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Russlands Wirtschaft unter Druck: Ein führender Stahlhersteller beklagt „scharfe“ Verluste durch westliche Sanktionen. Der Kreml gerät in Bedrängnis.

Moskau – Die Hiobsbotschaften für Russlands Wirtschaft reißen nicht ab. Erst im Juni 2025 warnte der Chef eines großen russischen Stahlherstellers davor, dass die zu hohen Leitzinsen die Nachfrage beim Stahl „erwürgen“ und die Profitabilität beschneiden. Produktionskürzungen und Werksschließungen stünden bevor. Jetzt untermauern aktuelle Zahlen eines großen Stahlherstellers diese Bedenken.

Russlands Stahl-Wirtschaft in der Krise – alle Segmente schrumpfen

Jetzt hat Russlands zweitgrößter Stahlhersteller einen „scharfen“ Verlust bei der Produktion gemeldet. Sanktionen, Exporthürden und eine schwächelnde Nachfrage im Inland üben angeblich zunehmenden Druck auf Russlands Stahlindustrie aus. Das berichtete die Moscow Times unter Berufung auf Informationen des Stahlkonzerns Magnitogorsk Iron and Steel Works (MMK). In einer Quartalsmeldung gab das Unternehmen an, dass die Stahlproduktion im Jahresvergleich um 18 Prozent geschrumpft war und nurmehr 5,2 Millionen Tonnen betrug.

Wladimir Putin auf dem Weg nach Magnitogorsk.Wladimir Putin auf dem Weg nach Magnitogorsk (Symbolfoto). Ein großer russischer Stahlhersteller erleidet „scharfe“ Verluste. Ein Grund dafür sind westliche Sanktionen. Der Kreml steht vor Problemen. © IMAGO / ITAR-TASS

Der Absatz sei über alle Segmente hinweg geschrumpft. Beim Walzstahl steht ein Minus von 13 Prozent auf dem Papier, bei Langprodukten waren es minus elf Prozent und beim Edelstahl fast minus 20 Prozent. Analysten der staatlichen Promsvyazbank sprachen von einem „erwartbar schwachen“ Quartal und verwiesen ebenfalls auf die schwache inländische Nachfrage. Die Ursache hierfür liege bei den hohen Leitzinsen, festgelegt von der russischen Zentralbank unter Elvira Nabiullina.

Im ersten Quartal 2025 meldete MMK einen Verlust von 1,2 Milliarden Rubel, umgerechnet rund 13,1 Millionen Euro. Ähnlich soll es aber der ganzen Industrie gehen. Auch Novolipetsk Steel, die Nummer eins an Russlands Stahlmarkt, habe einen Nettoverlust berichtet – 2024 fiel der mit 3,2 Millionen Euro jedoch deutlich geringer aus als der von MMK.

Rückschläge für Russlands Wirtschaft – Stahl-Exporte brechen ein

Für den Kreml ist das kein kleines Problem. Die russische Stahlindustrie ist seit langer Zeit ein tragender Pfeiler für die Schwerindustrie im Land. Noch im Jahr 2023 exportierte Russland 11,6 Millionen metrische Tonnen Stahl ins Ausland, was schon einen Rückgang um 22,3 Prozent gegenüber den Zahlen von 2015 bedeutet. Der Exportwert schrumpfte zwischen 2022 und 2023 um 39,1 Prozent.

Die auf Stahl spezialisierte Marktforschungsplattform SteelRadar warnt, dass Russlands Stahlproduktion auch unter dem erstarkenden Rubel, verstärkter Konkurrenz aus China sowie niedrigen globalen Preisen für Stahl leide. Je stärker der Rubel ist, umso mehr beschädigt er die Wettbewerbsfähigkeit von russischen Exporten, weil diese automatisch teurer werden. Trotz allem hätten die heimischen Hersteller damit begonnen, die Preise für Kunden innerhalb Russlands zu heben. Dies verargumentieren sie mit wachsenden Produktionskosten.

Vor der russischen Invasion der Ukraine hatte Russland 40 Prozent seiner Stahlproduktion exportiert. Seitdem ist diese Zahl signifikant gesunken. MMK konnte früher zehn bis 15 Prozent seines Outputs exportieren, heute kommt das Unternehmen nicht mehr über zehn Prozent. Der Hersteller Severstal exportiert noch zehn bis 15 Prozent, während der Stahlhersteller (der nicht sanktioniert wurde) seine Zahlen gar nicht erst veröffentlicht. Was mit dem nicht exportierten Metall passiert, hängt von seiner Art ab. Teilweise speist das Land andere Industriezweige damit: Mittels eines Exportverbots für Schrottmetall will Russland zum Beispiel die heimischen Verarbeiter hochlaufen lassen. Und teilweise lagert es das Metall einfach ein.

Sanktionen drücken auf Russlands Wirtschaft – Kreml sucht nach Lösungen

Die schwächelnde Stahlbranche ist dabei nur ein Symptom für eine großflächige Schwäche innerhalb von Russlands Wirtschaft. Auch die wichtige Energiesparte leidet aktuell unter einbrechenden Exporten. Weil Russlands Einnahmen aus dem Verkauf von Öl und Gas derzeit deutlich zurückgehen, musste der Kreml schon anderweitig das Budget beschneiden. Einige wichtige Investitionen fielen dieser Maßnahme zum Opfer. Aus der Kohleindustrie kamen zuletzt ebenfalls Warnungen.