Stand: 24.07.2025 17:17 Uhr

Krebs und gefährliche Krankenhauskeime beschäftigen die Wissenschaft weltweit. Der Axolotl, eine bedrohte Molchart, könnte ein wirksames Mittel liefern. An der MHH in Hannover wird dazu geforscht.

von Christina Harland

Mit seinem freundlichen Gesicht sieht er putzig aus: der Axolotl, ein Schwanzlurch aus der Familie der Querzahnmolche. Ursprünglich kommt er aus Mexiko. Axolotl sind bekannt für ihre Fähigkeit, Gliedmaßen, Organe und sogar Teile des Gehirns und Herzens nachwachsen zu lassen. Und er kann noch mehr. Das vermutet Biologin Sarah Strauß. Sie erforscht mit ihrem Team den Hautschleim ihrer Labormolche.

Vielversprechende Wirkung im Zellversuch

Biologin Sarah Strauß blickt in den Räumen der MHH in ein Aquarium.

Biologin Sarah Strauß hatte bereits als Kind Axolotl als Haustiere.

Bei Versuchen auf Zellebene konnten die Forscher zeigen: die antimikrobiellen Peptide, die Eiweiße im Hautschleim des Axolotls, bekämpfen Tumorzellen und den gefürchteten Krankenhauskeim MRSA. Einige der Peptide lösten bei Brustkrebszellen einen sogenannten programmierten Zelltod aus. „Dabei haben wir beobachtet, dass die Peptide ganz gezielt Krebszellen töten, ohne gesunde Brustgewebszellen anzugreifen“, erklärt Strauß. Auch die Wirkung bei Krankenhauskeimen sei interessant. „Vier unserer Axolotl-Peptide zeigten eine Wirksamkeit gegen MRSA, die mitunter sogar besser war als die des Reserveantibiotikums Vancomycin“, führt die Biologin aus.

Forscherin hat Leidenschaft zum Beruf gemacht

Sarah Strauß forscht seit 16 Jahren an Axolotln. Schon als junges Mädchen hielt sie die Molche als Haustiere. An der MHH leitet sie das „Kerstin Reimers Labor für Regenerationsbiologie“. Sie möchte ergründen, wie der Schleim der Tiere gezielt gegen das Wachstum von Tumoren und die Ausbreitung gefährlicher Krankenhauskeime eingesetzt werden kann.

Zwei Axolotl in einem Forschungs-Terrarium.

Sarah Strauß von der MHH berichtet von positiven Zellversuchen: Der Schleim des Urzeittierchens enthält antimikrobielle Eiweiße.

Opa von Forscherin starb an Krebs

Ein Axolotl schwimmt in einem Aquarium. Über seinem Kopf schlängelt sich eine Pflanze.

Axolotl sind bekannt für ihre Fähigkeit, Gliedmaßen, Organe und sogar Teile des Gehirns und Herzens nachwachsen lassen zu können.

Was Strauß antreibt, ist ein ausgeprägter Forscherdrang – und ein Kapitel ihrer Familiengeschichte: Sie war sechs Jahre alt, als ihr Opa an Krebs starb. „Und mir konnte keiner so wirklich damals vor rund 40 Jahren erklären, woran liegt das und vor allem: Warum konnte man das nicht heilen“, erzählt sie rückblickend. „Irgendwann habe ich gedacht, dann muss ich mir die Fragen selbst beantworten können.“

Axolotl-Schleim wird durch Massage gewonnen

Um an den Hautschleim zu kommen, werden die Axolotl mit sterilen Handschuhen sanft massiert. Der Schleim haftet an den Handschuhen wird dann mit sterilen Schabern abgenommen. Als Sarah Strauß zeigt, wie sie im Tierversuch vorgeht, schwimmen ihr die Tiere von selbst in die Hand.

Von Durchbruch ist noch keine Rede

Als Wunderwaffe will sie den Axolotlschleim nicht bezeichnet wissen. Aber: „Wir hoffen, dass wir einen Durchbruch in der Krebstherapie oder bei den mulitresistenten Keimen hier erreichen. Auch wenn wir wissen, dass das ein langer Weg ist,“ sagt sie. Bis zu einer möglichen klinischen Anwendung könnten gut 15 Jahre vergehen. Forschung, die Zeit und sehr viel Geld koste und Beharrlichkeit erfordere.

Das Logo der Medizinischen Hochschule Hannover (MHH) auf einer Außentafel.

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