Starke Regenfälle am Montag und Dienstag haben nicht nur für nasse Straßen in Halle (Saale) gesorgt – sie haben auch ein wachsendes Problem an einem der bedeutendsten Bauwerke der Stadt offenbart. Die Marktkirche „Unser lieben Frauen“ ist erneut Ziel von dreisten Metalldieben geworden. Wie bereits in den vergangenen Wochen wurden Kupferrohre der Dachentwässerung gestohlen – dieses Mal an gleich fünf Stellen.

Der jüngste Regen ließ eindrucksvoll erkennen, welche Folgen die Diebstähle haben: Wasserfontänen ergossen sich unkontrolliert die historische Fassade hinunter. Die wertvolle Substanz des spätgotischen Bauwerks ist dadurch massiv gefährdet. Ohne eine funktionierende Ableitung drohen schwere Schäden am Mauerwerk. Kurzfristige Abhilfe konnte bisher nur durch den Einbau provisorischer PVC-Schläuche geschaffen werden – ein Notbehelf, denn der Denkmalschutz schreibt den Einsatz von Kupferrohren vor.

Die Sorge wächst beim Evangelischen Kirchenkreis Halle-Saalkreis, denn auch am vergangenen Wochenende waren die Diebe wieder aktiv. Die Pfarrerin der Marktkirche, Simone Carstens-Kant, zeigt sich tief beunruhigt: „Die Kontinuität und Zielstrebigkeit dieser Vorfälle deuten auf ein systematisches Vorgehen hin.“ Die Kriminellen beschränken sich dabei nicht nur auf die Regenrohre – auch mehrere Blitzableiter wurden fachmännisch abgeschnitten und abtransportiert. Ein riskanter Eingriff: Sollte ein Gewitter aufziehen, fehlt der Kirche ein wichtiger Schutz gegen Blitzeinschläge.

Das Motiv scheint klar: Wegen ihres Materialwerts sind Kupfer und andere Metalle für Diebe besonders lukrativ. Experten vermuten, dass die gestohlenen Rohre in den illegalen Metallhandel gelangen.

Die Verantwortlichen der Kirche hoffen nun auf schnelle Hilfe. Wie lange die provisorischen Lösungen ausreichen und wann mit dem Einbau neuer Kupferrohre zu rechnen ist, bleibt allerdings ungewiss. Klar ist nur: Jeder weitere Regen gefährdet die Substanz des über 450 Jahre alten Gotteshauses.

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