Die Deutschen müssen nach Ansicht von Wirtschaftsministerin Katherina Reiche mehr und länger arbeiten. „Es kann auf Dauer nicht gut gehen, dass wir nur zwei Drittel unseres Erwachsenenlebens arbeiten und ein Drittel in Rente verbringen“, sagte die CDU-Politikerin der Frankfurter Allgemeinen Zeitung. Der demografische Wandel sowie die steigende Lebenserwartung der Bevölkerung machten eine Steigerung der Lebensarbeitszeit unumgänglich.

Dazu müssten mehr Anreize geschaffen werden, forderte Reiche. Im Gegenzug solle die Frühverrentung unattraktiver gemacht werden, indem Anreize dafür gestoppt werden. Was im schwarz-roten Koalitionsvertrag zu wirtschaftlichen Reformen stehe, werde „auf Dauer nicht reichen“, um wettbewerbsfähig zu bleiben, sagte sie. 

Reiche sieht System unter Druck

Das Renteneintrittsalter in Deutschland wird seit 2012 schrittweise angehoben und wird bis 2031 voraussichtlich bei 67 Jahren liegen. Ein früherer Eintritt in die Rente ist dabei möglich, ist aber mit Abschlägen verbunden. Ausnahmen gelten teilweise für besonders langjährig Versicherte und schwerbehinderte Menschen. Die Bundesregierung will sich laut Koalitionsvertrag für „mehr Flexibilität beim Übergang vom Beruf in die Rente“ statt einer weiteren Erhöhung des Rentenalters einsetzen. 

Mit den aktuellen Regelungen stießen die Renten-, Kranken- und Pflegeversicherungen an ihre Grenzen, auch die sozialen Sicherungssysteme seien überlastet. „Die Kombination aus Lohnnebenkosten, Steuern und Abgaben machen den Faktor Arbeit in Deutschland auf Dauer nicht mehr wettbewerbsfähig“, schloss die Wirtschaftsministerin daraus. 

Kretschmann: Müssen wieder mehr „ranklotzen“

Auch bei den Arbeitsstunden sei Deutschland eher Schlusslicht, sagte Reiche weiter. Die Deutschen würden im internationalen Vergleich „vergleichsweise wenig“ arbeiten. So hätten ihr Unternehmen mit Standorten sowohl in Deutschland als auch den USA berichtet, dass die deutschen Angestellten im Schnitt 1.340 Stunden im Jahr arbeiten würden, die US-amerikanischen Mitarbeitenden hingegen 1.800 Stunden.

© ZEIT ONLINE

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In eine ähnliche Kerbe schlug auch Baden-Württembergs Ministerpräsident Winfried Kretschmann (Grüne). Dieser sagte im SWR Aktuell-Sommerinterview, es müsse „wieder mehr und vor allem effizienter“ gearbeitet werden. Man sehe an vielen Stellen, „dass die Zeiten härter und schwieriger werden“, sagte Kretschmann und nannte die Autoindustrie, wo China weit aufgeholt habe. Auch der Druck aus den USA in Form von Zöllen sei eine Belastung für die Wirtschaft, die in einer „Zangensituation“ sei. Man müsse wieder mehr „ranklotzen“, sagte der Grünenpolitiker.

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