Ausmaß und Maßnahmen
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Zwei Drittel der Trans Personen in Berlin berichten von Gewalterfahrungen
Bild: imago-images/Seeliger
Eine bewusst falsche Anrede, Ausgrenzung oder gar Gewalt: Eine neue Studie in Berlin hat sich mit dem Außmaß der Anfeindungen gegen trans Personen beschäftigt – und auch mit möglichen Maßnahmen dagegen.
Trans Personen sind überdurchschnittlich häufig von Diskriminierung, Ausgrenzung und Gewalt betroffen. Dies ist das Ergebnis einer Studie des Trägers Camino im Auftrag des Berliner Senats. Demnach berichteten zwei Drittel der befragten trans Personen, innerhalb der vergangenen fünf Jahre von transfeindlicher Gewalt betroffen gewesen zu sein. Fast die Hälfte gab an, im letzten Jahr vor der Befragung Übergriffe erlebt zu haben.
Am häufigsten kommt es der Untersuchung zufolge in öffentlichen Räumen zu transfeindlicher Gewalt – auf Straßen, Plätzen oder im öffentlichen Nahverkehr. Allerdings würden viele trans Personen auch Institutionen wie Behörden, die Schule oder das Gesundheitssystem als problematisch erleben.
Mobbing, Misgendern, Ausgrenzung
So würden etwa in der Schule viele trans Kinder und Jugendliche durch Mobbing, Misgendern oder strukturellem Ausschluss diskriminiert. Das schulische Personal sei oft nicht ausreichend geschult im Umgang mit geschlechtlicher Vielfalt. Diese sollte im Berliner Schulwesen stärker strukturell verankert werden – etwa durch verbindliche Regelungen, Leitlinien und stärkere Abbildung in den Rahmenlehrplänen, heißt es in der Studie.
Auch im Arbeitsleben erfahren trans Personen Diskriminierung und Gewalt, was die Studie am Beispiel der Berliner Verwaltung als großem Arbeitgeber deutlich macht. So gebe es etwa binär gestaltete Dokumente und Prozesse, transfeindliche Bemerkungen oder bewusstes Misgendering – also das Ansprechen in einer Weise, die nicht dem Geschlecht der Person entspricht. Die Studie empfiehlt unter anderem, Fortbildungsmöglichkeiten zu geschlechtlicher Vielfalt auszubauen und eine Transitionsrichtlinie umzusetzen.
Kiziltepe: „Queerfeindliche Stimmen nehmen wieder zu“
Auch im Gesundheitswesen, sieht die Studie Handlungsbedarf. Zwar könne es „durch Hormonbehandlungen, chirurgische Eingriffe oder psychosoziale Unterstützung den selbstbestimmten Ausdruck der Geschlechtsidentität ganz erheblich unterstützen“. Zugleich stellt die Studie Unsicherheit oder Unkenntnis beim medizinischen Personal fest, was bis zu Zurückweisungen von Patient*innen führen könne. Geschlechtliche Vielfalt sollte in der Aus- und Fortbildung der Gesundheitsberufe stärker verankert werden.
Mit der Studie will die Senatssozialverwaltung Grundlagen schaffen, um gezielte Maßnahmen für den Schutz und die Sicherheit queerer Menschen zu entwickeln. „Queerfeindliche Stimmen in der Gesellschaft nehmen wieder zu“, erklärte Senatorin Cansel Kiziltepe laut einer Mitteilung vom Donnerstag. Das besorge sie zutiefst. „Dank dieser Studie haben wir jetzt vertiefte Erkenntnisse darüber, wie das Land Berlin weiter zum Abbau von Ungleichbehandlung und queerfeindlicher Gewalt beitragen kann.“