Berlin – Am Montag gab der Deutsche Wetterdienst (DWD) eine Unwetterwarnung („Warnlagebericht“) für Berlin und Brandenburg heraus. Starkregen könne zu Überschwemmungen von Straßen und Kellern führen, Äste könnten aufgrund von Sturmböen von den Bäumen brechen.

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Daraufhin wurden die großen Open-Air-Konzerte auf dem Gendarmenmarkt (Anna Netrebko) und in der Waldbühne (Robbie Williams) abgesagt. Die Stiftung Preußische Schlösser und Gärten schloss ihre Parkanlagen und die BVG signalisierte ihren Fahrgästen, dass die U-Bahn aufgrund des Unwetters unregelmäßig fahren würde. Im Rathaus Schöneberg brachen die Bezirksverordneten auf Betreiben der Grünen eine Sitzung ab und gingen nach Hause, aus Angst davor, dass der Heimweg später am Tag zu gefährlich werden könnte.

Es regnete dann am Montag zwar ordentlich, aber für niemanden gefährlich, es gab keine Überschwemmungen und keinen Orkan, die Feuerwehr beschrieb die Lage als „normal“, und es bleibt das Geheimnis der BVG, warum die U-Bahn in der normalen Lage unregelmäßig fuhr

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Der Montag ist ein Beispiel für viele andere Tage in den vergangenen Monaten, an denen der Wetterbericht dramatisiert wirkte. Früher war von Regen oder ergiebigem Regen die Rede, jetzt nur noch von Starkregen, auch wenn es gar nicht so stark regnet.

Gewitter werden jetzt als „gefährliche Zellen“ bezeichnet und Hagelkörner sind immer gleich tödlich. Vor Hitze und Dürre wurde wochenlang gewarnt, dabei hatten wir in Berlin in diesem Sommer noch gar keine Hitzewelle, sondern lediglich einen Tag mit Spitzenwerten bis 39 Grad.

Das Wetter kann heute eigentlich nichts mehr richtig machen, alles wird als eine extreme Lage gedeutet: Wenn es wenig oder gar nicht regnet, gibt es Dürrealarm. Wenn es viel regnet, gilt das wahlweise als Gefahr oder als immer noch zu wenig Wasser.  

Mitte Juli setzten die großen Regenfälle in der Region ein, an einem Tag fiel so viel Regen wie sonst in einem halben Monat. Da erklärte die Hydrologin Dörthe Tetzlaff im RBB, das sei „nur der Tropfen auf den heißen Stein“ gewesen.

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Im letzten Winter, der ein milder war, ging es ähnlich zu: Als die Temperatur in Berlin einmal auf minus fünf Grad sank, gab der DWD eine „Kältewarnung“ heraus.

Diese Warnungen sind „amtlich“, denn der DWD ist ein Bundesamt, das zum Bundesverkehrsministerium gehört. Die Warnungen werden deshalb sehr ernst genommen. Deswegen sollten sie nicht übertrieben werden. Der DWD folgt aber – wie viele andere Wetterdienste auch – dem Zeitgeist, der Wetterschwankungen als Symptom des Klimawandels und deshalb als apokalyptische Gefahr einstuft. Jeder Blitz, jedes Hagelkorn ist jetzt der Vorbote des Weltuntergangs – so ähnlich könnte man die Stimmungslage beschreiben.

Das Klima ändert sich, das Wetter ist deshalb aber nicht gefährlicher, jedenfalls nicht in unserer Region. Wir müssen keine Angst haben und die Wetterdienste sollten uns keine Angst machen.

Hat Gunnar Schupelius recht? Schreiben Sie an: gunnar.schupelius@axelspringer.de