Rheinischer Sauerbraten steht am ersten Augustwochenende auf dem Speisezettel vieler Lengsdorfer. Das ist der typische Sonntagsbraten an Kirmes. Da freuen sich Einheimische und Gäste schon das ganze Jahr drauf. Dann feiert das ganze Dorf. Das war schon immer so: Kirchweihfest mit Petri Kettenfeier.

Spätestens in der Woche zuvor starten die Vorbereitungen, um Haus und Hof für den Empfang der Kirmesgäste herzurichten. „Vom Keller bis zum Speicher muss alles blitzblank sein“, berichtet Ortsfestausschussvorsitzender Christoph Schada von Borzyskowski. Früher seien sogar die Häuser für diesen Anlass frisch gestrichen worden. „Der Lumpenkrämer fuhr durch die Straßen, um altes Eisen, Flaschen und Lumpen, die beim Aufräumen ans Tageslicht gekommen waren, einzusammeln.“ Schada erinnert sich, dass die Kinder sich darum balgten, dem Krämer möglichst viel Kram herbeizuschleppen. Denn er zahlte dafür einige Pfennige. Die Pänz freuten sich, wenn sie den Erlös als Kirmesgeld behalten durften.

Seine Kirmes feiert Lengsdorf von Freitag, 1. bis Sonntag, 3. August. Drei Tage ist der Dorfplatz das große Wohnzimmer der Lengsdorfer. Organisiert wird das Fest von Ortsfestausschuss und LuPe Events. Der Platz ist gesäumt von Fahrgeschäften und Foodtrucks. Jeden Abend gibt es Livemusik. Am Freitag steht der Sänger, Entertainer und Drummer Steven Alan auf der Bühne. Samstagabend tritt die Partyband Wildbach aus Tirol auf. Sonntagabend ist die Band 4 SWEDES zu Gast. Die Abba Tribute-Band gibt seit 18 Jahren Konzerte. Ursprünglich als Abba Review bekannt, firmieren die Musiker seit 2023 aufgrund von Copyright-Änderungen unter dem neuen Namen „4 SWƎDES“. Die sechsköpfige Band ist international besetzt.

Köttzug und Fähndelschwenken

Kirmesauftakt ist am Freitag, 1. August, mit dem Fassanstich um 18 Uhr. Und da zu einer richtigen Kirmes auch ein „Zacheies“ gehört, wird dieser umtriebige Geselle um 18.20 Uhr quasi zum Leben erweckt. Nach seiner offiziellen Vorstellung in der Gemeinde, wird er seinen Platz gut sichtbar am Heimatmuseum beziehen.

Am Samstag sind Ortsfestausschuss und die angeschlossenen Vereine den ganzen Tag auf den Beinen. Denn ab 9 Uhr startet der „Köttzug“ durch die Straßen des Ortes. Die Teilnehmer gehen von Haus zu Haus und sammeln für die Seniorenarbeit im Ort. Ab 14 Uhr beginnt das bunte Treiben auf dem Dorfplatz.

Am Sonntagmorgen läuten die Glocken von St. Peter zum feierlichen Hochamt. Im Anschluss gedenken die Gläubigen bei einer Kranzniederlegung am Ehrenmal aller Toten des Ortes. Gegen 10.30 Uhr begrüßt der Fähndelschwenker die Kirmesgäste. Typisch Lengsdorf: Ein Höhepunkt der Kirmes ist das Schürreskarrenrennen um 16 Uhr vom Dorfplatz in die Uhlgasse.

Ab 18 Uhr wird sich das kurze, aber vergnügungssüchtige Leben des „Zacheies“ langsam seinem Ende nähern. Bis dahin sollte er laut Anklage ein ausschweifendes, schönes Leben geführt haben. Manuela Gollmann vom Heimatverein erschafft seit Jahren die Strohpuppe und kleidet sie ordentlich. „Der Zacheies ist klein, korpulent und hat kurze Beine“, sagt sie. Eigentlich wie immer trägt er eine braune Cordhose und ein kariertes Hemd. Der Heimatverein will die alten Bräuche am Leben erhalten, auch wenn der letzte Akt, dem „Zacheies“ unterzogen wird, die Schaulustigen erschaudern lässt. Richter Schada wird die Strohpuppe für alles, was im zurückliegenden Jahr passiert ist, schuldig sprechen. Dagegen können auch die Einwände der Frauen aus dem Dorf nichts ausrichten, die – so sagt der Brauch – alle ein Fiesternöllchen (Liebschaft) mit „Zacheies“ hatten. Der Strohmann wird „zum Tode“ verurteilt, erhängt und verbrannt. Damit Kinder sich nicht fürchten, wird ihnen das Geschehen genau erklärt.