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Als Dankeschön für zwei herrliche Wochen im Taunus geben junge Sänger und Tänzer aus der ukrainischen Partnergemeinde des Hochtaunuskreises Zhofti Vody in der Jugendherberge in Oberreifenberg eine Kostprobe ihres Könnens und einen Einblick in ihre Kultur. © Evelyn Kreutz/Evelyn Kreutz
Auszeit vom Krieg: Junge Leute aus der Ukraine besuchen ein Sommercamp im Taunus – und versuchen, einfach mal wieder Kind zu sein. Zum Abschied haben sich die Kinder etwas Besonderes ausgedacht.
Für einen Moment den Krieg vergessen und den vielen negativen Erfahrungen Momente des Glücks entgegensetzen: Zwei Wochen lang haben 30 ukrainische Kinder und Jugendliche im Alter von 12 bis 16 Jahren aus der Partnergemeinde des Hochtaunuskreises, Zhofti Vody, begleitet von fünf Betreuern, zum zweiten Mal unbeschwerte Ferientage im Taunus verbracht. Untergebracht waren sie während des Sommercamps in der Jugendherberge in Oberreifenberg, umgeben von wunderschöner Natur. Zur Auszeit von den Schrecken des Kriegsalltags haben auch Ausflüge und sportliche sowie kreative Aktivitäten gehört.
Möglich gemacht haben das Mitarbeiter des Hochtaunuskreises, unterstützt von engagierten Helfern der Ukrainehilfe-Taunus und verschiedenen Einrichtungen und Vereinen. An der Spitze des Organisationsteams stand erneut Anja Auth vom Hochtaunuskreis. Sie berichtete gegenüber der Presse: „Schon die jüngsten Teilnehmer haben schnell ihre Ängste und ihre Zurückhaltung abgelehnt und den Aufenthalt bei uns und die Unternehmungen sichtlich genossen und ihre Freude offen gezeigt.“ Als Beispiel nannte Auth die anfängliche Sorge der Kinder, dass aus den Flugzeugen über dem Feldberg Bomben fallen könnten.
Ausflüge in die Region
Auf dem vielseitigen Programm standen unter anderem ein Besuch im Opel-Zoo und eine Kanufahrt auf der Lahn. Ein Höhepunkt sei der Ausflug nach Frankfurt gewesen. Dort haben die jungen Gäste vom Maintower aus einen Blick auf die Skyline der Metropole gehabt und sind danach in der Stadt nicht nur im Senckenberg-Museum auf Entdeckungstour gegangen. Interessant war auch der Besuch der Kuhbacher Kristallhöhle. Für Ablenkung sorgte der in einem Hotel in Riedelbach organisierte Diskoabend.
Künstlerisch betätigen durften sich die jungen Ukrainer in der Taunus-Töpferei in Niederlauken und in Frankfurt beim kreativen Malen mit Katerina Boicuk in der Kunstschule „Die Kunststunde“. Zum zweiten Mal hat die ukrainische Opernsängerin Natalia Cherniaieva, die inzwischen von Neu-Anspach nach Frankfurt umgezogen ist, das Sommercamp unterstützt. Sie hat für die ukrainischen Gäste zwei Lieder geschrieben und mit ihnen Gesang und Tanz in nur zwei Proben einstudiert. Beim Tenniscamp des FC Laubach durften die jungen Ukrainer mittrainieren.
Zum krönenden Abschluss und als Dankeschön haben die Kinder und Jugendlichen aus der Partnergemeinde zu einem mehr als sehenswerten Auftritt mit Gesang, Tanz und Akrobatik in der Jugendherberge eingeladen. Zugeschaltet waren per Video aus Zhofti Vody Bürgermeister Dmytro Khanis und die Eltern der Kinder. Denen wie dem Nachwuchs versicherte Landrat und Gastgeber Ulrich Krebs (CDU), der allen ehrenamtlichen Helfern sowie den Sponsoren des Sommercamps ausdrücklich dankte: „Wir stehen in diesen schwierigen Zeiten fest an der Seite der Ukraine.“ Khanis drückte seine Dankbarkeit und die der Eltern darüber aus, dass die Kinder, wenn auch nur für einen Moment, in Sicherheit das Heulen der Sirenen und andere Erlebnisse des Krieges vergessen konnten.
Videobotschaft aus der Ukraine
Mehr als jedes Wort sagten die einzelnen Auftritte aus, die die Kinder im Kulturzentrum in Zhofti Vody einstudiert hatten. Zum Teil in ukrainischer Tracht drückten die Kinder und Jugendlichen mit traditionellen aber auch mit modernen Liedern und Tänzen einerseits ihre Schmerzen und ihre Angst aus. Aber sie zeigten in ihrer Performance auch Stolz sowie Freude und mit Blick in die Zukunft auch die Hoffnung auf ein friedliches Leben. „Diese Hoffnung verleiht Flügel“, hieß es bei der Ankündigung eines Tanzes, in dem die jungen Tänzerinnen über allem zu schweben schienen und in dem sie, wie später eine weitere Tanzgruppe, die Stärke ihres Volkes gegenüber den zahlenmäßig überlegenen Streitkräften des Feindes heraufbeschworen. Dies entspreche der ukrainischen Seele, die auch von Warmherzigkeit und Gastfreundschaft getragen werde.
Tanz der Engel als Zeichen für die Hoffnung auf Frieden in ihrer Heimat Ukraine. © Evelxn Kreutz/Evelyn Kreutz
Abgeordnete Valentina Boryluk, zugleich Direktorin des Zentrums für kulturelle Angelegenheiten in Zhofti Vody, die die Kinder in den Taunus begleitet hat, dankte dem Landrat und allen Helfern für die Toleranz, Solidarität und humanitäre Hilfe des Hochtaunuskreises und hatte für alle kleine Präsente mitgebracht. Und sie sagte abschließend dieser Zeitung: „Wir erleben im vierten Jahr nicht weit von der Front täglich Alarm und Explosionen, aber wir leben und entwickeln uns weiter. In diesen zwei Wochen im Taunus haben unsere Kinder Kraft getankt, und sie kehren mit neuer Hoffnung zurück.“ Der Landrat sagte zu: „Wir sehen uns hier im nächsten Jahr ganz sicher wieder.“ Vorerst ein Wunsch der Ukrainer bleibt, bald einmal Gäste aus dem Hochtaunuskreis zum kulturellen Austausch nach Zhofti Vody einladen zu können.