Trauer in Emmerich um Hein Driessen. Der weit über die Stadtgrenzen hinaus bekannte Maler starb am Freitag im Alter von 92 Jahren. Mit ihm verliert die Stadt nicht nur einen ihrer bekanntesten Bürger, sondern auch einen Kultur-Botschafter.
Jahrzehnte war der Ur-Emmericher umtriebig, produktiv, ließ sich nicht unterkriegen und war (fast) immer frohen Mutes. Er war eines der letzten Originale zwischen Rhein und Hetter. In Emmerich redete er mit, sagte seine Meinung – und redete den Stadtvätern ins Gewissen, wenn sie seiner Meinung nach seine geliebte Heimatstadt nicht richtig behandelten.
Schon sein Vater wollte Künstler werden – und wurde Lehrer. Sein ältester Sohn dagegen schlug das künstlerische Fach ein. Er verkroch sich nie ins stille Kämmerlein. Kontaktfreudig wie er war, suchte er Freunde für seine Kunst und fand sie. Und er lebte von der Kunst, wie er immer wieder betonte.
Hein Driessen besuchte die private Hochschule für bildende Kunst in Essen und die Werkkunstschule Düsseldorf. 1955 wurde er mit dem Bundespreis der Werkschulen Deutschlands ausgezeichnet. Danach wurde er mit Werken für den öffentlichen Raum in der Region Niederrhein bekannt. Mit seiner Kunst in Form von Mosaiken, Plastiken und Keramikarbeiten hat Driessen Spuren unter anderem in Krefeld, Neuss, Wesel und Xanten hinterlassen und wandte sich daraufhin vermehrt der Landschaftsmalerei zu.
Sein erstes Atelier in Emmerich hatte er in der zweiten Etage eines Hauses am Fischerort, dort, wo jetzt „Alexander Moden“ ist. „De wette Telder“ in der Steinstraße hatte er 15 Jahre, bevor er 1995 zur Rheinpromenade umzog. Die Familie baute am Schafsweg, einige Handwerker ließen sich mit Driessen-Bildern bezahlen.
Hein Driessen hat einen großen Teil seines Lebens in einem idyllischen Fischerdorf auf Mallorca verbracht. Für den Emmericher Künstler war Cala Figuera zur zweiten Heimat geworden. Zum Jahresende 2012 schloss Driessen die Galerie auf der Insel, in der er 40 Jahre lang gearbeitet und Besucher aus aller Welt empfangen hatte. „Zum einen spielt natürlich das Alter eine Rolle. Auf der anderen Seite haben die Mietpreise auf Mallorca inzwischen astronomische Höhen erreicht. Deshalb haben meine Frau Ute und ich uns zu diesem Schritt entschieden“, erzählte Hein Driessen 2012 in seinem Atelier an der Rheinpromenade.
Bereits als Student hatte der Künstler den Ort im Südosten der spanischen Insel kennen und lieben gelernt – Ende der 50er Jahre hatte Driessen Mallorca im Auftrag der Deutschen Gesellschaft für Internationalen Jugendaustausch besucht. 1972 erkor der Maler das von der Sonne verwöhnte Dorf zu seinem Zweitwohnsitz. „Seitdem habe ich Jahr für Jahr viele Monate auf Mallorca verbracht“, sagte Driessen damals, der von den Einheimischen ganz schnell als einer der Ihren betrachtet wurde. 1992 richteten die Mallorquiner ein großes Fest zu Ehren des Künstlers aus – der Bürgermeister überreichte dem beliebten „Artista pintor“ eine Plakette. Mit seiner offenen Art hatte der Niederrheiner im Süden schnell neue Freunde gefunden.
Neben zehn prall gefüllten Gästebüchern, die Hein Drießen mit nach Emmerich brachte, sorgten 40 Jahre Mallorca für ein Füllhorn an Anekdoten. So spielte der Künstler im Film „Hotel Paradies“ eine Nebenrolle – Hauptdarstellerin Grit Boettcher war begeistert vom schauspielerischen Talent des Malers. Der ehemalige Verteidigungsminister Volker Rühe, der bekannte Sportreporter Manfred Breuckmann oder die vor vielen Jahren gestorbene Swing-Legende Hazy Osterwald – sie alle genossen Heins Driessens Gastfreundschaft im sonnigen Süden. Durch Mallorca wurde der Emmericher Künstler international bekannt. „ 5000 meiner Bilder hängen überall auf der Welt“, so Driessen einmal.
Prägend war der Maler für seine Heimatstadt. So zum Beispiel an der Emmericher Promenade, wo er durchsetzte, dass vor seiner Galerie die „Hüsch-Weide“ entstand. Das bronzene Gebilde erinnert an den verstorbenen Kabarettisten Hanns-Dieter Hüsch, mit dem Hein Driessen eng befreundet war. Die Hüsch-Weide prägt Emmerichs schönste Seite und wird immer nicht nur an Hüsch, sondern auch an seinen Freund erinnern.
Zahlreiche Ausstellungen in der Stadt und darüber hinaus haben die Menschen mit der Kunst von Hein Driessen bekannt gemacht. Er verstand sich natürlich auch als Niederrhein-Maler – aber Driessen war in vielen Bereich der bildenden Kunst zuhause.
Welchen Stellenwert er für die Stadt hatte, macht ein Ereignis aus Oktober 2017 deutlich. Im Stadttheater gab es einen festlichen Empfang: Hein Driessen wurde 85 Jahre alt, Ehefrau Ute 80 Jahre, gemeinsam feierten sie ihr 60-jähriges Ehejubiläum – und seit 60 Jahren war Driessen freischaffender, bildender Künstler.