen Krisenchat hilft Menschen in psychischen Krisen.
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Psychische Krisen können auch durch Überlastung bei der Arbeit entstehen. Maria Supranowitz verriet den Gästen im Ludwig Erhard Haus ihre ganz persönliche Prävention gegen Burnout: ein Bürohund. Ihr kleiner Hund erinnere sie daran, „zwischendurch mal einen Spaziergang zu machen. Das hilft total.“
Supranowitz ist Niederlassungsleiterin bei Post/DHL in Schönefeld und zuständig für 3500 Mitarbeiter. Wie sie das geworden ist? „Ich habe immer Vollgas gegeben und gezeigt, was ich kann.“
Ich habe immer Vollgas gegeben und gezeigt, was ich kann.
Maria Supranowitz, Managerin bei Deutsche Post/DHL
Tagesspiegel-Chefredakteurin Anke Myrrhe freute sich besonders, dass so viele Frauen unter den „40 bis 40“-Erwählten sind. „Die junge Wirtschaft in Berlin wird weiblicher.“ Am Montagabend hatte sie damit auf jeden Fall recht. Jenseits der Nominierten sieht die Welt allerdings noch deutlich männlicher aus. Nur jedes fünfte Start-up werde von einer Frau gegründet, sagte Senatorin Giffey.
Polina Sergeeva von Menstruflow hat fast immer ein Protestschild bei sich.
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Eine davon ist Polina Sergeeva, die bei jeder passenden Gelegenheit ein Protestschild hochhält, auf dem „Periode ist normal“ steht. Oder „I’m on my period.“ Sergeeva ist Unternehmerin und Aktivistin für die Enttabuisierung der Menstruation. Zuletzt habe sie das Schild bei einer Wattwanderung vor Sylt dabei gehabt, erzählt sie. Männer reagierten überwiegend positiv, bei älteren Frauen käme das Thema nicht so gut an.
Die Berliner Start-up-Szene wird intensiv von der Investitionsbank Berlin (IBB) begleitet und teilweise auch finanziert. IBB-Chef Hinrich Holm lobte Berlins Start-up-Ökosystem, das sei „in sich gesund“. Die Hauptstadt habe zwar keine Industrie wie Bayern oder Baden-Württemberg, müsse sich aber deshalb auch nicht mit den enormen Kosten der Transformation herumschlagen.
IBB-Chef Hinrich Holm mit Tagesspiegel-Vize-Chefredakteurin Anke Myrrhe und VBKI-Geschäftsführerin Ute Weiland.
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Die Finanzierung von Start-ups in der Wachstumsphase, das „Scale-up-Money“, beginne sich zu erholen. „Geld ist nicht mehr unsere Herausforderung.“ Eher der Perfektionismus in der Umsetzung von neuen Techniken. „Wir müssen uns trauen Fehler zu machen und nicht gleich nach den Schuldigen zu rufen.“
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Der Vergleich mit Bayern ließ Holm nicht los. Mit leichter Ironie übte der Banker ein wenig Medienschelte am Tagesspiegel, der berichtet hatte, dass Berlin bei der Start-up-Finanzierung inzwischen hinter München zurückgefallen sei, wie eine Studie von Ernst & Young ergab. Das könne man auch anders betrachten, meinte Holm. „In Bayern würde in der Süddeutschen Zeitung nie stehen: Wir sind an zweiter Position.“ Er könne im Einzelfall auch Hilfe bei der passenden Deutung von Statistiken anbieten.