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Eine weitere Branche nähert sich einer massiven Krise. Der Bausektor schlägt Alarm – und warnt vor den Auswirkungen der russischen Geldpolitik.
Moskau – „So traurig es auch klingen mag, ich glaube im Jahr 2025 wird es 2025 noch mehr Insolvenzen geben“, sagte CEO Alexey Krapivin über die Baubranche. Viele Baufirmen in Russland geraten vor allem wegen der hohen Leitzinsen unter Druck, die die russische Zentralbank seit Monaten bei 20 Prozent hält. Der CEO leitet deshalb nächste Schritte ein, um sein eigenes Unternehmen aus der Situation zu retten.
Bausektor leidet wegen Russlands Wirtschaft, Investitionen gefährdet – CEO kündigt nächste Schritte an
Der aktuelle Leitzins von 20 Prozent ist eine Maßnahme der Zentralbank, um die hartnäckige Inflation einzudämmen. Das hat allerdings zur Folge, dass viele Unternehmen in Finanzierungsschwierigkeiten gelangen. Für die Firmen werde es schwieriger, ihre hohen Kreditzinsen zu begleichen. „Jedes Unternehmen spürt ausnahmslos die Auswirkungen teurer Kapitalanlagen“, sagte CEO Krapivin im Gespräch mit dem russischen Medium RBC.
Eine weitere Branche steht vor einer massiven Krise. © Ramil Sitdikov/dpa
Zudem würden die hohen Leitzinsen Investitionen in neue Projekte gefährden. „Große Infrastrukturprojekte sind kapitalintensiv und dauern Jahre“, sagte er. Der CEO werde selbst eigene Investitionsprogramme verschieben. „Rein mathematisch betrachtet, sind solche Projekte nicht rentabel. Man würde mehr verdienen, wenn man das Geld auf ein Sparkonto legt“, resümierte der CEO.
Damit würde sich eine Entwicklung bewahrheiten, auf die Ökonomen bereits im Jahr 2024 hinwiesen. Im Oktober 2024 hatten russische Industrieunternehmen und Lobbygruppen die hohen Zinsen beklagt. Unternehmen würden die Finanzierung von Investitionsprojekten einschränken und ihre Gelder lieber auf hochverzinslichen Einlagenkonten halten, was die Entwicklung und das Wirtschaftswachstum behindern werde, sagte der russische Milliardär und Unternehmer Alexey Mordashov damals.
Russische Bau-CEO warnt vor Folgen durch hohen Leitzins in Russlands Wirtschaft
CEO Krapivin, der Leiter der russischen Baufirma NatsProektStroy ist, will das Unternehmen nun an die Börse bringen. „Es gibt verschiedene Gründe für diese Lage, darunter den Leitzins der Zentralbank, einen Rückgang der Aufträge und andere Faktoren“, so der Unternehmenschef gegenüber RBC.
Zudem versucht der CEO trotz der wirtschaftlichen Herausforderungen optimistisch zu bleiben. Die Regierung arbeite daran, „die negativen Auswirkungen des Leitzinses zu reduzieren und gleichzeitig das Tempo des Infrastrukturausbaus aufrechtzuerhalten.“ Er forderte von Wladimir Putin einen mittelfristigen Infrastrukturplan mit festen Finanzierungsniveaus, frühzeitigen Zahlungen auf spezielle Bankkonten und offiziellen Lohnrichtlinien.
Leitzinsen belasten Firmen und Branchen der russischen Wirtschaft
Die hohen Leitzinsen machen nicht nur der Baubranche zu schaffen. Auch die Stahlindustrie steht vor einem ähnlichen Problem. Die Ursache der „scharfen“ Verluste ist laut Angaben des Stahlsektors auf die hohen Leitzinsen zurückzuführen. Da der politische und wirtschaftliche Druck auf die russische Zentralbank gewachsen war, senkte die Institution den Zins im Juni 2025 um einen Prozentpunkt. Es war die erste Senkung des Leitzinses seit dem Jahr 2022, als der Ukraine-Krieg ausbrach.
Die Bank betonte jedoch, dass die Zinssenkung nicht den Beginn einer raschen Senkung der Zinsen markiere. Die Bank unter Chefin Elvira Nabiullina, dass sie ihre Geldpolitik restriktiv halten werde, um die Inflation zu reduzieren. Ziel ist ein Wert von vier Prozent bis zum Jahr 2026. Grund für die hohe Inflation ist die Umstellung auf eine Kriegswirtschaft. Die hohen Militärausgaben tragen zwar zu einem kurzfristigen Wirtschaftswachstum bei, doch die massiven Investitionen in die Rüstungsindustrie sind nicht nachhaltig.