Mit unserer Reihe „Augsburger Anekdoten“ erzählen wir kleine Geschichten mitten aus dem Leben unserer Stadt.

Brief nach sieben Jahren zugestellt. Ellena von Dohlen ist 67, Augsburgerin und liebt das Unterwegssein. Seit Anfang Juli tourt sie mit ihrem alten, zum Camper umgebauten VW-Postwagen durch Norddeutschland – übernachtet auf Stellplätzen, erkundet Orte, trifft Menschen. Und liefert Briefe aus. Alte Briefe. Denn als sie vor zwei Monaten die kaputte Windschutzscheibe ihres Postwagens austauschen ließ, kamen mehrere Schreiben zum Vorschein – teils zehn Jahre alt, zwischen Scheibe und Armaturenbrett gerutscht. Meist Werbesendungen, aber auch ein amtliches Schreiben: ein Brief vom Amtsgericht Bremervörde. „Der war von 2018“, erzählt von Dohlen am Telefon, „und ging an den Gemeindevorstand von Amelinghausen.“ Eine kleine Gemeinde, 60 Kilometer südlich von Hamburg. Als sie dort vorbeikam, suchte sie die Adresse, fand ein schlichtes Wohnhaus. Den Adressaten des Briefes aber nicht. Eine junge Frau vom Hof gegenüber klärte auf: Der Brief war für ihren Schwiegervater, der viele Jahre Gemeindevorstand im Ort war. „Es ging wohl um eine Erbsache“, meint von Dohlen. Der Brief sei angekommen, sieben Jahre zu spät, aber immerhin. „Ein verschollener Liebesbrief war leider nicht dabei“, sagt sie und lacht.

Die Augsburgerin Ellena von Dohlen hat einen Brief aus dem Jahr 2018 zu seinem Adressaten gebracht.

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Die Augsburgerin Ellena von Dohlen hat einen Brief aus dem Jahr 2018 zu seinem Adressaten gebracht.
Foto: Ellena von Dohlen

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Die Augsburgerin Ellena von Dohlen hat einen Brief aus dem Jahr 2018 zu seinem Adressaten gebracht.

Die Augsburgerin Ellena von Dohlen hat einen Brief aus dem Jahr 2018 zu seinem Adressaten gebracht.
Foto: Ellena von Dohlen

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Gute Laune per Post. „Hallo ein Paket für Dich“, spricht der Paketbote freundlich in die Gegensprechanlage. „Prima, vielen Dank“, kommt es erfreut zurück. Wenige Minuten später liefert der Bote gleich noch mehr gute Laune. Er öffnet die Tür zu einem Geschäft in der Altstadt und wird direkt freundlich begrüßt. Man kenne sich schon, ist zu erfahren. Ein netter Kerl sei der Paketbote, der alle direkt duze und gute Laune versprühe. Der Paketbote bekommt deshalb Leckerlis für den Hund mit und darf sich selbst eine Stärkung aus dem Obstkorb nehmen, der neben dem Tresen steht. Es gibt sie also noch: Die Paketboten, die Päckchen gut gelaunt beim Empfänger abgeben, statt sie ohne Vorankündigung irgendwo unauffindbar abzustellen.

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Der Ulmer Spatz sitzt vor der Bäckerei Cumpanum.

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Der Ulmer Spatz sitzt vor der Bäckerei Cumpanum.
Foto: Michael Hörmann  

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Der Ulmer Spatz sitzt vor der Bäckerei Cumpanum.

Der Ulmer Spatz sitzt vor der Bäckerei Cumpanum.
Foto: Michael Hörmann  

Der interessierte Ulmer Spatz. Die Bäckerei Cumpanum ist in der Region bekannt. Der Handwerksbetrieb hat in Augsburg vier Filialen. Auch in Ulm gibt es einen Standort nahe am Ulmer Münster. Der Ulmer Spatz ist ein Wahrzeichen der Stadt. Und offenbar interessieren sich Spatzen sehr wohl für Cumpanum. Es ist jedenfalls eine besondere Begegnung. Ein Vogel sitzt auf einem Stuhl vor dem Laden und schaut interessiert. An diesem Tag ist allerdings nichts los. An Sonntagen hat Cumpanum in Ulm geschlossen. In Augsburg und anderen Standorten im Übrigen auch. Dieser Ulmer Spatz, so klug er auch sein mag, kommt jedenfalls nicht durchs Ladentor.

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Verzweifelt gsucht: Ein Fahrrad, das an diesen schönen neuen Plätzen geparkt wird.

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Verzweifelt gsucht: Ein Fahrrad, das an diesen schönen neuen Plätzen geparkt wird.
Foto: Richard Mayr

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Verzweifelt gsucht: Ein Fahrrad, das an diesen schönen neuen Plätzen geparkt wird.

Verzweifelt gsucht: Ein Fahrrad, das an diesen schönen neuen Plätzen geparkt wird.
Foto: Richard Mayr

Fahrrad- oder Asphaltstadt? Manchmal reibt man sich beim Vorbeifahren verwundert die Augen und kommt aus dem Staunen nicht mehr heraus. Jetzt gehören Parkplätze in Augsburg ja zu den besonders gefragten Dingen. Und es gibt nicht viele in der Stadt, die fast immer frei sind. Der Trend geht mittlerweile schließlich zum Drittauto. Aber diese drei Stellplätze an der Lechhauser Straße Richtung Lechhausen kurz nach der Johannes-Haag-Straße waren Mauerblümchen. Freiwillig wollte dort fast niemand parken, die Parkbuchten waren schmal und die heutigen Fahrzeuge haben ja alle ein bisschen Adipositas bekommen und sind in die Breite gegangen. Eines Morgens nach dem eigenen Urlaub waren die paar Parkplätze folgerichtig nach Straßenarbeiten verschwunden. Doch siehe da: Die Stadt Augsburg hat die Fläche nicht entsiegelt und ein bisschen Grün geschaffen, sondern höher gelegt und dort jetzt Fahrradstellplätze installiert. Elf Stück, mit massiven, im Boden verankerten Ständern. Schon klar, Fahrradstadt und so, vielleicht auch noch ein paar Fördergelder zum Ausbau. Wer kann da schon widerstehen? Antwort, die Fahrradfahrer. Denn bislang lag die maximale Auslastung dieser neuen Stellflächen bei – Achtung festhalten – genau eins.

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