Die älteren Bonnerinnen und Bonner werden sich vielleicht noch gut an ihn erinnern. Jetzt ist Werner Grigutsch im Alter von 88 Jahren gestorben. Der frühere Bonner Journalist und Gründer der „Ur-Bonner“ starb seinem Sohn Thomas zufolge nach kurzer schwerer Krankheit.
Eigentlich sei sein Vater kein echter Bonner gewesen, erzählt der Sohn. Doch während des Zweiten Weltkriegs verschlug es die Großmutter mit seinem Vater über Umwege nach Bonn, da dort bereits Verwandte lebten. So wuchs der Vater in der damaligen Bundeshauptstadt auf. Später gründete er in Endenich eine eigene Familie. Sohn Thomas ging noch zur Grundschule, als die Eltern mit ihren Kindern in ein eigenes Haus nach Morenhoven/Swisttal umzog. Da war Werner Grigutsch bereits fest etabliert als Journalist der Bonner Republik und Zeitzeuge des bundespolitischen Geschehens.
Nach ersten beruflichen Stationen unter anderem im Bonner Büro der New York Times absolvierte er ein Volontariat bei der Nachrichtenagentur Reuters. Später wechselte er zu Inter Nationes, wo er bis zu seinem Eintritt in den Ruhestand 2000 tätig war. Inter Nationes war 1952 in Bonn gegründet worden, um vor allem in den USA , aber auch weltweit Informationen und Literatur über Deutschland zu verbreiten. In Bonn organisierte Inter Nationes unter anderem die Betreuung ausländischer Staatsgäste und Staatsbesuche, für die auch sein Vater zuständig gewesen sei, berichtet Sohn Thomas. 2002 fusionierte Inter Nationes mit dem Goethe-Institut.
Über seine Tätigkeit begegnete Werner Grigutsch oft politischen Persönlichkeiten – von Konrad Adenauer über Willy Brandt bis Helmut Schmidt. Darüber berichtete er auch in der WDR-Dokumentation „Die Straße der Macht – Die Adenauerallee“ aus dem Jahr 2015. Wenn er in letzter Zeit mit seinem Vater als Beifahrer im Auto über die Adenauerallee fuhr, habe dieser nur noch mit dem Kopf geschüttelt, dass die einstige „Straße der Macht“ jetzt so viel Platz für Radler bekommen soll, erzählt Sohn Thomas.
2000 zogen Werner Grigutsch und seine Frau zurück nach Bonn und wurden Wahl-Kessenicher. Die Hände legte der frischgebackene Rentner nicht in den Schoß: Er gründete noch im selben Jahr gemeinsam mit dem bereits 2007 verstorbenen Fritz Schichterich – einem bekannten Fußballer des Bonner FV der 1950er- und 60er-Jahre – den Club der „Ur-Bonner“. Über zwei Jahrzehnte hinweg traf er sich seither regelmäßig mit bis zu 100 Gleichgesinnten, um die Geschichte der Stadt und den Bönnschen Dialekt lebendig zu halten. Mehrmals luden auch Bonns Oberbürgermeister die „Ur-Bonner“ zum Empfang ins Alte Rathaus ein. Über den doch recht ungewöhnlichen Club berichtete hin und wieder auch der General-Anzeiger, dem Grigutsch als interessierter Leser und fleißiger Leserbriefschreiber bis zu seinem Tod treu geblieben ist.