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Ein Transatlantikflug mit aktivem Transponder sorgt für Spekulationen. Die Herkunft: ein bekanntes US-Atomlager. Die Botschaft: eindeutig.
London/Washington, D.C. – Offenbar haben die USA zum ersten Mal seit fast 20 Jahren wieder Atomwaffen in Großbritannien stationiert. Zum Einsatz könnten die Nuklearsprengköpfe in einer neuen Staffel britischer Kampfflugzeuge kommen. Britischen Medien zufolge deuten mehrere Indizien darauf hin, dass sich die Kernwaffen bereits auf einer Basis der britischen Luftwaffe (RAF) befinden – mitten im Ukraine-Krieg.
Laut dem Militärportal The War Zone liefert ein sogenannter Challenge-Coin der US-Luftwaffe den bislang besten Hinweis darauf, dass die Vereinigten Staaten nach fast zwei Jahrzehnten wieder Atomwaffen nach Großbritannien gebracht haben. Diese Medaillen, werden von Kommandeuren der Streitkräfte an die ihnen unterstellten Soldaten, Unteroffiziere und Offiziere verliehen – als Erinnerungsstück und zur Stärkung des Zusammengehörigkeitsgefühls. Dem Bericht zufolge enthalten sie Merkmale wie die Bezeichnung der Einheit, Farben, Maskottchen, Spitznamen, Mottos und Slogans, Symbole sowie Hinweise auf ihre Geschichte und Überlieferungen.
Atomwaffen auf britischem Stützpunkt: USA sollen nach 20 Jahren wieder Nuklearwaffen verlegt haben
Einen deutlichen Fingerzeig für die Stationierung von US-Atomwaffen in Lakenheat gebe der jüngste Challenge-Coin der 493rd Fighter Generation Squadron (FGS), das Teil der 48th Fighter Wing in Lakenheath ist. Dieses Medallion sei zum ersten Mal auf dem Royal International Air Tattoo gezeigt worden, einer Flugschau, die am Wochenende auf dem Luftwaffen-Stützpunkt Fairford stattfand.
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Auf der einen Seite der Münze sei das Sensenmann-Maskottchen der 493rd Fighter Squadron abgebildet, zusammen mit dem Motto „Prepare to meet thy maker“ (Bereite dich darauf vor, deinem Schöpfer zu begegnen). Und in der Mitte sei die unverkennbare Silhouette einer B61-Atombombe zu sehen. Zudem spreche die Form der Medaille eine klare Sprache, denn sie sei dem Pilz nachempfunden, der bei einer nuklearen Explosion entsteht. Die Rückseite der Münze zeige eine bunte Darstellung derselben Explosion.
Sensenmann, Pilzform, B61-Bombe: Nicht nur die Medaille liefert eindeutige Hinweise auf US-Nuklearwaffen
Neben diesem Challenge-Coin gibt es noch weitere Hinweise auf die neuerliche Präsenz von US-amerikanischen Nuklearwaffen auf der Luftwaffenbasis. Wie die britische Zeitung The Times berichtet, besuchte am Donnerstag (17. Juli) ein US-amerikanisches Transportflugzeug vom Typ C-17 die RAF-Basis Lakenheath. Gestartet sei es von der Kirtland Air Force Base in New Mexico, wo die US-Luftwaffe (USAF) Atomwaffen lagert.
William Alberque, ehemaliger Direktor für nukleare Nichtverbreitung bei der Nato und Senior Fellow am Pacific Forum, einem Forschungsinstitut für Außenpolitik, erklärte gegenüber der Zeitung: „Es sieht so aus, als wären sie nach England geflogen, hätten die Waffen abgeliefert und seien dann zu ihrem regulären Einsatz in den USA zurückgekehrt. Wir wissen, dass diese Einrichtungen seit Jahren für die Aufnahme von Atomwaffen vorbereitet werden.“
C-17-Flug aus New Mexico: USAF-Transporter landet offenbar mit sensibler Fracht in Lakenheath
Die Entscheidung, den Flug mit eingeschaltetem Transponder durchzuführen, sei wahrscheinlich bewusst erfolgt, so Alberque weiter. Möglicherweise habe dies eine Warnung an Russland sein sollen. „Der Flug von C-17 mit Transpondern vom Warmlager in Kirtland nach Lakenheath und die anschließende Rückkehr ohne Weiterflug zu einer Lagerstätte deuten für mich darauf hin, dass es sich um einen Einwegflug handelt“, so der ehemalige Nato-Direktor. Und weiter: „Manchmal werden diese speziellen C-17-Flüge ohne Transponder durchgeführt. Die Tatsache, dass sie diesmal Transponder eingeschaltet hatten, lässt mich vermuten, dass dies absichtlich geschehen ist.“
Ein C-17-Transportflugzeug der US-Luftwaffe könnte die Atomwaffen nach Großbritannien gebracht haben. © IMAGO/Nicolas Economou
Zudem hat Großbritannien kürzlich angekündigt, dass man eine eigene Staffel von F-35A-Kampfjets kaufen werde. Diese können laut einer Bestätigung des britischen Verteidigungsministeriums auch nukleare Gravitationsbomben abwerfen. Ausgerüstet werden sollen die Flugzeuge aus einem in Großbritannien gelagerten Bestand an US-Waffen. „Mit dieser Entscheidung erhält die RAF zum ersten Mal seit der Stilllegung der britischen Luftwaffen-Atomwaffen nach dem Kalten Krieg wieder eine nukleare Rolle“, heißt es dazu in dem am Montag (21. Juli) veröffentlichten Dokument. (tpn)