Es hätte alles glattgehen sollen: Erst die Turmfigur der Stadtgöttin Cisa herabheben, dann die 16 Meter hohe Spitze des Perlachturms. Groß angekündigt wurde die spektakuläre Aktion – auch in unserem REPORTER. Doch dann das: Die Hebebühne ist zu kurz! Ein peinlicher Moment für Augsburg – und ein gefundenes Fressen für Spötter.

Kommentare ließen nicht lange auf sich warten: „Das kann doch im Land von DIN, TÜV und GS nicht passieren!“ Doch kann es, erklären uns die Vertreter verschiedener beteiligter Firmen. So wie Josef Reindl von der Firma Schußmann, die den Kran für die Baustelle aufgestellt hat. Die Namen „Schußmann“ und „Probat“ stehen oben auf dem Ausleger des Krans, es sind die beiden Bauunternehmen, die das Fundament gebaut, den Kran geliefert und aufgestellt haben.

Genutzt wird der Kran von mehreren Firmen – jede bekommt vorher eine Einweisung. Der Kran selbst sei völlig in Ordnung, betont Reindl. Höhe, Breite, Tragkraft – alles passe. Er sei sogar von zwei Positionen aus steuerbar: vom Führerstand oben oder über ein Gerät unten. Für Verzögerung sei der Kran jedenfalls nichts verantwortlich. Deswegen, so der Ingenieur, der mit der Baustelle direkt nichts zu tun hat, werden von Seiten des Krans auch keine Probleme bei den künftigen Arbeiten zu erwarten sein. Der Kran, so erklärt der Experte, sei in der Sache Perlachturm aber nur eines von mehreren Elementen. Eine wichtige Rolle spiele zusätzlich die sogenannte Arbeitsbühne. Das ist eine eigene Baumaschine, völlig unabhängig vom Kran, die üblicherweise einer Spezialfirma bereitgestellt werde.

Neuer Versuch noch diese Woche?

Im konkreten Fall ist es Aufgabe dieser Bühne, Arbeiter in einem Korb bis zur Turmspitze hinaufzuheben. Im Kleinformat kennt man solche Bühnen, wenn etwa die Stadtwerke die Glühbirnen in den Straßenlaternen auswechseln oder wenn die Weihnachtsdekoration angebracht wird. Auf große Dreiachs-Lkw montiert, gibt es solche „Kräne“ selbst für Höhen über 90 Meter.

Eben diese herbeigeschaffte Bühne war vergangene Woche zu klein, sodass die Arbeiter nicht an die Turmfigur herangekommen sind und die Arbeiten verschoben werden mussten.

Nun ist es dem Experten zur Folge nicht so leicht, einfach eine Stunde, einen Tag später den nächstgrößeren Kranwagen aus der Garage zu holen – und weiter geht’s. Derartige Spezialgeräte, so erklärt Josef Reindl, seien von den Firmen, die sie besitzen und verleihen, in der Regel über Tage und Wochen hinaus reserviert.

Die Turmkuppel soll auf einen Pavillon gesetzt werden

In einem Korb dieser Arbeitsbühne werden Arbeiter an Ort und Stelle hochgehoben. Im konkreten Fall am Perlachturm war die erste Aufgabe, die goldene Turmfigur der Stadtgöttin Cisa abzumontieren. Dafür reichte aber die Arbeitsbühne nicht weit genug heran. Doch: Ohne Bühne kein Zugang zur Turmspitze. Gebraucht werden solche Bühnen nämlich, so Reindl, damit die Arbeiter die spätere Last für den Kran befestigen können.

Im konkreten Fall muss also mittels einer solchen Bühne jemand auf Höhe der Kuppel gebracht werden, „um dort einen Haken für den Kran hineinzuschrauben“. Oder so ähnlich. Die Turmkuppel wird – so ist es seit langem geplant – herabgehoben und vor das Rathaus gestellt, während dem Perlachturm (auch von oben) eine neue Treppenkonstruktion eingebaut wird.

Der Standort ist gut zu erkennen, es ist eine metallene Konstruktion, Pavillon genannt, links vor dem Hauptportal. Die geschätzt 9,7 Tonnen schwere Kuppelkonstruktion dort hinzuheben, ist laut Experte für den Kran neben dem Perlachturm prinzipiell kein Problem.

Doch wann die Arbeiten an einem der bedeutendsten Wahrzeichen der Stadt jetzt weitergeht, blieb bis Redaktionsschluss offen. Die Stadt wollte sich auf unsere Anfrage nicht konkret äußern. Dennoch sei es, so eine Vertreterin der Stadt, möglich, dass die Kuppel noch diese Woche abgenommen werde. Das sei abhängig vom Wetter, konkret Wind und Regen. Welche Arbeitsbühne dann zum Einsatz kommt – auch dazu hielt sich die Stadt am Montag noch bedeckt.

Die Firmen Schußmann und Probat haben das Fundament gebaut, den Kran geliefert und aufgestellt.

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