Eine Zusammenkunft mit Canetti war immer ein Fest. Seine Intensität, seine Freude am Leben, seine Neugierde übertrugen sich unmittelbar auf seinen Gesprächspartner. Allein durch seine Anwesenheit fühlte man sich erhoben. Es ist schwer zu sagen, was einem zuerst auffiel: die Augen, mit denen er tief ins Innere blickte, seine Kopfhaltung, leicht geneigt, sodass er einen genauer erfassen konnte, die Haltung des Körpers, der verschwand, weil er rein im Dienste seines scharfsinnigen Kopfes stand, die geringe Statur, die man nicht wahrnahm, weil an Canetti alles groß war, die Kleidung, die immer bürgerlich konventionell war, sogar spießbürgerlich zuweilen, oder die Gesten, die schnell, blitzartig seine Worte begleiteten, seine Aussprache, die weder echt wienerisch und bestimmt nicht deutsch war und von weit her kam, als ob sie ganz Europa umfassen wollte. Die Sprachen, die er kannte, hatten sich alle in dieser gerundeten Aussprache verflüchtigt.