Regionalliga Nordost | Teil 1

Hertha II, Altglienicke und BFC Preußen im Check zum Saisonstart

Charmaine Häusl vom BFC Preußen (l.), Änis Ben-Hatira von Hertha BSC II und Philip Türpitz von VSG Altglienicke (Fotos: Matthias Koch/Imago Images)Bild: Fotos: Matthias Koch/Imago Images

Am Wochenende startet die Regionalliga Nordost in die neue Saison. Während bei Hertha II die Jugend forscht, versucht sich Altglienicke mit neuem Trainer und Stadion. Mit dem BFC Preußen gibt es einen Liga-Neuling. Die Klubs im Teamcheck – Teil 1.


VSG Altglienicke

Nach einem eher enttäuschenden Platz neun im Vorjahr setzt die VSG Altglienicke 2024/25 noch einmal ganz neu an. Angefangen mit dem Trainer. Ersan Parlatan ist neuer Übungsleiter der VSG. Vor einigen Jahren arbeitete der 47-Jährige beim Berliner AK und Viktoria Berlin, ist ein alter Bekannter des regionalen Fußballs.

Zudem gab es einen massiven Kaderumbruch: Gleich 14 neue Spieler wurden bislang verpflichtet, 13 haben Altglienicke verlassen. Neben zahlreichen jungen Spielern schlossen sich mit Tim Rieder und Jonas Nietfeld (beide 31) auch Routiniers der VSG an.

Doch nicht nur Trainer und Kader sind neu, sondern auch die Spielstätte. Nach langem Hin und Her bezieht Altglienicke das Friesenstadion in Fürstenwalde. Das eigene Stadion ist weiterhin nicht saniert und ein Ausweichort in Berlin war nicht mehr frei.

Ersan Parlatan (Quelle: imago/Picture Point)Ersan Parlatan trainiert von 2018 bis 2019 den Berliner AK, ist nun Coach der VSG Altglienicke. Bild: imago/Picture Point


Die Form

Der Spielerkader habe laut Parlatan noch nicht komplett akklimatisieren können. „So ein großer Umbruch braucht Zeit“, erklärt er gegenüber rbb|24. „Auch weil viele junge Spieler dazugekommen sind, die sich noch entwickeln müssen.“ Die Spieler seien körperlich in guter Form, das Trainerteam konnte die allermeisten taktischen Inhalte umsetzen, aber es fehlen noch letzte Prozentpunkte – auch aufgrund zu weniger Testspiele.


Darauf wird es ankommen

Altglienicke sieht sich mit dem frischen Umbruch am Anfang eines neuen Zyklus‘. Parlatan hat die Aufgabe, die vielen jungen Neuankömmlinge im Kader zu integrieren und einen proaktiven Fußball spielen zu lassen. Doch dieses ambitionierte, langfristig angelegte Vorhaben wird Zeit brauchen – und damit auch Geduld. Es wird darauf ankommen, erste Rückschläge ruhig moderieren zu können.


Das Saisonziel

Nach einer eher ernüchternden Vorsaison will Altglienicke zurück in die oberste Tabellenregion der Regionalliga. „Ich bin davon überzeugt, dass die Mannschaft die Qualität dafür hat, ins obere Tabellendrittel zu kommen“, zeigt sich Parlatan ambitioniert. Er mahnt aber, den vielen jungen Spielern die nötige Entwicklungszeit einzuräumen. Auch weil Altglienicke langfristig mit ihnen plant und eher in ein bis zwei Jahren wieder richtig oben angreifen will.


Meister-Tipp

„Die Liga ist sehr ausgeglichen, es gibt viele große Vereine mit Aufstiegsambitionen“, tut sich Parlatan mit einer exakten Prognose schwer. Für ihn haben der Hallesche FC, Lok Leipzig, Rot-Weiss Erfurt und Carl Zeiss Jena die besten Karten im Meisterrennen. Auch aufgrund der bisherigen Verpflichtungen sieht Parlatan Halle allerdings den einen Tick weiter vorne.

