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glku1_220725_4c_1Gruppenfoto mit Büchern (v. l.): Marcus Kiefer, Sigrid Ruby, Matthias Schulz, Antje Bosselmann-Ruickbie, Marcus Späth, Anabel Ruckdeschel und Julia Saviello. © Dagmar Klein

Beim Sommerfest der JLU-Kunstgeschichte wurden auch die Bücher vorgestellt, die seit dem vergangenen Jahr am Institut entstanden sind. Es sind acht Bücher, die Themen aus verschiedenen Bereichen der Kunstgeschichte behandeln.

Nachdem im vergangenen Jahr das Jubiläum 150 Jahre Kunstgeschichte an der Universität Gießen groß gefeiert wurde, war das Sommerfest in diesem Jahr klein, aber oho. Zwei wissenschaftliche Mitarbeiter hatten 2024 ihre Dissertation publiziert und schlugen vor, doch einmal alle Publikationen ab dem letzten Jahr vorzustellen. Und es hat sich gelohnt, in der Menge betrachtet sind es unglaublich viele für ein so kleines Institut. Acht Bücher, die Themen aus verschiedenen Bereichen der Kunstgeschichte behandeln.

Gedruckt und online erhältlich

Prof. Julia Saviella, die Vertretungsprofessorin im vergangenen Winter- und aktuellen Sommersemester für Amtsinhaberin Prof. Sigrid Ruby, übernahm die Moderation. Allen Publikationen gemeinsam ist die Tatsache, dass sie als gedrucktes Buch und parallel in einer frei zugänglichen Online-Version erscheinen (Open Access). »Das ist mittlerweile so üblich bei wissenschaftlichen Publikationen.«

Die promovierten Mitarbeiter starteten den Vorstellungszyklus. Annabel Ruckdeschel hatte zu »Paris als Kunstzentrum in internationalen Ausstellungen zwischen 1921-1946« geforscht, dafür viel graue Katalogliteratur auswerten können (also nicht-kommerzielle Veröffentlichungen, die nicht über den traditionellen Buchhandel erhältlich sind). Ihr seit Längerem vorbereiteter Band ist damit zum opulenten Grundlagen- und Nachschlagewerk geworden. Matthias Schulz hat sich mit dem Werk des Renaissance-Malers Andrea Mantegna befasst. Er sei elektrisiert gewesen von der Art und Weise, wie Mantegna Materie behandelt, ihr quasi Lebendigkeit einhauchte. In der Folge war er an einer Tagung zum Thema »Das Fließen der Dinge« als Indikator von Zeit beteiligt und wurde zum Mitherausgeber des Tagungsbandes.

150 Jahre Gießener Kunstgeschichte

Prof. Sigrid Ruby war besonders aktiv und immer mit Gießen-Bezug. Sie hat sich bei ihrem Amtsantritt 2016 vorgenommen, den Bezug zum Ort zu vertiefen, was auch bedeutet, die Geschichte des eigenen Fachs zu recherchieren. Daraus ist der, dank vieler Beiträge, vielschichtige Band »150 Jahre Kunstgeschichte an der Universität Gießen« entstanden. Ausgangspunkt hierfür war die (Wieder-)Entdeckung von Hugo von Ritgen als erstem Amtsinhaber der Kunstgeschichte. Die Landesuniversität hatte für den Gießener Architekten und Denkmalpfleger das Fach installiert. Aus dem Thema erwuchs eine intensive Kooperation mit dem Fachbereich Architektur an der THM und dem Oberhessischen Museum (jetzt: Museum für Gießen). Gemeinsam mit Kuratorin Yvonne Rickert betreute Ruby 2024 Ausstellung und Katalog zur »Baukunst des Hugo von Ritgen«.

Hugo von Ritgen bis Silke Tammen

Und als sei es nicht genug, war Sigrid Ruby auch noch beteiligt an den Forschungen zu dem aus Gießen stammenden Maler, Bühnenbildner und Filmdesigner Hein Heckroth. Aus der Heckroth-Tagung am Institut 2022 erwuchs ein Tagungsband, der kürzlich vorgelegt wurde. Die Präsentation beim Sommerfest übernahm Dr. Marcus Kiefer, als einziger nicht zum JLU-Institut gehörend, aber ebenfalls Kunsthistoriker und Vorsitzender der Hein-Heckroth-Gesellschaft, für die er bei der Gelegenheit auch warb.

Mitarbeiterin Antje Bosselmann-Ruickbie war dank eines Forschungsstipendiums eine Weile in den USA, kehrt zum Wintersemester wieder zurück an die Uni Gießen. Die Spezialistin für mittelalterliche Kunst war intensiv an zwei Tagungsbänden beteiligt. Zum einen an Publikation zu interdisziplinären Forschungen zu dem hierzulande wenig bekannten »Preslav Treasure from Bulgaria«, also dem Preslav-Schatz in Bulgarien, der die Hochzeitsgabe einer byzantinischen Prinzessin war.

Außerdem hatte man sich am Institut vorgenommen, der jung verstorbenen Professorin Silke Tammen (1964-2018) zu gedenken, ihre Forschungen gebündelt vorzustellen. Daraus sind zwei Bände geworden, der erste stellt ihre eigenen Texte vor, mit teils neuen Abbildungen und Anmerkungsapparat. Im zweiten Band versammeln Bosselmann-Ruickbie und Markus Späth, Tammens Nachfolger am Institut, Beiträge eines Gedenksymposions für die Verstorbene. Die Gemeinsamkeit ist das »Nachdenken über Sinne, Bildwahrnehmung und Materialität«, womit Tammen sich befasst hatte. Die Anwesenden waren begeistert von der kurzweilig-fesselnden Vorstellungsrunde.

Der Sommernachmittag wurde bei Essen, Trinken und Gesprächen fortgesetzt. Und es war die andere Produktivität des jungen Teams zu beobachten: Ein halbes Dutzend Kinder spielten auf dem Gelände des Uni-Gästehauses.