In Großbritannien ist heute ein neues Gesetz in Kraft getreten, das mehr Sicherheit und Schutz für Jugendliche zum Ziel hat. Bevor Nutzer künftig auf Dating-Apps wie Grindr oder Scruff zugreifen können, müssen sie eine Altersverifikation durchlaufen. Gleiches gilt für jedweden Besuch von Homepages mit expliziten sexuellen Inhalten sowie natürlich ebenso bei Pornoseiten. Auch Touristen, die auf der Insel Urlaub machen, sind davon ab heute betroffen. 

Altersverifikationen in Europa

In Deutschland wird ein ähnliches Vorgehen bereits seit geraumer Zeit diskutiert, einhergehend auch mit Social-Media-Verboten für Unter-16-Jährige. In einigen US-Bundesstaaten ist die Altersüberprüfung bereits Fakt. In mehreren EU-Länder (Dänemark, Frankreich, Spanien, Griechenland, Italien) begann Mitte Juli der Testlauf für solche Alterschecks, danach soll das Verfahren europaweit eingeführt werden, ab Ende 2026 auch in Deutschland. Die neuen Maßnahmen sind Teil der Umsetzung des Digital Services Acts (DSA), der großen Internetplattformen strengere Auflagen macht. Der britische Safety Act verlangt dabei von allen Online-Usern, sich mittels Personalausweisen und Foto zu verifizieren. 

Grindr startet Alterskontrollen 

Der schwule App-Anbieter Grindr reagierte bereits auf die neuen Richtlinien und erklärte seinen Kunden, die Daten würden verschlüsselt übermittelt werden und zudem nur für den Altersnachweis verwendet – anschließend erfolgt die Löschung. Die Dating-Plattform benutzt dazu eine biometrische Verifizierungstechnologie namens FaceTec, wobei die Daten und Bilder der Nutzer außerhalb von Grindr verarbeitet werden. Das Verfahren klingt sicher, mancherorts in der britischen Gay-Community besteht allerdings noch Skepsis, denn gerade Grindr hat eine eher unrühmliche Vergangenheit, wenn es um das Thema Datenschutz geht.

Kritik von Unternehmen und queeren Vereinen 

Andere Anbieter wie Pornhub sehen das Verfahren sehr kritisch, aus Protest haben sie in den USA bereits in mehreren Bundesstaaten die Webseite ganz offline gesetzt. Das Unternehmen betonte dabei, dass es sich nicht gegen den Jugendschutz ausspreche, aber die Verantwortung darüber mehr in den Händen der Eltern sieht, denn auch die aktuellen Verifizierungsprogramme können leicht umgangen werden, beispielsweise mittels einer verschlüsselten Verbindung zwischen dem Gerät des Users und dem Internet, VPN genannt. 

In Großbritannien äußerten außerdem einzelne Verbände aus der Community bereits die Befürchtung, dass dadurch gerade jene Menschen vom schwul-lesbischen Dating-Leben abgehalten werden könnten, die Angst vor einem Coming-Out haben und bisher anonym online gegangen sind. Ähnlich kritisch sehen das auch LGBTIQ+-Verbände anderenorts, die Kernbedenken sind dabei, dass Angebote rund um die sexuelle Orientierung oder Geschlechtsidentität künftig womöglich auch hinter einer Altersschranke verschwinden werden und für viele Jugendliche dann nicht mehr abrufbar sind. Es drohe so erneut Diskriminierung und Vereinsamung.