Rejhan Hasanovic, Trainer Hertha IIU23-Trainer Rejhan Hasanovic ist bereits seit 2020 bei Hertha, trainierte zuvor Jugendteams des BFC Dynamo.


Hertha BSC II

Wie jedes Jahr geht es für Herthas U23 auch in der kommenden Saison darum, Eigengewächse für die Profi-Mannschaft auszubilden. Hierfür wurden gleich sieben Talente aus der U19 hochgezogen – sie sollen die nächsten Schritte zum Profi-Dasein gehen. Mit durchschnittlich 21,2 Jahren stellt Hertha einmal mehr das jüngste Team der Liga.

Neben den Eigengewächsen gab es fünf externe Neuzugänge. Außenstürmer Joel Richter kommt von Ligakonkurrent Carl Zeiss Jena und ist mit seinen 26 Jahren auf Anhieb zweitältester Spieler der Mannschaft. Richter verfügt über viel Erfahrung in dieser Liga, kann ein Unterschiedsspieler sein. Das muss er auch, weil er den nach Ulm abgewanderten Ensar Aksakal ersetzt. Dessen Abgang, aber auch der von Mittelstürmer Luca Wollschläger (1. FC Saarbrücken) wiegen schwer.


Die Form

Herthas U23 hatte einen erfolgreichen Testspielsommer, gewann ihre ersten vier Begegnungen allesamt. Nur das letzte Spiel gegen Phönix Lübeck ging mit 0:2 verloren – laut Hasanovic fehlten hier jedoch viele Spieler angeschlagen. Da auch potenzielle Stammkräfte wie Selim Telib oder Niklas Hildebrandt nicht dabei waren, weil sie die Vorbereitung bei den Zweitliga-Profis absolvierten, will sich Hasanovic bei der Bewertung des eigenen Teams nicht festlegen. „Wir sind mal wieder eine Wundertüte“, sagt er. „Wir haben eine hohe Fluktuation im Kader und müssen abwarten, wie sich alles entwickelt. Ich kann nur sagen, dass bislang alle Spieler sehr gut mitziehen.“


Darauf wird es ankommen

Auf Herthas Trainerteam kommt erneut die komplexe Aufgabe zu, Jugendspieler mental wie physisch an den Männerbereich zu gewöhnen. „Die Liga ist sehr unangenehm“, erklärt Hasanovic. Es sei für eine so junge Mannschaft nicht leicht, gegen die großen Traditionsvereine der Liga zu spielen, die meist auch viel Drittligaerfahrung mitbringen. Es brauche Geduld, seine Eigengewächse in der Liga reifen und die Grundtugenden des Männerbereichs lernen zu lassen.

Dabei wird es auch auf Routinier Änis Ben-Hatira ankommen. Der Angreifer besitzt viel Erstliga-Erfahrung, ist seit 2023 bei Hertha II und geht als Kapitän voran. Zuletzt wurde er sogar zu Berlins Amateurfußballer des Jahres gewählt. „Er ist 37, hat aber die besten Fitnesswerte des Teams, weil er ein absoluter Vollprofi ist“, lobt Hasanovic. Ben-Hatira habe eine sehr gute Vorbereitung gespielt und sei unglaublich wichtig für die junge Mannschaft.


Das Saisonziel

Trainer Hasanovic ist die letztendliche Tabellenplatzierung nicht allzu wichtig. Klar, man wolle nicht absteigen, aber im Vordergrund steht die Entwicklung der Spieler. „Wir wollen ein Wiedererkennungsmerkmal haben – so wie letzte Saison, als wir einen sehr guten Ballbesitzfußball gespielt haben“, erklärt Hasanovic. Das Hauptziel: Seine Spieler sollen den nächsten Schritt gehen, um sich für den Profi-Fußball zu empfehlen.


