Der Arbeitskreis Innenstadt e.V. (AKI) hat sich in einer scharfen Stellungnahme gegen den drohenden Abriss des Fachwerkhauses Brüderstraße 7 ausgesprochen. Das Gebäude, ein bedeutendes Renaissance-Baudenkmal, soll nach einem Teileinsturz an der Rückseite offenbar kurzfristig abgetragen werden. Der AKI sieht darin das Ergebnis jahrelanger Vernachlässigung und fordert ein sofortiges Umdenken von Stadtverwaltung und Eigentümer.

„Es ist kaum zu fassen“, beginnt die Erklärung des Vereins, der sich seit Jahrzehnten für den Erhalt historischer Bausubstanz in Halle einsetzt. „Nach Jahren des Stillstands droht nun der schnelle Abriss eines der letzten Renaissance-Fachwerkhäuser der Stadt.“ Der Eigentümer des Hauses hatte bereits kurz nach dem Kauf im Jahr 2013 einen Antrag auf Abriss gestellt und laut AKI ein verbindliches Kaufangebot des Vereins ignoriert. 2015 wies das Oberverwaltungsgericht Magdeburg den Abrissantrag ab – es sah keine wirtschaftliche Unzumutbarkeit der Sanierung.

Seitdem, so der Vorwurf, seien am Gebäude zunehmend Schäden sichtbar geworden, doch Sicherungsmaßnahmen seien nur verspätet erfolgt. Die Stadt habe mit unzureichenden Auflagen reagiert und so dem Verfall Vorschub geleistet. „Die aktuellen Maßnahmen nach dem Teileinsturz werfen weitere Fragen auf“, heißt es weiter. Besonders kritisch sieht der AKI die offenbar widersprüchliche Gefahreneinschätzung: Während an der Nordseite weiterhin Bauschutt in Netzen abgefangen wird und Passanten potenziell gefährdet sind, sei die weiträumige Sperrung an anderer Stelle „unverhältnismäßig“.

Unverständlich sei vor allem die plötzlich geforderte Komplettzerstörung der oberen Fachwerkgeschosse. „20 Prozent Schaden dürfen nicht zu 100 Prozent Abriss führen“, mahnt der Verein. Der Akutschaden an der Rückseite bedrohe keineswegs das gesamte Gebäude. Ein Abriss bis auf das Erdgeschoss würde ein „klägliches Rudiment“ hinterlassen – und ein „beschämendes Ende“ für ein historisches Wahrzeichen und jahrelanges bürgerschaftliches Engagement.

Klare Forderungen an Stadt und Eigentümer

Der AKI appelliert mit Nachdruck an Stadtverwaltung und Eigentümer, die Verantwortung für den Erhalt dieses Kulturdenkmals zu übernehmen. Die Stadt dürfe „nicht dem augenscheinlichen Willen des Eigentümers folgen“, sondern müsse ihrer Rolle als Bewahrerin des öffentlichen Interesses gerecht werden. Der Eigentümer sei in der Pflicht, entweder endlich Verantwortung zu übernehmen – oder das Gebäude in sachkundige Hände zu übergeben.

Das Fachwerkhaus Brüderstraße 7 gilt als ein stadtbildprägendes Denkmal im historischen Zentrum von Halle. Es steht seit Jahren leer – nun droht der endgültige Verlust eines wichtigen Teils hallescher Stadtgeschichte. Der Arbeitskreis Innenstadt ruft die Öffentlichkeit auf, wachsam zu bleiben und sich für den Erhalt dieses wertvollen Bauwerks einzusetzen.