Mannheim. Versetzung akut gefährdet: Kurz vor den baden-württembergischen Sommerferien gab es Zeugnisse für Mannheims Brücken. Und die Zensuren fallen verheerend aus. Da drängen sich Fragen auf: Sind die Brücken in der Stadt überhaupt noch sicher? Wie geht Mannheim die Sanierung an und woher soll das Geld dafür kommen? Drohen Sperrungen? Und wie steht es um die beiden großen Rheinbrücken nach Ludwigshafen? Das beantworten Alex Stork, Abteilungsleiter Ingenieurbau und Straßentechnik beim Mannheimer Stadtraumservice, und die zuständige Bürgermeisterin Diana Pretzell (Grüne) in der aktuellen Folge des Podcasts „Mensch Mannheim“.
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Mehr dazu in unserer Datenschutzerklärung.Kleiner Überblick: Wie genau fallen die Brücken-Noten aus?
Wirklich schlecht. Knapp 53 Prozent der rund 100 Mannheimer Brücken haben eine Note zwischen 3 und 4 – wobei 4 die schlechteste Zensur ist. Ein Drittel wird sogar schlechter als 3,5 eingestuft.
Sind Mannheims Brücken überhaupt noch sicher?
Man müsse sich keine Sorgen machen, so Alex Stork im Podcast. Bilder wie von der einstürzenden Karolabrücke in Dresden werde es aus Mannheim nicht geben. „Insofern würde ich mich ein Stück weit aus dem Fenster lehnen und sagen: Das kommt bei uns nicht vor.“ Das liege vor allem daran, dass die Bauweise der Brücken in Mannheim eine ganz andere sei. Drohendes Versagen einer Brücke würde sich frühzeitig durch Risse ankündigen. Und Diana Pretzell ergänzt: „Die Brücken, die besonders kritisch sind, sind in einer ganz engmaschigen Kontrolle.“
Heißt das, es könnten auch Sperrungen drohen?
Naja, teilweise gibt es die bereits. So darf der Schwerlastverkehr seit 2019 nicht über die BBC-Brücke fahren. Und nachdem Mängel entdeckt wurden, ist die Straßenbahnrampe, die hinter dem Schloss auf die Konrad-Adenauer-Brücke führt, außer Betrieb genommen worden. Sperrungen für den Pkw-Verkehr sind laut Stork aber „aktuell nicht notwendig“.
Neu gebaut werden muss die Konrad-Adenauer-Brücke. Gibt es einen Zeitplan?
In zehn Jahren könnte es so weit sein, deutet Pretzell an. Und auch Stork sieht das so: „Ich bin da sehr zuversichtlich. Ja, schaffen wir.“ Derzeit gebe es Überlegung, die neue Brücke neben der bestehenden zu errichten und sie anschließend hydraulisch an ihren richtigen Ort zu heben. Dadurch könne der Verkehr auf der bestehenden Konrad-Adenauer-Brücke weiter fließen – eine Sperrung über Jahre hinweg könnte sich die Region nicht erlauben. Mann wolle „diesem enorm wichtigen Wirtschaftsraum solche Verkehrswege in der möglichst großen Form zur Verfügung zu stellen und die Einschränkungen so gering wie möglich“ halten, sagt Stork.
Diana Pretzell und Alex Stork nach der Podcast-Aufnahme mit Timo Schmidhuber (l.) und Florian Karlein. © Florian Karlein
Was wird der Neubau der Konrad-Adenauer-Brücke kosten?
Aktuelle Schätzungen gehen laut Fachmann Stork von 300 Millionen Euro aus. In der laufenden Planung werde sich das genauer sagen lassen.
Für alle Brücken wird Geld gebraucht. Wo soll das angesichts leerer Kassen herkommen?
Gerade bei den beiden Rheinbrücken setzen Stork und Pretzell auf massive Förderung von Bund und Land – schließlich handele es sich um Bundesstraßen mit überregionaler Bedeutung. Pretzell spricht bei der Adenauer-Brücke sogar von „absoluter Priorität“. Für die restlichen Mannheimer Brücken sieht der Brückenbericht in den kommenden zehn Jahren einen Bedarf von 15 Millionen Euro pro Jahr vor. Aber reicht das? „Wir werden sicherlich mehr als die 150 Millionen brauchen“, sagt Pretzell und erklärt im Podcast, wieso. Auf die Frage, wie viel Geld mehr benötigt werden könnte, antwortet Stork: „Das können wir noch nicht kalkulieren.“
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Wie wird die Sanierung der Kurt-Schumacher-Brücke über den Rhein ablaufen?
Nach derzeitiger Planung soll die Hochstraße-Nord, die sich in Ludwigshafen an die Schumacher-Brücke anschließt, Mitte des nächsten Jahres abgerissen werden. Dann, so Stork, soll auch die Brücke für die Sanierung außer Betrieb genommen werden. 60 Millionen Euro soll das kosten, aktuell laufen die Prüfungen. „Das würde ich ausschließen wollen“, sagt Stork auf die Frage, ob doch noch ein Neubau drohen könnte. Er glaubt, nach der Ertüchtigung könne die Schumacher-Brücke mehr als 20 Jahre weiter genutzt werden.
Um was geht es in der aktuellen Folge des Podcasts noch?
Pretzell und Stork besprechen mit den beiden „MM“-Lokalchefs Florian Karlein und Timo Schmidhuber weitere Fragen zu Mannheims Brücken: Es geht etwa um kurzfristige Instandhaltungsarbeiten an der Konrad-Adenauer-Brücke und deren Auswirkungen auf den Verkehr. Besprochen wird aber auch, dass es die lange Zufahrtsrampe aus der Bismarckstraße künftig nicht mehr geben könnte. Ob es bei vielen Brücken zum Verkehrschaos kommt, beantwortet Diana Pretzell, die im zweiten Teil des Podcasts auch über die Sparauflagen spricht, mit denen der Mannheimer Haushalt saniert werden muss. Sie rechnet damit, dass einige Investitionen und Maßnahmen gestrichen werden müssen: „Es wird vor allem wehtun, weil wir sicher Dinge, die wir uns lange gewünscht haben, jetzt nicht sofort umsetzen können, sondern auch erstmal Pause drücken müssen.“
© Manfred Rinderspacher