Meister-Tipp

Hasanovic tut sich mit einer Prognose schwer. „Die Liga ist noch ausgeglichener als letzte Saison“, findet der 33-Jährige. Er legt sich zumindest auf ein Trio fest: Der Hallesche FC und Lok Leipzig seien Topfavoriten. Aber auch der Chemnitzer FC habe Chancen, da sie eine sehr gute Rückrunde gespielt hätten und mit Dejan Bozic ihren Toptorjäger nach einer langen Verletzungen zurückgewonnen haben.

Patrick Breitkreuz (BFC Preussen, links) und Lenny Stein (BFC Preussen) jubeln nach dem Abpfiff. (Bild: IMAGO / Matthias Koch) Patrick Breitkreuz (BFC Preussen, links) und Lenny Stein (BFC Preussen) jubeln nach dem Abpfiff. (Bild: IMAGO / Matthias Koch)


BFC Preußen

Es gibt mal wieder einen Neuling in der Regionalliga Nordost: BFC Preußen wird seine erste Saison in dieser Spielklasse austragen. Ein spektakulärer Durchmarsch macht’s möglich. Der Aufsteiger spielte vor zwei Jahren noch in der Berlin-Liga, ist dank großer Ambitionen wie Investitionen auf direktem Wege in die Regionalliga geklettert. „Es fühlt sich an wie im Film“, zeigt sich Trainer Daniel Volbert immer noch ungläubig.

Nun muss sich der Klub erneut schlagartig an ein neues Niveau gewöhnen – spielerisch wie infrastrukturell. Trainer Daniel Volbert, der bereits seit 2022 im Amt ist, muss einen erneuten Umbruch moderieren. Gleich 13 Spieler kamen neu hinzu, 16 mussten gehen. Der prominenteste Neuzugang ist Niklas Brandt. Der 33-jährige Mittelfeldspieler spielte zuletzt für den Greifswalder FC, kann 70 Drittligaspiele sowie 190 Einsätze in der Regionalliga Nordost an Erfahrung vorweisen.


Die Form

Trainer Volbert ist sehr zufrieden mit der Saisonvorbereitung. Das liegt auch am Transfersommer, der bereits abgeschlossen ist. Dem BFC ist es gelungen, viele Spieler mit Regionalliga-Erfahrung zu verpflichten. Gegangen sind vor allem Kicker, die die Umstellung, nun auch tagsüber zu trainieren, aufgrund ihres Privat- und Berufslebens, nicht mitgehen können – eine Konsequenz der fortschreitenden Professionalisierung.

Durch das neue Trainingsvolumen konnte Preußen ganz anders arbeiten, doch aufgrund der fehlenden Regionalliga-Erfahrung kann der Aufsteiger kaum einschätzen, wo er derzeit steht. „Wenn der Anpfiff ertönt, ist es immer anders“, erklärt Preußens Übungsleiter.


Darauf wird es ankommen

„Wir spielen nun seit Jahren oben mit und sind daran gewöhnt, offensiven Fußball zu spielen“, erklärt Trainer Volbert. Er wolle daher trotz des deutlich höheren Liga-Niveaus wenig ändern und weiter mutig agieren. Er freue sich auf besondere Spiele in Halle, Jena und an weiteren Traditionsstandorten. Und er glaubt daran, dass seine Mannschaft aufgrund der hinzugeholten Erfahrung mental stabil und nicht zu beeindruckt von der Atmosphäre sein wird.


Das Saisonziel

Für Aufsteiger BFC Preußen zählt nur der Klassenerhalt – sich weiter in der Regionalliga etablieren und die Strukturen so wachsen lassen zu können, wäre ein riesiger Erfolg für den Klub. Alles über Platz 15 sei laut Volbert „richtig, richtig gut“.


Meister-Tipp

Anders als seine Vorredner hat Volbert einen klaren Meisterfavoriten: „Für mich ist es eindeutig der Hallesche FC.“