Für die Herstellung der Pflanzenabbildungen, genannt Zyanotypien, wurde unter Anleitung der Künstlerin Parisa Karimi spezielles Papier und Stoff mit einer Eisenlösung bestrichen, im Dunkeln getrocknet, anschließend mit Blättern und Blüten der Pflanzen Protea, Afra, Moos, Pewen, Grasnelke, Monstera und Kakaobaum bedeckt und belichtetet mit Sonnenlicht. Das intensive Blau und der Pflanzenabdruck bleiben zurück und werden jetzt in den Botanischen Gärten gezeigt.

Zuvor hatten die Studierenden im letzten Semester die koloniale Vergangenheit und Gegenwart botanischer Wissensproduktion bearbeitet. Im Zuge europäischer Expansion seit dem 15. Jahrhundert erschlossen sich europäische Wissenschaftler Wissen um die Nutzbarkeit vieler Pflanzen oft nur mit Hilfe indigener Expertise. Diese Beiträge der indigenen Gemeinschaften wurden dann aber in der Geschichte europäischer Wissenschaft und Wissensproduktion selten anerkannt. Zur Arbeit der Studierenden mit diesem Themenkomplex zählte neben dem Studium wissenschaftshistorischer Literatur zur und neuer Ansätzen aus der Ökologie auch die gemeinsame Arbeit mit der Künstlerin Parisa Karimi. Dies wird in der Ausstellung sichtbar und erlebbar.
Inspiriert durch kreative Schreibübungen kommen durch die Studierenden die Pflanzen Moos, Monstera, Pewen, Protea afra, Grasnelke und Kakaobaum zu Wort, vermittelt durch die Studierenden, nachlesbar in der Ausstellung. Sie beginnt im Foyer der Gewächshäuser und führt ins Freiland der Gärten.

Die beteiligten Studierenden sind namentlich Allegra Bartsch, Hannah Börgelmann, Celine Büchel, Luca Giudice, Tatjana von Grumbkow, Maximilian Heeb, Sonja Kröckel, Enora Pfahl, Elena Pinaeva, Philipp Rohn, Suela Sainclaire, Ann-Kathrin Schneider und Fiona Sprack. Sie haben zu den Pflanzen recherchiert und diskutiert, haben die Ausstellung konzipiert und den Großteil der präsentierten Kunstwerke und Zines selbst gestaltet. Die Ausstellung ist Teil des Lehrforschungsprojekts Botanic Futures am Global Heritage Lab unter der Leitung von Jun.- Prof. Dr. Julia Binter und Joanne Rodriguez, in Kooperation mit Dr. Cornelia Löhne, Wiss. Leiterin der Botanischen Gärten der Uni Bonn, und der Künstlerin Parisa Karimi.

Botanic Futures „markiert den Start einer neuen Forschungslinie des Global Heritage Lab“, erklärt Prof. Dr. Julia Binter. „Unter dem Titel Heritage Ecologies wird erforscht, wie Menschen mit ihrer Umwelt umgehen – etwa durch das Sammeln, Erhalten, Pflegen oder auch Zerstören von Pflanzen, Tieren und Landschaften.“ Durch die lebenden Pflanzensammlungen Botanischer Gärten lässt sich verdeutlichen wie akademisches Wissen über Natur entsteht – und wie es durch künstlerische und gesellschaftliche Positionen erweitert werden kann.