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Aitana Bonmati ist eine wunderbare Fußballerin mit vielfältiger Begabung – offensichtlich wusste die beste Spanierin auch, was gegen die deutsche Torhüterin zu tun ist.
Zürich – Irgendwie hatte es wohl nicht gereicht, nur auf der Laufbahn im berühmten Letzigrund von Zürich mit dem eigenen Anhang zu feiern. Als die spanischen Spielerinnen weit nach Mitternacht zum Mannschaftsbus spazierten, gab eine große Pauke den Takt vor. Bald schepperte auch die Musikbox, und auch wenn das auf dem betonierten Gelände vor dem schönen Leichtathletikstadion nicht so stimmig wie auf dem grünen Rasen aussah: Die Freude beim Regentänzchen vor den Augen deutscher Verliererinnen war grenzenlos. Es hat neun Anläufe gebraucht, um mit Spanien überhaupt jemals ein Fußball-Länderspiel der Frauen gegen Deutschland zu gewinnen. Der Lohn ist das EM-Finale Spanien gegen England in Basel (Samstag 19 Uhr/ZDF).
Tränen, Trauer, Enttäuschung: DFB-Drama gegen Spanien bei der Frauen-EMFotostrecke ansehenSpaniens Treffer war kein Zufallsprodukt
Zu verdanken ist das vor allem Aitana Bonmati, die viele wunderbare Momente kreierte – und auch den Schuss ins Glück kredenzte. Wobei die zweimalige Weltfußballerin beteuerte, das Tor gegen die überraschte Torhüterin Ann-Katrin Berger angeblich im Kopf gehabt zu haben. „Wir haben sie analysiert und sind zu dem Schluss gekommen, dass der kurze Pfosten manchmal verwaist ist. Ich habe keine Sekunde gezögert.“
Wenn die Weltmeisterinnen um ihre instinktsichere Strategin, die mit ihren Gefährtinnen Alexia Putellas und Patri Guijarro das spielstärkste Mittelfeld im Frauenfußball abbildet, eines nicht wollten, dann ein Elfmeterschießen gegen den personifizierten deutschen Unhold. „Wir hatten das Gefühl, dass sie jeden unserer Schüsse halten würde“, gab die 27-Jährige zu. Bemerkenswert wirkte ihr Kraftakt auch deshalb, weil sie kurz vor dem Turnier eine Hirnhauterkrankung erlitten hatte.
Unbändige Freude nach dem entscheidenden Tor: Aitana Bonmati. © Miguel Medina/AFPDas erste EM-Finale für Spanien
Die Ausnahmefußballerin vom FC Barcelona hat allerdings Glück gehabt, die nicht ganz so heftige Variante erwischt zu haben – und so konnte die Nummer sechs bereits als Einwechselspielerin beim Auftakt gegen Portugal (5:0) mitwirken. Über ihre Art der Auferstehung könne sie „ein Buch schreiben“, verriet sie: „Es war unser Traum, ins Finale einzuziehen. Wir standen noch nie in einem EM-Finale.“ Tatsächlich zerschellte das viele Talent 2022 am Gastgeber England, als man sich dem größeren Willen des Gastgebers beugen musste.
Es war der Lauf der Zeit, dass sich bei der WM 2023 zum Endspiel wieder die beiden besten Nationen Europas begegneten, wobei der intensive Abnutzungskampf in Sydney lange auf Augenhöhe verlief. Ein Tor der aufgerückten Linksverteidigerin Olga Carmona entschied seinerzeit, ehe ein unsäglicher Kuss des Skandalpräsidenten Luis Rubiales allen die Freude raubte. Wohl daher wollte Aitana Bonmati in der Nacht zu Donnerstag bloß genießen: „Wir haben eine brutale Europameisterschaft gespielt. Das verdient es, gefeiert zu werden. An England denken wir morgen.“ Das sollte auch reichen.