Lust darauf machen, das ganze Buch zu lesen – das wünscht sich Manuela Fritz, wenn sie jetzt zum ersten Mal aus ihrem Buch „Im Namen des Volkes“ lesen wird. Und es gibt mindestens drei Gründe, warum das gelingen sollte, wenn die Autorin dieser Tage nach Neubrandenburg kommt.
Berufliche und persönliche Erfahrungen
Justiz und Rechtsprechung versprechen zweifellos spannende Themen. Überdies erzählt Manuela Fritz von ihren beruflichen (und persönlichen) Erfahrungen in zwei Gesellschaftssystemen, die viele Leser/Zuhörer an ihre eigenen Lebenswege in der DDR und im wiedervereinten Deutschland erinnern dürften.
Und drittens führt das Lesungsdebüt die Autorin quasi in ihre Heimat: Geboren in Mirow als Manuela Nadler, aufgewachsen zunächst in Neustrelitz und Wesenberg, hatte sie schließlich in der Vier-Tore-Stadt ihre Schulzeit verlebt und 1976 an der damaligen EOS „Friedrich Engels“ das Abitur abgelegt.
Ihr Traumberuf stand damals schon fest: Bereits seit der 9. Klasse hatte sie Richterin werden wollen, erzählt die heute 68-Jährige. Sie hat sich diesen Traum erfüllt, in Berlin Jura studiert, 1981 dann am Kreisgericht Oranienburg angefangen.
Ohne Bitterkeit nach gesellschaftlichem Wandel
Nach der Wende konnte sie ihren Berufsweg am nunmehrigen Amtsgericht fortsetzen – wenngleich die übernommenen ostdeutschen Richter eher „geduldet“ und beargwöhnt wurden, stellt sie fest. Gemäß einer Regelung im Einigungsvertrag wurden die DDR-Jahre übrigens auch nicht für die Pension angerechnet, weil Richter vorgeblich nach politischen Kriterien entschieden hätten.
Manuela Fritz, Autorin des Buches „Im Namen des Volkes – Richterin in zwei Systemen von 1981 bis 2022“ (Foto: privat)
„Dagegen verwahre ich mich“, stellt Manuela Fritz klar, zieht aber insgesamt keineswegs eine bittere Bilanz: Ebenso wie viele Altersgefährten, die sie noch aus der Schulzeit kennt, habe sie ihre Bildung und Kompetenzen nutzen können, um auch unter veränderten gesellschaftlichen Verhältnissen Fuß zu fassen. Das machte immerhin den Großteil ihres insgesamt 41 Jahre währenden Berufslebens in zwei Systemen aus.
Fallbeispiele aus dem Familienrecht
Hauptanliegen der Richterin, die sich vor allem dem Familien- und später Zivilrecht widmete, war stets der Wunsch nach „Lösungen, mit denen sich beide Parteien hinterher in die Augen sehen können“ – nach Schlichtung, Kompromissen, Vergleichen.
Nicht immer war das möglich, wie sie im Buch an einigen exemplarisch ausgewählten Fallbeispielen beschreibt: Da konnte auch schon mal ein Hund zum Scheidungsgrund werden, die homosexuelle Beziehung eines Partners die Illusion einer glücklichen Kleinfamilie beenden oder die Ehe zweier älterer Menschen unwiederbringlich zerrüttet sein. Credo der Richterin war und blieb dabei, niemals nur die Akten zu sehen, sondern immer auch die Auswirkungen für die Menschen.
Alleinerziehend und voll im Beruf
Manuela Fritz schreibt aber nicht nur über Berufliches. Sie erzählt auch von DDR-Erfahrungen, wie sie viele Menschen teilen können: vom umfassenden Schulsystem über die langwierige Auto-Anmeldung bis zu den Segnungen eines Ehekredits … nicht zu vergessen von der Selbstverständlichkeit, als Frau und auch als alleinerziehende Mutter, wie Manuela Fritz eine war, voll berufstätig zu sein.
Nach der Wende war sie damit eine Exotin, aber sie schaffte es, samt allem nötigen Hinzu-Lernen auch Zeit für ihre Kinder zu haben: „Was mir wichtig ist, dem ordne ich anderes unter. Zum Glück bin ich sehr strukturiert“, resümiert sie ganz sachlich.
Wie der „Kulturschock“ zur Heimat wurde
Zunächst „nur für die Kinder“ (und Enkel) nahm sie mit dem Ruhestand 2022 dann auch das Schreiben in Angriff. Dabei erzählt sie auch von ihren Wurzeln; von jenen Umständen, die die Eltern nach Mecklenburg führten, wo der Vater viele Jahre LPG-Vorsitzender in Wesenberg war; von dem „Kulturschock“ für sie und ihren Bruder mit dem Umzug von der ungebundenen Kindheit auf dem Lande in die aufstrebende Bezirksstadt.
Doch Neubrandenburg wurde ihr zur Heimat und habe sich „toll entwickelt“, findet die Autorin. Noch bis 1994 hatten ihre Eltern in der Vier-Tore-Stadt gelebt; später studierten Tochter und Schwiegersohn hier und bekamen hier auch ihr erstes Kind. Einer besonders langjährigen Freundschaft ist nun auch die erste Lesung zu verdanken.
Manuela Fritz‘ Buch „Im Namen des Volkes – Richterin in zwei Systemen von 1981 bis 2022“ ist bei Amazon erhältlich (187 Seiten, ISBN 979-8307797396). Daraus lesen wird die Autorin am 28. Juli um 11 Uhr in der SCN-Kanutrainingsstätte, Schillerstraße 6, in Neubrandenburg.
Das unabhängig veröffentlichte Buch ist bei Amazon erhältlich. (Foto: Verlag)